ftd.de, Di, 25.6.2002, 14:30, aktualisiert: Di, 25.6.2002, 16:40
Microsoft: X-Box wird zum Milliardengrab
Von Henry Lübberstedt, Hamburg
Microsoft kommt der Einstieg in den Spielekonsolen-Markt mit der X-Box offenbar teurer zu stehen als bisher angenommen. Nach Informationen eines US-Magazins holt der Softwarekonzern nun "Plan B" aus der Tasche.
Bis zum Ende des Geschäftsjahres am 30 .Juni wird die X-Box für mindestens 750 Mio. $ Verlust in der Microsoft-Bilanz verantwortlich sein, im kommenden Jahr könnte sich die Summe auf 1,1 Mrd. $ erhöhen. Das will das US-Technik-Magazin Red Herring von einem namentlich nicht genannten Microsoft-Manager erfahren haben. Der Konzern selbst weist die Geschäftszahlen seiner X-Box-Abteilung nicht gesondert aus.
Die Zahlen kommen nicht unerwartet. Seit dem Start der X-Box in den USA im November vergangenen Jahres sowie Anfang 2002 in Japan und Europa, bleibt der Spielecomputer hinter den Verkaufserwartungen zurück. Vor allem in Europa findet die Playstation von Sony, Microsofts größtem Konkurrenten auf dem Konsolen-Markt, deutlich mehr Zuspruch. Auch der kürzlich vorgestellte Gamecube von Nintendo verzeichnet höhere Zuwachsraten als die X-Box. Der Computerspiele-Markt wird in diesem Jahr ein Volumen von rund 31 Mrd. $ haben, geht aus einer am Dienstag vorgestellten Studie des britischen Marktforschungsunternehmens Informa Media Group hervor.
150 $ Verlust pro X-Box
Mit aufeinanderfolgenden drastischen Preissenkungen, bei denen der Endkundenpreis um bis zu einem Drittel fiel, versucht der Softwarekonzern sein Produkt auf dem Markt durchzusetzen – zu Lasten der Marge. Nach eigenen Angaben verkauft Microsoft die Konsole mittlerweile unter den Herstellungskosten. Nach Aussage des im Technik-Magazin zitierten Managers zahlt Microsoft mindestens 150 $ für jede verkaufte X-Box drauf.
Ziel der Preissenkungen ist der Massenmarkt mit dem Microsoft das X-Box-Geschäft über Software-Lizenzen in die Gewinnzone führen will, sagte der für Deutschland zuständige X-Box-Manager Hans Stettmeier im Gespräch mit der FTD. Wie in der Videospielbranche üblich, führen die Softwarefirmen für jedes ihrer verkauften Spiele Tantiemen an den Hersteller der Konsole ab, für die der Titel geschrieben wurde. Je länger allerdings die Durststrecke andauert, desto mehr Spiele pro verkaufte Konsole sind notwendig, um mit der X-Box Geld zu verdienen.
Softwarefirmen bleiben zurückhaltend
Doch auch bei den Lizenzgebühren drohen die Geschäfte schlechter als erwartet zu laufen. Der schleppende Absatz der X-Box macht die Softwarefirmen vorsichtig. Zahlreiche Anbieter entwickeln vorangig für die Playstation-2, die X-Box wird erst in zweiter Linie berücksichtigt. Ähnlich verhält es sich bei Online-Spielen. So hatte Branchenprimus Electronic Arts (EA)vor wenigen Wochen auf der weltgrößten Computermesse E3 in Los Angels angekündigt, zunächst die Online-Techniken von Sony und nicht die von Microsoft zu unterstützen. Offenbar verlässt sich EA beim derzeit als risikoreich geltenden Online-Geschäft lieber auf die 34 Millionen Playstation-2-Kunden als auf die rund vier Millionen X-Box Käufer.
Alternativ-Plan für die X-Box
Beim Kampf um den Konsolen-Markt greift Microsoft nun offenbar zu "Plan B" – dem Ausbau der X-Box zu einer Settop-Box für TV-Empfang mit integriertem digitalen Videorekorder. Offiziell hat Microsoft solche Pläne bisher von sich gewiesen. Seit neun Monaten soll der Konzern indes an einer Fernseh-X-Box arbeiten. Diese Home-Entertainment-Maschine würde zwar deutlich mehr kosten als eine Spielekonsole von Sony, sie würde jedoch neben den Spielern auch die Fernsehzuschauer ansprechen – die immer noch größte Zielgruppe bei der elektronischen Unterhaltung.
