- Salzgitter verschiebt den Umbau um drei Jahre.
- Die erste Ausbaustufe soll 2027 umgesetzt werden.
- Politischer Druck auf eine klimafreundliche Produktion wächst.
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Der niedersächsische Stahlkonzern Salzgitter tritt beim geplanten Umbau zu einer klimafreundlicheren Produktion auf die Bremse. Vorstandschef Gunnar Groebler kündigte an, dass zentrale Ausbaustufen des milliardenschweren "Salcos"-Programms um rund drei Jahre nach hinten verschoben werden.
"Die wirtschaftlichen und politisch-regulatorischen Rahmenbedingungen haben sich seit 2022 erheblich verschlechtert", sagte Groebler am Donnerstag gegenüber Reuters. Statt wie ursprünglich vorgesehen 2026 über weitere Investitionen zu entscheiden, werde dies nun frühestens 2028 oder 2029 geschehen.
Erste Stufe bleibt im Zeitplan – Investitionen steigen
Trotz der Verzögerung bekräftigte Salzgitter, dass die erste Ausbaustufe planmäßig im ersten Halbjahr 2027 umgesetzt werden soll. Der Aufsichtsrat gab hierfür zusätzliche Mittel in Höhe von rund zehn Prozent der Gesamtsumme von 2,3 Milliarden Euro frei. Damit will der Konzern künftig rund zwei Millionen Tonnen Stahl mit etwa 30 Prozent weniger CO2-Emissionen produzieren.
"Wir halten an unserem Fahrplan für die erste Stufe fest, aber für die weiteren Schritte brauchen wir verlässlichere Rahmenbedingungen", erklärte Groebler.
Druck in der Branche wächst
Die Schwerindustrie gilt in Deutschland als einer der größten CO2-Emittenten. Entsprechend hoch ist der politische Druck, den Umbau hin zu einer klimafreundlichen Produktion voranzutreiben. Doch Zweifel an der Wirtschaftlichkeit mehren sich. Erst im Juni hatte der internationale Stahlriese ArcelorMittal (ArcelorMittal Aktie) seine milliardenschweren Projekte zum Umbau der Werke Bremen und Eisenhüttenstadt gestoppt – mit Verweis auf die angespannte Marktlage und fehlende Rentabilität.
Forderungen an die Politik
Groebler, der zugleich Präsident des Branchenverbands Wirtschaftsvereinigung Stahl ist, forderte von Berlin und Brüssel mehr Unterstützung. "Die Bundesregierung muss sich bei der EU für einen konsequenten Handelsschutz einsetzen. Der Markthochlauf von Wasserstoff muss beschleunigt und die Energiekosten deutlich gesenkt werden", sagte er.
Analysten sehen die Entwicklung kritisch: Verzögerungen könnten nicht nur das Klimaziel der Branche gefährden, sondern auch den Wettbewerb mit asiatischen Produzenten verschärfen, die ihre Märkte zunehmend mit günstigem CO2-intensivem Stahl beliefern.
Ausblick
Während Salzgitter mit dem verschobenen Fahrplan Zeit gewinnt, bleibt unklar, ob sich die wirtschaftlichen Bedingungen bis 2028 tatsächlich bessern. Ohne sinkende Energiepreise und staatliche Unterstützung könnte der grüne Umbau der Stahlbranche ins Stocken geraten – mit Folgen für die deutsche Industrie insgesamt.
Autor: Ariva-Redaktion/pg
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