
Nächste Woche wieder Tech, diese erstmal Einzelhändler
Vor den Nvidia-Zahlen am kommenden Mittwoch waren in dieser Woche alle Augen auf die US-Einzelhändler gerichtet. Mit Walmart, Target und TJX Companies haben drei reichweitenstarke Ladenbetreiber ihre Bücher geöffnet und damit auch Einblicke in die Verfassung der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Entwicklungen um die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump geliefert (es sieht nicht gut aus für die weitere Inflationsentwicklung).
Während Walmart und Target gepatzt haben, lief es für den Bargain-Retailer TJX Companies (TJX Companies Aktie), der auch in Europa mit seinen TK-Maxx-Läden stark expandiert, hervorragend.
Die Furcht vor höheren Preisen und einer wirtschaftlichen Abschwächung treibt Konsumentinnen und Konsumenten in die Arme von auf Rabatten spezialisierten Einzelhändlern. Davon profitierte auch Mitbewerber Ross Stores, wie die am Donnerstagabend vorgelegten Quartalszahlen gezeigt haben.
Umsatz etwas schlechter, Ertrag dafür besser als erwartet
Gegenüber dem Vorjahresquartal legten die Erlöse um 4,5 Prozent auf 5,53 Milliarden US-Dollar zu. Damit wurden die Erwartungen um 10 Millionen US-Dollar verfehlt.
Umso besser lief es hingegen beim Ertrag, der nach standardisierter Rechnungslegung GAAP bei 1,56 US-Dollar pro Aktie und damit um 2 Cent über der Marktprognose lag. Gegenüber dem Vorjahresquartal konnte sich Ross Stores (Ross Stores Aktie), das die Altbestände anderer Einzelhändler aufkauft, um sie rabattiert in seinen Geschäften anzubieten, jedoch nicht verbessern und nahm 3 Cent je Anteil weniger ein.
Rückläufiger Nettogewinn nach schwierigem Quartal
Insgesamt belief sich der auf die Anteilseigner entfallende Nettogewinn auf rund 508,0 Millionen US-Dollar nach 527,15 Millionen US-Dollar im Jahr zuvor. Verantwortlich hierfür waren vor allem höhere Warenkosten sowie ein Anstieg der allgemeinen Betriebsausgaben.
CEO Jim Conroy berichtete von einem volatilen Quartal. Während die Erlöse im Mai sehr stark gewesen seien, habe es im Juni eine Nachfragedelle gegeben, wovon bereits im Juli eine Erholung eingesetzt habe. Den Rückgang der operativen Marge von 95 Basispunkten auf 11,5 Prozent begründete er vor allem mit durch Importzölle entstandenen Kosten.
Unsicherheit und Zölle veranlassen zu vorsichtiger Prognose
Aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten hat sich Ross Stores zu einer vorsichtigen Guidance für das kommende Quartal entschlossen. Erwartet wird ein Anstieg der flächenbereinigten Erlöse von 2 bis 3 Prozent. Der Gewinn pro Aktie soll mit 1,31 bis 1,37 US-Dollar deutlich unter dem Vorjahresniveau von 1,48 US-Dollar liegen. Auch im darauffolgenden Quartal befürchtet das Unternehmen eine Verschlechterung seiner Ertragslage und begründete das wie schon für Q2 mit höheren Importkosten.
Für das Gesamtjahr wird ein Gewinnergebnis von 6,08 bis 6,21 US-Dollar pro Aktie angestrebt gegenüber 6,32 US-Dollar im Jahr zuvor. Die Auswirkungen der Zollpolitik schätzt das Management auf 0,22 bis 0,25 US-Dollar pro Aktie.

Aktie langfristig kaum zuschlagen, kurzfristig mit Gegenwind
Die übertroffenen Gewinnerwartungen kamen bei Anlegerinnen und Anlegern gut an und ließen sie über die knappe Verfehlung beim Umsatz hinwegblicken. In einer ersten Reaktion verteuerte sich die Aktie in der US-Nachbörse um rund 4,0 Prozent, später setzten Gewinnmitnahmen ein und Ross Stores beendete den erweiterten Handel mit einem Plus von 2,1 Prozent.
Gegenüber dem Stand vor einem Jahr hat sich die Aktie damit um 3 Prozent verbilligt. Das spiegelt die schwächere Ertragsentwicklung wider. Die langfristige Performance lässt jedoch auch weiterhin keine Wünsche offen.
Wer das Papier vor 30 Jahren gekauft hat, darf sich über eine Gesamtrendite (inklusive Dividenden) von über 38.000 Prozent freuen, während der US-Gesamtmarktindex S&P 500 eine Performance von "nur" 1.887 Prozent erwirtschaftet hat. Das zeigt, dass auch als langweilig empfundene Geschäftsmodelle langfristig große Anlageerfolge erzielen können.
Fazit: Korrekturen kaufen, Schnäppchen sichern!
Kurzfristig könnte die technische Ausgangslage der Aktie mit einem moderaten Abwärtstrend und einem sich abschwächenden Trendstärkeindikator MACD zu Kursverlusten führen, mittel- und langfristig sollte sich jedoch wieder der jahrzehntelange Aufwärtstrend durchsetzen können.
Auf Basis der unternehmenseigenen Gewinnschätzung ist Ross Stores im laufenden Geschäftsjahr mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23,8 bewertet. Das ist für einen Einzelhändler zugegeben nicht günstig, liegt aber um etwa 28,0 Prozent unter dem historischen Bewertungsmittel der Aktie.
Auch bei anderen Kennziffern handelt der Discounter deutlich unter seiner Norm. Das deutet auf eine fundamentale Unterbewertung hin. Sollten technischen Gründe zu Kursverlusten führen, sollten Anlegerinnen und Anleger hier agieren, wie die Kunden des Unternehmens: Zugreifen und das Schnäppchen sichern!
Autor: ARIVA.DE Redaktion/Max Gross