Palantir Technologies Hauptsitz Campus Außenansicht im Silicon Valley, Kalifornien. (2019)
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Nicolas Fuchs Nicolas Fuchs
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Nicolas ist seit 2016 Redakteur bei ARIVA.DE. Seine Expertise in der technischen Analyse und sein Engagement für genaue Prognosen machen ihn zu einer wertvollen Ressource für die Community, die auf aussagekräftige News angewiesen ist.

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Palantir schlägt Erwartungen deutlich, aber Experten warnen

Palantir übertrifft mit einem Umsatzsprung von 48 % und starken Quartalsgewinnen die Markterwartungen deutlich. Doch Analysten zeigen sich trotz der Rekordzahlen weiterhin zurückhaltend und warnen vor einer überzogenen Bewertung der Aktie.
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Palantir Technologies mit starkem Quartal und optimistischem Ausblick – Analysten bleiben vorsichtig

Denver, 05. August 2025 – Der US-amerikanische Softwareanbieter Palantir Technologies (NYSE: PLTR) hat im zweiten Quartal 2025 erneut ein starkes Ergebnis vorgelegt und seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr abermals angehoben. Mit einem Quartalsumsatz von über 1 Milliarde US-Dollar übertraf das Unternehmen nicht nur die Erwartungen der Analysten, sondern markierte zugleich ein neues Rekordniveau. Der bereinigte Gewinn stieg auf 326,7 Mio. USD – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum (134,1 Mio. USD).

Trotz dieser beeindruckenden Kennzahlen und eines Aktienkurses, der seit Jahresbeginn um mehr als 112 % zulegte, zeigen sich führende Analystenhäuser weiterhin uneins über die Bewertung des Unternehmens. Während einige das Kursziel anheben, bleiben andere skeptisch angesichts der ambitionierten Marktpreise und verweisen auf Bewertungsrisiken.

Quartal mit neuen Rekordwerten: Wachstum durch KI und Behördenaufträge

Der Gesamtumsatz stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 48 % auf exakt 1,01 Mrd. USD. Besonders dynamisch entwickelte sich dabei das Geschäft mit US-Unternehmen, das um 93 % auf 306 Mio. USD zulegte. Auch das US-Regierungsgeschäft, traditionell eine tragende Säule für Palantir, verzeichnete ein deutliches Plus von 53 % auf 426 Mio. USD – das entspricht rund 42 % des Gesamtumsatzes.

Die Nachfrage nach KI-basierten Softwarelösungen für Datenanalyse und Mustererkennung in sensiblen Bereichen wie Verteidigung, Sicherheit und Infrastruktur bleibt robust. Palantir wird etwa von der US-Armee und der Space Force für Projekte im Milliardenvolumen herangezogen. Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass die US-Armee einen Rahmenvertrag über bis zu 10 Mrd. USD über zehn Jahre mit dem Unternehmen geschlossen hat.

Darüber hinaus nutzt der staatlich geförderte Immobilienfinanzierer Fannie Mae Palantirs KI-Plattform, um Betrugsversuche frühzeitig zu identifizieren – ein Beispiel für den zunehmenden Einsatz von Palantir-Software auch im zivilen, regulierten Sektor.

Prognoseanhebung unterstreicht Vertrauen in weiteres Wachstum

Palantir hebt zum zweiten Mal in diesem Jahr die Umsatzprognose an. Für das Geschäftsjahr 2025 erwartet das Unternehmen nun einen Umsatz zwischen 4,14 und 4,15 Mrd. USD. Dies liegt deutlich über der bisherigen Schätzung von 3,89 bis 3,90 Mrd. USD sowie über der durchschnittlichen Analystenerwartung von 3,91 Mrd. USD (Quelle: LSEG).

Im US-Markt allein rechnet Palantir mit einem Umsatz von mehr als 1,30 Mrd. USD – ein signifikanter Anstieg gegenüber der ursprünglichen Prognose von 1,18 Mrd. USD. CFO David Glazer kündigte jedoch an, dass im dritten Quartal mit saisonal bedingten höheren Ausgaben durch Neueinstellungen zu rechnen sei, da das Unternehmen seine Belegschaft insbesondere im Bereich Künstliche Intelligenz weiter ausbauen wolle.

CEO Alex Karp betonte in der Analystenkonferenz die Bedeutung von Talenten in der KI-Entwicklung: „Wir sind sehr gut darin, Talente zu gewinnen und zu halten.“ Dabei spiele der formale Bildungshintergrund eine untergeordnete Rolle. Im Zentrum stünden Einsatz und Ergebnisorientierung.

