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Die Verschwiegene: Susanne Klatten
Es gibt Menschen, die fallen gar nicht groß auf und wirken doch. Susanne Klatten gehört dazu. Kaum jemand würde es bemerken, wenn Deutschlands reichste Frau und Großaktionärin von BMW im Supermarkt neben einem stände. Dabei ist es genau diese Form von Normalität, die sich die Unternehmerin erhalten will. Dass sie mit ihren Firmenbeteiligungen gleichzeitig große Teile der Deutschen Wirtschaft kontrolliert, gehört zum Konzept Klatten. Ein Marketing-Konzept, das vor allem einen Punkt beinhaltet: Kommuniziere, indem du nicht kommunizierst.
Auf zehn Milliarden Euro wird das Vermögen der 49-Jährigen geschätzt. Es dürfte sich zurzeit kräftig vermehren, die Geschäfte laufen gut. So beherrscht Klatten gemeinsam mit ihrem Bruder Stefan und Mutter Johanna Quandt den Autobauer BMW, der erneut vor einem Rekordjahr steht.
Hinzu kommt der Chemiekonzern Altana, der ihr vollständig gehört,außerdem knapp 25 Prozent der Anteile an dem Windkraftspezialisten Nordex und neuerdings 29 Prozent an SGL Carbon. Es ist ein einzigartiges industrielles Portfolio, über das die BMW-Erbin verfügt.
Ein Portfolio, das im Verborgenen wächst. So wie Klatten im Verborgenen agiert. Was nicht heißt, dass sie keine Strategie verfolgt. Auch keine
Öffentlichkeit kann Ergebnis einer PR-Strategie sein. Diese aber pflegt Klatten dafür umso konsequenter. Selbst höchste gesellschaftliche Kreise, die Klatten gerne bei der ein oder anderen Veranstaltung sehen würden,
fangen sich mitunter Abfuhren ein. Wo auch nur ein Hauch von Öffentlichkeit entstehen könnte, macht sich Klatten rar.
Sie will durch ihr unternehmerisches Werk überzeugen. Nicht mehr, nicht weniger.
Der Reichtum ihrer Familie war immer auch Bürde im Leben. Bereits mit 20 Jahren erbte Klatten nach dem Tod ihres Vaters die BMW-Anteile. Die junge Frau studierte in Buckingham und Lausanne und machte unter dem Pseudonym Susanne Kant ein Praktikum bei BMW in Regensburg – so lernte sie ihren späteren Ehemann Jan Klatten kennen.
Heute ist ihr Milliardenvermögen in der Beteiligungsgesellschaft Skion gebündelt. Klatten ist in den Aufsichtsräten ihrer Beteiligungen aktiv, sie zieht die Fäden. Ansonsten lebt die Mutter von drei Kindern unauffällig im Münchener Stadtteil Schwabing und tritt vor Ort vor allem als Ehrensenatorin der Technischen Universität und als Business Angel für Jungunternehmer in Erscheinung. Sie stützt sich auf ein Netzwerk von Vertrauten, zu denen beispielsweise auch die renommierte Unternehmensprofessorin Ann-Kristin Achleitner gehört.
Mit ihrer Bedeutung für die Öffentlichkeit wächst aber auch ihr Misstrauen – aus gutem Grund. 2007 fiel sie auf einen Gigolo herein, der seine intime Beziehung zu ihr für einen Erpressungsversuch nutzte. Nachdem sie bereits Millionen gezahlt hatte, zeigte sie ihren Peiniger an. Seit 2009 sitzt der Erpresser in Haft. Mit seinem Geständnis ersparte er Susanne Klatten eine Aussage vor dem Münchener Landgericht.