Während die Branchenriesen nach dem Ende der Corona-Pandemie und unter dem Druck gestiegener Zinsen teils mit tiefgreifenden strukturellen Herausforderungen zu kämpfen hatten, zeigte sich Nordex anpassungsfähiger. Die vergleichsweise schlanke Konzernstruktur ermöglichte es dem Unternehmen, schneller auf die veränderten Marktbedingungen zu reagieren.
Diese operative Flexibilität zahlt sich nun auch an der Börse aus: Die Bewertungslücke zum dänischen Marktführer Vestas ist weitgehend geschlossen – ein klares Signal dafür, dass Investoren der mittelfristigen Perspektive von Nordex zunehmend Vertrauen schenken.
Auftragsbücher füllen sich immer mehr
Nordex hat im zweiten Quartal einen deutlichen Anstieg beim Auftragseingang verbucht. Wie der Windturbinenhersteller am Donnerstag in Hamburg mitteilte, kletterte das Neugeschäft auf 2,3 Gigawatt. Ein signifikanter Zuwachs gegenüber den knapp 1,3 Gigawatt im Vorjahreszeitraum. Die durchschnittlichen Verkaufspreise blieben dabei mit 0,97 Millionen Euro pro Megawatt auf einem weitgehend stabilen Niveau.
Insgesamt bestellten Kunden im Zeitraum April bis Juni 350 Windenergieanlagen für Projekte in neun Ländern. Zu den wichtigsten Absatzmärkten zählten dabei Deutschland, die Türkei und Lettland.
"Mit Blick nach vorn konzentrieren wir uns weiterhin auf unsere Kernmärkte und sind sehr zuversichtlich, dass wir diesen positiven Trend beibehalten können", macht CEO José Luis Blanco Mut für die Zukunft. Die Zahlen unterstreichen die robuste Nachfrage nach Windkraftlösungen und festigen Nordex’ Position im globalen Wettbewerb.
Rückkehr zur Profitabilität und positiver Cashflow beflügeln Zuversicht
Die Geschäftsentwicklung bei Nordex nimmt zunehmend an Fahrt auf und spiegelt sich immer deutlicher in den Kennzahlen wider. Im Geschäftsjahr 2023 überschritt der Hamburger Windturbinenhersteller erstmals die Umsatzmarke von sieben Milliarden Euro. Noch bedeutsamer als das Wachstum des Geschäftsvolumens ist jedoch der strategische Kurswechsel hin zur Profitabilität: Erstmals seit sieben Jahren erzielte Nordex wieder ein positives Ergebnis vor Steuern.
Stabilere Erträge trotz rückläufiger Umsätze
Im ersten Quartal 2025 ging der Umsatz zwar um 8,8 Prozent auf rund 1,4 Milliarden Euro zurück, dennoch konnte das Unternehmen die Profitabilität deutlich steigern. Das operative Ergebnis (EBITDA) legte um rund 53 Prozent auf 79,6 Millionen Euro zu. Treiber dieser Entwicklung war insbesondere der wachsende Anteil am margenstarken Servicegeschäft. Unter dem Strich schrieb Nordex mit acht Millionen Euro wieder schwarze Zahlen, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Fehlbetrag von 13 Millionen Euro zu Buche stand.
Besonders augenfällig ist die Entwicklung beim Free Cashflow: Während in den ersten drei Monaten 2024 noch ein Mittelabfluss von 254 Millionen Euro verzeichnet wurde, gelang nun die Trendwende mit einem positiven Cashflow von vier Millionen Euro. Ein wichtiger Schritt in Richtung finanzieller Stabilität.
Ziele in Reichweite – möglicherweise sogar übertroffen
Vorstandschef José Luis Blanco gab sich nach der Präsentation der Quartalszahlen entsprechend optimistisch: "Ich bin weiterhin überzeugt, dass wir sowohl unsere Jahresziele als auch unsere mittelfristigen Planungen erreichen werden." Für 2025 prognostiziert Nordex einen Umsatz zwischen 7,4 und 7,9 Milliarden Euro bei einer EBITDA-Marge von fünf bis sieben Prozent. Bereits im ersten Quartal 2024 lag diese Kennzahl bei 5,5 Prozent. Ein Indiz dafür, dass das obere Ende der Zielspanne in Reichweite ist.
Langfristig strebt das Unternehmen eine operative Marge von acht Prozent an. Ein Niveau, das Branchenkonkurrenten wie Vestas bereits in der Vergangenheit unter Beweis gestellt haben ist für Nordex ein ehrgeiziges, aber zunehmend realistisches Ziel.
Vom Sanierungsfall zum Wachstumswert
Die Jahre 2019 bis 2022 hinterließen bei Nordex tiefe Spuren. Über 800 Millionen Euro an Liquidität wurden in diesem Zeitraum verbrannt, das Unternehmen sah sich zu insgesamt vier Kapitalerhöhungen gezwungen. Gleichzeitig offenbarten sich strukturelle Schwächen im Geschäftsmodell, die eine nachhaltige Profitabilität verhinderten. Der seit dem Jahr 2023 erkennbare Turnaround ist daher weniger Zufall als das Ergebnis konsequenter Konsolidierungsarbeit.
Bewertungsaufschlag in Sicht
Nach Jahren stagnierender Kursentwicklung, die Aktie bewegte sich lange Zeit in einer engen Spanne zwischen 10 und 15 Euro, zeichnet sich nun eine Neubewertung ab. Der Kapitalmarkt beginnt, das Potenzial des Konzerns wieder stärker zu honorieren. Ein Ausdruck des wachsenden Vertrauens in die operative Ertragskraft, die sich zuletzt durch positive Margen und stabile Auftragsbücher untermauern ließ.
Sollte es Nordex gelingen, die Profitabilitätsziele nachhaltig zu erreichen, mittelfristig peilt das Unternehmen eine operative Marge von acht Prozent an, dürfte sich dies nicht nur in weiterem Kurspotenzial widerspiegeln. Auch die Diskussion über mögliche Dividendenzahlungen oder Aktienrückkäufe könnte damit wieder an Relevanz gewinnen. Für Investoren wären das zusätzliche Anreize, um sich bei dem Turbinenbauer zu engagieren.
Wachstum aus eigener Kraft
Nordex hat sich mit bemerkenswerter Konsequenz aus dem Schatten der großen Wettbewerber befreit. Die Kombination aus solider Auftragslage, gestärkter Bilanz und wachsendem Servicegeschäft macht das Unternehmen für Anleger wieder attraktiv. Wer auf den langfristigen Erfolg der Windenergie setzt, kommt an dem Hamburger Unternehmen kaum vorbei.
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