Bitcoin klettert über 116.000 US-Dollar – Anleger setzen auf Zinssenkungen der Fed

Mit einem aktuellen Kurs von 116.337 US-Dollar notiert die größte Kryptowährung der Welt, Bitcoin, aktuell 4,5 Prozent im Plus auf Wochensicht. Das Handelsvolumen zog in den vergangenen 24 Stunden um 22,3 Prozent an.

Dennoch verlagert sich der Fokus der Investoren zunehmend auf Altcoins. Der CMC Altcoin Season Index kletterte von 50 Punkten in der Vorwoche auf aktuell 70 Punkte – ein Niveau, das traditionell als Startschuss für eine Altcoin-Season gewertet wird (Stand: 10:15 Uhr MESZ).

Hoffnung auf US-Zinssenkungen treibt Risikoassets

Der Kryptomarkt hat eine immer größer werdene Erwartungshaltung an die US-Notenbank Federal Reserve. Am 17. September wird die Fed mit hoher Wahrscheinlichkeit die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 4,00 Prozent bis 4,25 Prozent senken.

Anleger spekulieren zudem auf weitere Zinsschritte in den kommenden Monaten. Laut Fed Funds Futures preist der Markt ein Szenario ein, in dem die Leitzinsen innerhalb der nächsten zwölf Monate bis auf rund 3 Prozent fallen könnten. Bis Ende 2026 wird ein Rückgang unter 3 Prozent erwartet.

Die Aussicht auf sinkende Kurzfristzinsen nährt die Hoffnung, dass die Renditen von US-Staatsanleihen nachgeben und damit der Risikoappetit für Kryptowährungen, Aktien und Gold (Goldkurs) steigt.

Fiskalpolitik drückt auf die langen Laufzeiten

Doch die Lage ist komplexer. Am langen Ende der Zinskurve könnten die Renditen hoch bleiben. Grund sind die enormen Finanzierungsbedarfe der US-Regierung. Die Trump-Administration hat ein umfangreiches Paket aus Steuersenkungen und höheren Verteidigungsausgaben verabschiedet. Laut Congressional Budget Office drohen dadurch in den kommenden zehn Jahren zusätzliche Primärdefizite von über 2,4 Billionen US-Dollar. Sollte das Programm dauerhaft umgesetzt werden, könnte die US-Staatsverschuldung sogar um bis zu 5 Billionen US-Dollar steigen.

Um dies zu finanzieren, wird das US-Finanzministerium mehr kurz- und langfristige Anleihen ausgeben – ein Faktor, der die Renditen am langen Ende nach oben treiben dürfte.

"Die höhere Verschuldung und die damit verbundene Angebotswelle bei Treasuries zwingt Investoren zu einem höheren Risikoaufschlag. Das drückt die Anleihekurse und treibt die Renditen nach oben", erklärten Analysten von T. Rowe Price.

Inflation bleibt hartnäckig

Hinzu kommt: Die Inflation zeigt sich resistenter als gedacht. Während die Teuerungsrate im vergangenen Jahr bei 2,4 Prozent lag, stieg sie zuletzt auf 2,9 Prozent – den höchsten Wert seit Januar. Diese Entwicklung erschwert es der Fed, aggressiver zu lockern.

"Investoren fordern höhere Renditen auf Langläufer, um sich gegen Inflationsrisiken und eine mögliche Abwertung des US-Dollars abzusichern", kommentierte Kathy Jones vom Schwab Center for Financial Research.

Wiederholt sich das Muster von 2024?

Ein Blick zurück zeigt, dass die Märkte schon einmal auf eine ähnliche Situation reagierten. Vor der Zinssenkung im September 2024 fielen die Renditen zehnjähriger US-Anleihen auf 3,6 Prozent, stiegen jedoch binnen weniger Monate wieder auf fast 4,8 Prozent. Ursache waren robuste Wirtschaftsdaten, hartnäckige Inflation und wachsende Fiskalsorgen.

Auch diesmal könnte der Effekt einer ersten Zinssenkung schnell verpuffen – mit möglichen Folgen für den Bitcoin.

Was bedeutet der kommende Fed-Entscheid?

Für Mittwoch rechnen die Märkte mit einer über 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit mit einem Zinsschritt um 25 Basispunkte. Ein größerer Schritt um 50 Basispunkte gilt zwar als unwahrscheinlich – könnte aber für eine Rallye über alle Risikoassets hinweg sorgen.

"Ein überraschender 50-Basispunkte-Schnitt wäre ein massives Kaufsignal für BTC", sagte Greg Magadini, Derivatechef bei Amberdata.

Bleibt es hingegen bei einem "normalen" Schritt, erwarten Experten eine Fortsetzung des langsamen Aufwärtstrends.

Autor: Ariva-Redaktion/pg