Der Anteil von Cabrios am gesamten Neuwagenmarkt liegt damit nur bei 1,5 Prozent. "Diese Zahlen bestätigen einen Trend, den wir in unserer Branche schon länger beobachten", sagt ein Sprecher vom Verband des Kraftfahrzeuggewerbes in Stuttgart. "Das Cabrio, einst Symbol für automobile Freiheit, steht unter Druck durch SUVs und E-Mobilität." Die Hersteller ziehen schon länger Konsequenzen.
Hersteller fahren Angebot zurück
Der Abbau läuft nicht nur bei den Stückzahlen, das Angebot hat sich schlicht verringert - obwohl die Modellpaletten eher gewachsen sind, verkaufen die meisten Hersteller heute keine Cabrios mehr in Deutschland. Und wer es noch tut, hat das Angebot zurückgefahren.
Gab es früher bei BMW (BMW Aktie)
Deutsche Modelle dominieren den Markt
Immerhin, die deutschen Hersteller und ihre Töchter beherrschen den geschrumpften deutschen Cabrio-Markt heute praktisch komplett. Nummer eins ist VW mit 7.718 Neuzulassungen im vergangenen Jahr, die es alleine dem T-Roc verdankt, der damit 2024 auch das meistverkaufte Cabrio war.
Dahinter folgen BMW mit 7.472, Porsche mit 6.979, die BMW-Tochter Mini mit 4.689, Audi mit 4.492 und Mercedes
Im Fahrzeugbestand halten sich Cabrios wacker. Die Modelle sind in der Regel gut in Schuss, weil sie als Zweit- oder gar Drittwagen laufen und nicht als Alltagsauto umherfahren. Mehr als sechs Millionen Cabrios sind nach der Statistik vom Kraftfahrt-Bundesamt im vergangenen Jahr auf deutschen Straßen unterwegs gewesen - den größten Anteil gibt es am Starnberger See unweit von München.
Spiegel eines besonderen Lifestyles
Aber wieso haben die Menschen keine Lust mehr auf Cabrios? Ihre Hochzeit hatten die Oben-Ohne-Fahrzeuge in den 1980er Jahren, wie der Leiter von Volkswagen (VW Aktie)
Wohlstand zur Schau zu stellen, passe für viele Menschen nicht in die aktuelle Zeit. "Ein Cabriolet ist ja kein Auto, das irgendjemand braucht." Es sei ein Luxus, der Freude mache. "Und das fühlt sich in Krisenzeiten, wo es vielen wirtschaftlich nicht so gut geht, für manche fehl am Platz an." Seit dem Banken-Crash 2008/09 sei der Markt für Cabrios um 70 Prozent geschrumpft.
Aber wie passt das mit der Nachfrage nach teils protzigen SUVs zusammen? Der Experte sieht keinen Widerspruch darin. "Ein SUV vermittelt ein Gefühl von Sicherheit", sagt Landenberger. "Man sitzt da sprichwörtlich in seiner Panzerung und ist ein bisschen entkoppelt von der Welt."
Cabrio ist heute kein Saisonwagen mehr
Ein Cabriolet gehe schon ein klein wenig in Richtung Exhibitionismus, sagt Landenberger. Verkaufsschlager bei VW seien das Käfer-Cabrio gewesen und das Cabrio des Golf 1, die heute Kultstatus erreicht haben. "Man zeigt sich in diesem Auto, man wird drin gesehen."
Auch auf Sylt sei die Cabrio-Dichte deutlich höher als im Rest von Deutschland, so der Experte weiter. In "Exklaven des Wohlstands" sei die Nachfrage weiter da - in strukturschwachen Gegenden würde es sich für viele Kunden wohl eher nicht gut anfühlen, in so einem Auto zu sitzen. "Auch wenn sie es sich leisten können."
Die neuen Cabrios hätten ihren Preis und seien keine Saisonfahrzeuge mehr. Dank technischer Weiterentwicklungen seien die Dachkonstruktionen deutlich ausgefeilter. "Früher waren das mehr oder weniger einfach Zeltgestänge. Heute sind Cabriolets allwettertauglich und unterscheiden sich auch im Winter kaum von normalen Limousinen. Ein Cabrio-Verdeck ist heute ein High-Tech-Produkt."
Klassisch werde ein Cabriolet auch gerne von Frauen gefahren, sagt Landenberger. Für Familien mit drei Kindern mache der Wagen aus Platzgründen wohl eher keinen Sinn. Auch wenn es dieses Modell gerade schwer habe: Das Cabriolet werde sicher weiter existieren, aber nur in bestimmten Nischen. "Die Faszination ist weiter da."bak/DP/stk
Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.