Analysten: Starke Zahlen, aber hohe Bewertung bleibt Kritikpunkt

Trotz der überzeugenden Geschäftsentwicklung bleiben die Meinungen der Analysten über Palantir geteilt. Von insgesamt 25 beobachtenden Analysten (Quelle: LSEG) empfehlen lediglich zwei einen „Strong Buy“ und vier ein „Buy“. Die Mehrheit – 16 Experten – rät zur neutralen Haltung („Hold“), während drei mit „Underperform“ oder „Sell“ zur Vorsicht mahnen.

Ein Überblick über aktuelle Analysteneinschätzungen:

  • Jefferies (Brent Thill): Bewertung „Underperform“, Kursziel 60 USD. Thill lobt die Fundamentaldaten, sieht aber eine Entkopplung der Bewertung vom realistischen Wachstumspotenzial. Das Kursziel impliziert einen Rückgang um rund 62 %.

  • UBS: Beibehaltung der neutralen Einstufung, Anhebung des Kursziels von 110 auf 165 USD. Dies bedeutet ein moderates Aufwärtspotenzial von rund 2,7 % gegenüber dem aktuellen Kurs.

  • Citi (Tyler Radke): Neutrales Rating mit Kursziel 158 USD. Radke sprach von einem „wirklich außergewöhnlichen“ Quartal, zeigt sich aber wie viele Kollegen skeptisch bezüglich der langfristigen Bewertung.

  • Morgan Stanley (Sanjit Singh): Bewertung bleibt bei „Gleichgewichten“, Anhebung des Kursziels von 98 auf 155 USD. Singh sieht Palantir als einen der Gewinner des aktuellen KI-Zyklus.

  • Deutsche Bank: Hochstufung von „Sell“ auf „Hold“, Kursziel erhöht von 80 auf 160 USD. Die Analysten heben insbesondere das Ontologie-Geschäft hervor, das sich durch starke Kundenbeziehungen, Vertragsvolumina und Margen auszeichne. Gleichzeitig bleiben die hohen Bewertungsniveaus ein Risikofaktor.

Strategischer Fokus auf Verteidigung und nationale Sicherheit

Palantir positioniert sich zunehmend als strategischer Technologiepartner im Verteidigungs- und Sicherheitssektor. CEO Alex Karp betonte in einem offenen Brief an die Aktionäre, dass das Unternehmen seine Rolle als führender Anbieter für Verteidigungssoftware weiter ausbauen wolle.

Karp erklärte zudem, dass die USA „das bedeutendste Land im Westen“ seien und „geschützt werden müssen“. Dies lässt sich als klares Bekenntnis zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens werten. Mit der Kombination aus technologischer Innovationskraft und starker Präsenz in sensiblen staatlichen Bereichen positioniert sich Palantir damit als Schlüsselfigur im Spannungsfeld zwischen Digitalisierung, Sicherheit und geopolitischen Interessen.

Palantir auch in Europa aktiv – deutsche Behörden als Kunden

Auch in Deutschland ist Palantir kein unbeschriebenes Blatt. Die Software des Unternehmens wird unter anderem von deutschen Sicherheitsbehörden zur Datenanalyse eingesetzt. Aufgrund der sensiblen Einsatzgebiete, insbesondere im Bereich Polizei und Nachrichtendienste, steht die Zusammenarbeit mit Palantir hierzulande unter öffentlicher Beobachtung.

Die jüngsten Quartalszahlen dürften jedoch auch auf dem europäischen Markt insbesondere vor dem Hintergrund wachsender geopolitischer Spannungen und der zunehmenden Bedeutung von KI in der öffentlichen Verwaltung die Debatte über die Rolle externer Anbieter in staatlicher IT-Infrastruktur neu entfachen.

Ausblick

Palantir Technologies hat sich im ersten Halbjahr 2025 eindrucksvoll als einer der Wachstumstreiber im KI-Sektor etabliert. Die Zahlen sprechen für sich und auch das klare Bekenntnis der Unternehmensführung zu der aktuellen Strategie strahlen Sicherheit aus. Dennoch bleibt die Aktie aufgrund ihrer hohen Bewertung ein polarisierendes Thema an den Finanzmärkten.

Während Anleger auf weiteres Wachstum und eine zunehmende Dominanz im KI-Sektor setzen, mahnen Analysten zur Vorsicht. Die kommenden Quartale dürften daher nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch kapitalmarktstrategisch entscheidend für Palantir sein.


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