Veronica Ferres: "Ich lasse mir nicht mehr den Boden unter den Füßen wegziehen"
Als eine "Menge Mensch" bezeichnet sich Veronika Ferres selbst. Immerhin gibt sie mit ihrer Körpergröße von 1,83 Metern eine imposante Erscheinung ab. Neuerdings nimmt die Menge kräftig zu, denn die Schauspielerin erwartet im Frühjahr ihr erstes Kind. Veronica Ferres über Verantwortung, privates Glück und ihr gespaltenes Verhältnis zur Börse...
Sie strahlen und scherzen, vermitteln im Vergleich zu unserem letzten Gespräch vor zwei Jahren das Gefühl, rundum glücklich und zufrieden zu sein. Stimmt der Eindruck?
Veronica Ferres: Ich bin viel gelassener geworden, habe eine ganz andere Sichtweise auf alltägliche Dinge. Mich bringt kaum noch etwas aus der Ruhe.
Wer oder was hat diese Veränderung bewirkt?
Veronica Ferres: Die Vorfreude auf mein Kind ist sicherlich die Auslöser für mein neues Lebensgefühl.
Zur Zeit stehen Sie noch als Fanny Krull in Sternheims Lustspiel "Die Kassette" im Münchner Residenz-Theater auf der Bühne. Wie lange wollen Sie noch spielen?
Veronica Ferres: Ich werde so lange weiterspielen wie möglich. Meine Mutter hat noch drei Stunden vor der Niederkunft Kartoffeln verkauft.
Lange Zeit haben Sie behauptet, die Zeit wäre noch nicht reif für ein Kind. Jetzt geht alles ziemlich plötzlich?
Veronica Ferres: Viele Jahre stand bei mir der Beruf an erster Stelle. Ich wollte unbedingt nach oben. Jetzt habe ich die innere Ruhe und keine Angst mehr etwas zu verpassen.
Was macht Ihnen in dieser Welt Angst?
Veronica Ferres: Die Schlacht um den schnöden Mamon! Die großen Kriege werden künftig um Geld geführt. Die Auseinandersetzungen verlagern sich von Schlachtfeldern auf Finanz- und andere Märkte. Der Krieg wird zum unblutigen Wettbewerb wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit. Wenn keine Menschen mehr sterben, ist das sicherlich erstrebenswert, aber die Börse ist auch ziemlich brutal und rücksichtslos.
Heißt das, die Wirtschaftsmagnaten bestimmen das Geschehen und nicht länger die Politiker?
Veronica Ferres: Ich kann die Auswüchse nicht immer nachvollziehen. Insbesondere, wenn es um Aktien geht. Wieso sind Unternehmen, die nur wenige Millionen Mark Umsatz machen, an den Börsen Milliarden wert? Inwiefern ist das, was an den Finanzplätzen passiert, überhaupt Wirklichkeit. Existieren die großen Gewinne nicht nur auf dem Papier?
Heißt das, Sie meiden die Börse?
Veronica Ferres: Nicht ganz. Ich bin zwar ein Mensch, der ungern Risiken eingeht. Alles zu verspielen, ist eine Horrorvorstellung für mich. Dafür habe ich zu hart arbeiten müssen. Dennoch besitze ich ein paar Aktien - und zwar von Unternehmen, die mit meiner Branche zu tun haben.
Denken in Ihrem Bekanntenkreis alle so vorsichtig wie Sie?
Veronica Ferres: Nein! Ich kenne zum Beispiel einen Drehbuchautor, der hat durch Aktien mehr Geld verdient als er durch seine Arbeit je verdienen konnte. Er meint, dass er jetzt endlich den Rücken frei habe und nicht mehr jeden Auftrag annehmen müsse.
Klingt doch gut, oder?