Microsoft: X-Box wird zum Milliardengrab
Von Henry Lübberstedt, Hamburg
Microsoft kommt der Einstieg in den Spielekonsolen-Markt mit der X-Box offenbar teurer zu stehen als bisher angenommen. Nach Informationen eines US-Magazins holt der Softwarekonzern nun "Plan B" aus der Tasche.
Bis zum Ende des Geschäftsjahres am 30 .Juni wird die X-Box für mindestens 750 Mio. $ Verlust in der Microsoft-Bilanz verantwortlich sein, im kommenden Jahr könnte sich die Summe auf 1,1 Mrd. $ erhöhen. Das will das US-Technik-Magazin Red Herring von einem namentlich nicht genannten Microsoft-Manager erfahren haben. Der Konzern selbst weist die Geschäftszahlen seiner X-Box-Abteilung nicht gesondert aus.
Die Zahlen kommen nicht unerwartet. Seit dem Start der X-Box in den USA im November vergangenen Jahres sowie Anfang 2002 in Japan und Europa, bleibt der Spielecomputer hinter den Verkaufserwartungen zurück. Vor allem in Europa findet die Playstation von Sony, Microsofts größtem Konkurrenten auf dem Konsolen-Markt, deutlich mehr Zuspruch. Auch der kürzlich vorgestellte Gamecube von Nintendo verzeichnet höhere Zuwachsraten als die X-Box. Der Computerspiele-Markt wird in diesem Jahr ein Volumen von rund 31 Mrd. $ haben, geht aus einer am Dienstag vorgestellten Studie des britischen Marktforschungsunternehmens Informa Media Group hervor.
150 $ Verlust pro X-Box
Mit aufeinanderfolgenden drastischen Preissenkungen, bei denen der Endkundenpreis um bis zu einem Drittel fiel, versucht der Softwarekonzern sein Produkt auf dem Markt durchzusetzen – zu Lasten der Marge. Nach eigenen Angaben verkauft Microsoft die Konsole mittlerweile unter den Herstellungskosten. Nach Aussage des im Technik-Magazin zitierten Managers zahlt Microsoft mindestens 150 $ für jede verkaufte X-Box drauf.
Ziel der Preissenkungen ist der Massenmarkt mit dem Microsoft das X-Box-Geschäft über Software-Lizenzen in die Gewinnzone führen will, sagte der für Deutschland zuständige X-Box-Manager Hans Stettmeier im Gespräch mit der FTD. Wie in der Videospielbranche üblich, führen die Softwarefirmen für jedes ihrer verkauften Spiele Tantiemen an den Hersteller der Konsole ab, für die der Titel geschrieben wurde. Je länger allerdings die Durststrecke andauert, desto mehr Spiele pro verkaufte Konsole sind notwendig, um mit der X-Box Geld zu verdienen.
Softwarefirmen bleiben zurückhaltend
Doch auch bei den Lizenzgebühren drohen die Geschäfte schlechter als erwartet zu laufen. Der schleppende Absatz der X-Box macht die Softwarefirmen vorsichtig. Zahlreiche Anbieter entwickeln vorangig für die Playstation-2, die X-Box wird erst in zweiter Linie berücksichtigt. Ähnlich verhält es sich bei Online-Spielen. So hatte Branchenprimus Electronic Arts (EA)vor wenigen Wochen auf der weltgrößten Computermesse E3 in Los Angels angekündigt, zunächst die Online-Techniken von Sony und nicht die von Microsoft zu unterstützen. Offenbar verlässt sich EA beim derzeit als risikoreich geltenden Online-Geschäft lieber auf die 34 Millionen Playstation-2-Kunden als auf die rund vier Millionen X-Box Käufer.
Alternativ-Plan für die X-Box
Beim Kampf um den Konsolen-Markt greift Microsoft nun offenbar zu "Plan B" – dem Ausbau der X-Box zu einer Settop-Box für TV-Empfang mit integriertem digitalen Videorekorder. Offiziell hat Microsoft solche Pläne bisher von sich gewiesen. Seit neun Monaten soll der Konzern indes an einer Fernseh-X-Box arbeiten. Diese Home-Entertainment-Maschine würde zwar deutlich mehr kosten als eine Spielekonsole von Sony, sie würde jedoch neben den Spielern auch die Fernsehzuschauer ansprechen – die immer noch größte Zielgruppe bei der elektronischen Unterhaltung.