Dolchstoß für Yukos
Der russische Staat hat die Versteigerung des wichtigsten Förderbetriebes des angeschlagenen Ölkonzerns Yukos für den 19. Dezember angesetzt. Der Yukos-Vorstandsvorsitzende Steven Theede nannte den Verkauf der Tochterfirma Jugansneftegas heute einen Diebstahl.
Das Mindestgebot für OAO Yuganskneftegaz entspricht einem Unternehmenswert von 11,3 Mrd. Dollar. Das ist rund die Hälfte der Bewertung, die Dresdner Kleinwort Wasserstein im Auftrag der russischen Regierung erstellt hat. Die Investmentbank bezifferte den Wert von Yugansk auf zwischen 10,4 und 21,1 Mrd. Dollar (8 Mrd. bis 16,2 Mrd. Euro).
Investoren rechnen mit dem Verkauf von weiteren Unternehmensteilen, da das Mindestgebot die Steuernachforderungen des Staats an Yukos nicht deckt. "Die Regierung kann den Konzern weiter mit exorbitanten Steuerforderungen eindecken und ihn völlig zerstören", sagte Tim McCarthy, Fondsmanager bei Troika Dialog Asset Management in Moskau. "Die Regierung hat vollkommen willkürlich gehandelt."
Der russische Vermögensfonds kündigte am Freitag in Moskau an, dass 76,8 Prozent von Yuganskneftegaz veräußert werden sollen. Die Sparte fördert rund 60 Prozent der Erdölproduktion von Yukos. Auch ausländische Unternehmen sollen als Bieter zugelassen werden. Interessenten können ihre Gebot für die Auktion bis zum 18. Dezember abgeben, sie müssen gleichzeitig 49,4 Mrd. Rubel hinterlegen, teilte der Vermögensfonds mit. Die Aktien entsprechen 100 Prozent der stimmberechtigten Aktien von Yuganskneftegaz.
Der Yukos-Vorstandsvorsitzende Steven Theede nannte den Verkauf der Tochterfirma Jugansneftegas heute einen Diebstahl. „Die Regierung begeht einen Diebstahl, um eine politische Rechnung zu begleichen“, sagte Theede nach Interfax-Angaben. "Das ist das Kernstück des Unternehmens, und das sollte als letztes verkauft werden entsprechend den russischen Gesetzen" erklärte Yukos-Sprecher Alexander Schadrin in einem Telefoninterview mit Bloomberg News. Yukos hat für den 20. Dezember eine außerordentliche Hauptversammlung anberaumt, um über einen Insolvenzantrag zu entscheiden.
Die Yukos-Aktie notierte am Freitag Mittag 8,7 Prozent leichter bei 77,55 Rubel, das ist der niedrigste Kurs seit dreieinhalb Jahren. Seit der damalige Vorstandschef Michail Chodorkowski im Oktober 2003 verhaftet wurde, hat die Aktie 79 Prozent ihres Wertes eingebüßt.
Das Justizministerium wollte sich zur Höhe des Mindestgebots nicht äußern. Bei seinen Verkaufsplänen für die Yukos-Sparte hatte sich das Ministerium immer am unteren Ende der Bewertung von Dresdner Kleinwort Wasserstein orientiert.
Seit der Verhaftung von Chodorkowski hat sich die Kapitalflucht aus Russland beschleunigt. Anleger sehen Investments in Russland als riskanter an. In den ersten neun Monaten dieses Jahres flossen staatlichen Zahlen zufolge netto 10,9 Mrd. Dollar aus Russland ab, verglichen mit 3,8 Mrd. Dollar in der gleichen Periode des Vorjahres. An ausländischen Direktinvestitionen flossen 5,59 Mrd. Dollar von Januar bis September nach Russland, berichtet der Staatliche Statistikdienst.
Quelle: handelsblatt.com
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