Veronica Ferres: Für mich ist das nichts. Außerdem fällt mir auf, dass immer mehr Aktionäre bei Kursgewinnen- oder verlusten in Hysterie verfallen. Ein Bekannter von mir rennt, wenn er nach Hause kommt, immer erst zum Computer, um im Internet nachzuschauen, wie sich seine Papiere entwickelt haben. Das finde ich total crazy.
Sie haben in Ihrer bisherigen Schauspielkarriere mit Schauspielern wie Gérard Depardieu, John Malkovich und Jeanne Moreau gespielt. Ist die internationale Karriere ein Thema für Sie?
Veronica Ferres: Wenn interessante Angebote kommen, warum nicht? Gerade erst habe ich zusammen mit Pierre Richard für den Film "Findelkind" vor der Kamera gestanden. Acht Millionen Zuschauer haben die Komödie in Frankreich gesehen. Aber nur darauf zu warten, wäre vertane Zeit.
Sind Sie eine ehrgeizige Schauspielerin?
Veronica Ferres: Ich habe nicht den Ehrgeiz, berühmt zu werden oder ein Star zu sein. Mein Ehrgeiz bezieht sich auf das, was ich tue und wie ich es tue. Inhalte sind mir wichtig, die Qualität einer Zusammenarbeit.
Sie haben den ARD-Dreiteiler "Die Manns" abgedreht, der im November ausgestrahlt werden soll. Sie spielen die Nelly Kröger-Mann, Heinrich Manns zweite Ehefrau. Eine Traumrolle?
Veronica Ferres: Die Arbeiten werde ich bestimmt nicht vergessen. Ich hab' ja nur eine kleine Rolle. Aber Armin Mueller-Stahl vor der Kamera als Thomas Mann zu erleben, das hat mich tief beeindruckt. Ein toller Schauspieler.
Haben Sie in Ihrer Karriere eigentlich sehr darunter leiden müssen, blond zu sein?
Veronica Ferres: Ich kenne so manchen Blondinenwitz, auf den ich gern verzichten kann.
Haben Sie jemals davon geträumt, anders auszusehen?
Veronica Ferres: Ich bin 1,83 Meter groß. Das ist schon eine Menge Mensch. Eine Zeit lang litt ich wirklich unter meiner Größe, wollte gern ganz klein und zierlich sein. Aber man kann nicht alles haben. Es gibt Tage, da mag ich mich, dann wieder Tage, an denen ich mich nicht ausstehen kann. Aber ich glaub', diesbezüglich bin ich in guter Gesellschaft.
Was gefällt Veronica Ferres nicht an Veronica Ferres?
Veronica Ferres: Ich habe zu lange Beine, einen zu kurzen Oberkörper, ein zu breites Kreuz, und ich habe einen Bauch - zur Zeit besonders viel.
Haben es Blondinnen im Schauspielberuf schwerer?
Veronica Ferres: Nicht mehr. Die Brünetten - Naddel und Verona haben das Blondinen-Klischee abgelöst.
Gibt es eine Frau, von der Sie sagen, so würde ich gern sein?
Veronica Ferres: Sophia Loren, die finde ich, simpel ausgedrückt, rundum toll.
Wer in Deutschland erfolgreich ist, lernt schnell den Neidfaktor in unserer Gesellschaft kennen. Wie gehen Sie damit um?
Veronica Ferres: Neid habe ich auch viel kennengelernt, aber inzwischen kann ich damit umgehen. Gewisse Dinge tangieren mich nicht mehr. Früher hat mich das viele schlaflose Nächte gekostet. Da war ich schon durch den Wind, wenn ich jemanden gegrüßt habe und der hat nicht zurückgegrüßt. Heute lassse ich mir nicht mehr den Boden unter den Füßen wegziehen.
Seit fünfzehn Jahren stehen Sie fast durchgehend vor der Kamera. Lernen Sie noch in Ihrem Beruf?
Veronica Ferres: Aber sicher! Wenn man meint, nicht mehr lernen zu müssen, dann ist man - sorry - ein arrogantes Arschloch.
