Wowereit weist Kritik zurück (großer Bericht)

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calexa:

Wowereit weist Kritik zurück (großer Bericht)

 
25.03.02 13:34
Der im Verfassungsstreit um das Zuwanderungsgesetz kritisierte Bundesratspräsident Klaus Wowereit (SPD) hat die Angriffe vehement zurückgewiesen. Er habe sich bei der Abstimmung am Freitag exakt an einen von Bundesrats-Direktor Georg-Berndt Oschatz (CDU) verfassten Vermerk gehalten, sagte Berlins Regierender Bürgermeister dem Berliner «Tagesspiegel» (Montag).

Eine schwierige «Tatsachen-Entscheidung» sei von ihm neutral und fair getroffen worden, betonte Wowereit am Sonntagabend in der ARD- Sendung «Sabine Christiansen». Insofern sehe er auch keinen Anlass, von seinem Amt als Präsident der Länderkammer zurückzutreten. Dies hatte Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) ihm wegen des Eklats im Bundesrat am Wochenende nahe gelegt.

Wowereit wertete das «Ja» von Brandenburgs Regierungschef Manfred Stolpe (SPD) zum Zuwanderungsgesetz als Zustimmung, obwohl Stolpes Koalitionspartner Schönbohm abgelehnt hatte. Schönbohm sagte zunächst «Nein», auf Nachfrage Wowereits dann «Sie kennen meine Auffassung». Die knappe Entscheidung für das Zuwanderungsgesetz durch das Votum Brandenburgs führte zu einem in der Bundesratsgeschichte einmaligen Eklat. Die Union droht nun mit dem Gang zum Verfassungsgericht, falls Bundespräsident Johannes Rau das rot-grüne Gesetz unterzeichnet.

In dem Vermerk des Bundesrats-Direktors Oschatz sei vorgegeben, dass die Stimme eines Landes nur dann ungültig sei, wenn dessen Vertreter trotz des Hinweises auf das Gebot der einheitlichen Stimmabgabe noch explizit voneinander abweichende Voten abgeben, sagte Wowereit zu seinem umstrittenen Vorgehen. Schönbohm habe auf Nachfrage sein «Nein» nicht wiederholt. Wowereit: «Ein verfassungsrechtlicher Streit wäre nur begründet, wenn es bis zum Schluss beim "Nein" von Schönbohm geblieben wäre.»


Am Wochenende wuchs auch der Druck auf den Bundespräsidenten. Von Rau hängt ab, ob der Konflikt um das Zuwanderungsgesetz am Ende in Karlsruhe ausgetragen wird. Das Bundespräsidialamt ließ offen, wie lang die Prüfung dauern wird. Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) forderte Rau auf, das Gesetz nicht zu unterzeichnen. Im ZDF- Magazin «Berlin direkt» sagte Stoiber am Sonntag: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Bundespräsident genauso kaltschnäuzig die Verfassung bricht wie der Bundesratspräsident.»

Der frühere SPD-Chef Hans-Jochen Vogel ermahnte die Union in der Sendung «Sabine Christiansen», Rau sollte nun «nicht im Voraus bedroht werden». CDU-Chefin Angela Merkel bestritt in der Sendung «Berlin direkt» indes, dass die Union eine Drohkulisse gegen Rau aufbauen wolle. «Wir alle haben Respekt vor dem Amt des Bundespräsidenten. Aber wir haben einfach auch die Hoffnung, dass dort noch einmal eine sorgfältige Prüfung erfolgt. Und wir kennen ja gewichtige Stimmen im Lande, die eben auch Zweifel haben.»

Immer mehr führende Unions-Politiker gehen inzwischen davon aus, dass das Thema Zuwanderung eine zentrale Rolle im Bundestagswahlkampf spielen wird. Dies habe die SPD durch ihre Verweigerung eines Vermittlungsverfahrens herausgefordert, sagte der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Christian Wulff dem «Tagesspiegel» (Montag).

Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) sagte der Zeitung «Die Welt» (Montag): «Wahlkampfthema ist immer das, was die Leute umtreibt, nicht das, was sich Wahlkampfstrategen in ihren Parteizentralen ausdenken. Die Zuwanderung treibt die Menschen um. Deshalb ist das ein Wahlkampfthema.»
(Quelle: www.web.de)

So long,
Calexa
Levke:

Scheinheilige Gründe von Wowereit......

 
25.03.02 13:46
Wenn Herr Schönbohm beim ersten Mal deutlich "NEIN" sagt und
dann "Sie kennen meine Meinung" ist dieses auch ein klares NEIN;
insofern sind die Aussagen von Herrn Wowereit Ausreden.........