Das Interview führte E. Presler
Als eine "Menge Mensch" bezeichnet sich Veronika Ferres selbst. Immerhin gibt sie mit ihrer Körpergröße von 1,83 Metern eine imposante Erscheinung ab. Neuerdings nimmt die Menge kräftig zu, denn die Schauspielerin erwartet im Frühjahr ihr erstes Kind. Veronica Ferres über Verantwortung, privates Glück und ihr gespaltenes Verhältnis zur Börse...
Sie strahlen und scherzen, vermitteln im Vergleich zu unserem letzten Gespräch vor zwei Jahren das Gefühl, rundum glücklich und zufrieden zu sein. Stimmt der Eindruck?
Veronica Ferres: Ich bin viel gelassener geworden, habe eine ganz andere Sichtweise auf alltägliche Dinge. Mich bringt kaum noch etwas aus der Ruhe.
Wer oder was hat diese Veränderung bewirkt?
Veronica Ferres: Die Vorfreude auf mein Kind ist sicherlich die Auslöser für mein neues Lebensgefühl.
Zur Zeit stehen Sie noch als Fanny Krull in Sternheims Lustspiel "Die Kassette" im Münchner Residenz-Theater auf der Bühne. Wie lange wollen Sie noch spielen?
Veronica Ferres: Ich werde so lange weiterspielen wie möglich. Meine Mutter hat noch drei Stunden vor der Niederkunft Kartoffeln verkauft.
Lange Zeit haben Sie behauptet, die Zeit wäre noch nicht reif für ein Kind. Jetzt geht alles ziemlich plötzlich?
Veronica Ferres: Viele Jahre stand bei mir der Beruf an erster Stelle. Ich wollte unbedingt nach oben. Jetzt habe ich die innere Ruhe und keine Angst mehr etwas zu verpassen.
Was macht Ihnen in dieser Welt Angst?
Veronica Ferres: Die Schlacht um den schnöden Mamon! Die großen Kriege werden künftig um Geld geführt. Die Auseinandersetzungen verlagern sich von Schlachtfeldern auf Finanz- und andere Märkte. Der Krieg wird zum unblutigen Wettbewerb wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit. Wenn keine Menschen mehr sterben, ist das sicherlich erstrebenswert, aber die Börse ist auch ziemlich brutal und rücksichtslos.
Heißt das, die Wirtschaftsmagnaten bestimmen das Geschehen und nicht länger die Politiker?
Veronica Ferres: Ich kann die Auswüchse nicht immer nachvollziehen. Insbesondere, wenn es um Aktien geht. Wieso sind Unternehmen, die nur wenige Millionen Mark Umsatz machen, an den Börsen Milliarden wert? Inwiefern ist das, was an den Finanzplätzen passiert, überhaupt Wirklichkeit. Existieren die großen Gewinne nicht nur auf dem Papier?
Heißt das, Sie meiden die Börse?
Veronica Ferres: Nicht ganz. Ich bin zwar ein Mensch, der ungern Risiken eingeht. Alles zu verspielen, ist eine Horrorvorstellung für mich. Dafür habe ich zu hart arbeiten müssen. Dennoch besitze ich ein paar Aktien - und zwar von Unternehmen, die mit meiner Branche zu tun haben.
Denken in Ihrem Bekanntenkreis alle so vorsichtig wie Sie?
Veronica Ferres: Nein! Ich kenne zum Beispiel einen Drehbuchautor, der hat durch Aktien mehr Geld verdient als er durch seine Arbeit je verdienen konnte. Er meint, dass er jetzt endlich den Rücken frei habe und nicht mehr jeden Auftrag annehmen müsse.
Klingt doch gut, oder?
Veronica Ferres: Für mich ist das nichts. Außerdem fällt mir auf, dass immer mehr Aktionäre bei Kursgewinnen- oder verlusten in Hysterie verfallen. Ein Bekannter von mir rennt, wenn er nach Hause kommt, immer erst zum Computer, um im Internet nachzuschauen, wie sich seine Papiere entwickelt haben. Das finde ich total crazy.
Sie haben in Ihrer bisherigen Schauspielkarriere mit Schauspielern wie Gérard Depardieu, John Malkovich und Jeanne Moreau gespielt. Ist die internationale Karriere ein Thema für Sie?
Veronica Ferres: Wenn interessante Angebote kommen, warum nicht? Gerade erst habe ich zusammen mit Pierre Richard für den Film "Findelkind" vor der Kamera gestanden. Acht Millionen Zuschauer haben die Komödie in Frankreich gesehen. Aber nur darauf zu warten, wäre vertane Zeit.
Sind Sie eine ehrgeizige Schauspielerin?
Veronica Ferres: Ich habe nicht den Ehrgeiz, berühmt zu werden oder ein Star zu sein. Mein Ehrgeiz bezieht sich auf das, was ich tue und wie ich es tue. Inhalte sind mir wichtig, die Qualität einer Zusammenarbeit.
Sie haben den ARD-Dreiteiler "Die Manns" abgedreht, der im November ausgestrahlt werden soll. Sie spielen die Nelly Kröger-Mann, Heinrich Manns zweite Ehefrau. Eine Traumrolle?
Veronica Ferres: Die Arbeiten werde ich bestimmt nicht vergessen. Ich hab' ja nur eine kleine Rolle. Aber Armin Mueller-Stahl vor der Kamera als Thomas Mann zu erleben, das hat mich tief beeindruckt. Ein toller Schauspieler.
Haben Sie in Ihrer Karriere eigentlich sehr darunter leiden müssen, blond zu sein?
Veronica Ferres: Ich kenne so manchen Blondinenwitz, auf den ich gern verzichten kann.
Haben Sie jemals davon geträumt, anders auszusehen?
Veronica Ferres: Ich bin 1,83 Meter groß. Das ist schon eine Menge Mensch. Eine Zeit lang litt ich wirklich unter meiner Größe, wollte gern ganz klein und zierlich sein. Aber man kann nicht alles haben. Es gibt Tage, da mag ich mich, dann wieder Tage, an denen ich mich nicht ausstehen kann. Aber ich glaub', diesbezüglich bin ich in guter Gesellschaft.
Was gefällt Veronica Ferres nicht an Veronica Ferres?
Veronica Ferres: Ich habe zu lange Beine, einen zu kurzen Oberkörper, ein zu breites Kreuz, und ich habe einen Bauch - zur Zeit besonders viel.
Haben es Blondinnen im Schauspielberuf schwerer?
Veronica Ferres: Nicht mehr. Die Brünetten - Naddel und Verona haben das Blondinen-Klischee abgelöst.
Gibt es eine Frau, von der Sie sagen, so würde ich gern sein?
Veronica Ferres: Sophia Loren, die finde ich, simpel ausgedrückt, rundum toll.
Wer in Deutschland erfolgreich ist, lernt schnell den Neidfaktor in unserer Gesellschaft kennen. Wie gehen Sie damit um?
Veronica Ferres: Neid habe ich auch viel kennengelernt, aber inzwischen kann ich damit umgehen. Gewisse Dinge tangieren mich nicht mehr. Früher hat mich das viele schlaflose Nächte gekostet. Da war ich schon durch den Wind, wenn ich jemanden gegrüßt habe und der hat nicht zurückgegrüßt. Heute lassse ich mir nicht mehr den Boden unter den Füßen wegziehen.
Seit fünfzehn Jahren stehen Sie fast durchgehend vor der Kamera. Lernen Sie noch in Ihrem Beruf?
Veronica Ferres: Aber sicher! Wenn man meint, nicht mehr lernen zu müssen, dann ist man - sorry - ein arrogantes Arschloch.
Das Interview führte E. Presler