Die Rückkehr zum Sachthema sollte nunmehr schnellestens erfolgen
und der Wahlkampf bei so einem wichtigen Thema ausgeklammert werden.
Schaden nimmt die ganze politische Landschaft.

Vielmehr sollte der CDU mal deutlicher erklären, warum hier
so ein Zirkus gemacht wird, wo doch die Details der Abweichungen
sehr gering sind........
Reila:

Levke, auf beiden Seiten Zirkus statt Profil.

 
25.03.02 13:51
Die halten ihr Volk für Idioten, denn nur von Idioten kann man erwarten, daß sie ein solches Schaupiel nicht durchschauen. Alles widerlich. Mag gar keine Nachrichten mehr sehen. Das Schlimme ist, daß, was auch geschieht, wohl nichts besser werden wird.

R.
Peet:

Protokoll vom Eklat - Abstimmungsvorgang im Wortl

 
25.03.02 14:07
Protokoll vom Eklat
Der Abstimmungsvorgang im Wortlaut

Bei der Abstimmung über das Zuwanderungsgesetz im Bundesrat ist es beim Votum Brandenburgs zu einem tumultartigen Wortwechsel gekommen. Hier die Dokumentation im Wortlaut:
Bundesratspräsident Klaus Wowereit (SPD): "Wir kommen dann zur Frage der Zustimmung. Der Ausschuss für innere Angelegenheiten und der Wirtschaftsausschuss empfehlen, dem Gesetz nicht zuzustimmen. Die Abstimmungsfrage ist positiv zu fassen. Rheinland-Pfalz hat gebeten über die Frage der Zustimmung durch Aufruf der Länder abzustimmen. Ich bitte den Schriftführer, die Länder aufzurufen."

Der Schriftführer ruft nacheinander die Länder Baden-Württemberg, Bayern und Berlin auf, die darauf ihr Stimmverhalten bekannt geben.

Schriftführer: "Brandenburg?"

Brandenburgs Arbeitsminister Alwin Ziel (SPD): "Ja."

Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU): "Nein."

Bundesratspräsident Klaus Wowereit: "Damit stelle ich fest, dass das Land Brandenburg nicht einheitlich abgestimmt hat. Ich verweise auf Artikel 51, Absatz 3, Satz 2 Grundgesetz. Danach können Stimmen eines Landes nur einheitlich abgegeben werden. Ich frage Herrn Ministerpräsident Stolpe, wie das Land Brandenburg abstimmt."

Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD): "Als Ministerpräsident des Landes Brandenburg erkläre ich somit ja."

Schönbohm: "Sie kennen meine Auffassung, Herr Präsident."

Wowereit: "Damit stelle ich fest, das das Land Brandenburg mit Ja abgestimmt hat."

Tumulte und Zwischenrufe: "So geht's ja nicht." "Das ist unmöglich."

Wowereit: "Herr Ministerpräsident Stolpe hat für Brandenburg erklärt, dass er, dass das Land Brandenburg mit Ja abstimmt. Das... Das ist nicht... Das ist so. Dann geht es weiter in der... Dann geht es weiter in der Abstimmung."

Weitere Tumulte und Zwischenrufe, unter anderem vom hessischen CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch.

Wowereit: "Ich habe bei der zweiten Frage gefragt, ob Herr Ministerpräsident Stolpe für Brandenburg eine Erklärung abgibt. Das hat er gemacht. Und, und jetzt ist festgestellt, es ist festgestellt... Ich kann... da Herr, bitte, bitte sehr Herr Koch, ich bitte Sie, sich auch zu mäßigen. Ja... wenn, wenn, also noch mal. ... Ich kann auch Herrn Ministerpräsident Stolpe noch mal fragen, ob das Land noch Klärungsbedarf hat. Herr Ministerpräsident Stolpe. So, dann ist das so festgestellt. Ich bitte fortzufahren in der Abstimmung, in der Abstimmung fortzufahren. Sie können sich anschließend nach der Geschäftsordnung melden. Wir sind jetzt in der Abstimmung."

http://aktuelles.t-online.de/nach/inla/inne/ar-h/...-im-wortlaut.html

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bye peet
NoTax:

..is doch `ne Klasse Inszenierung. Tragik-Komödie

 
25.03.02 14:14
in ...... Akten mit variabeler Laufzeit den jeweiligen Umständen anpassbar.
Wer glaubt das in diesem Spiel auch nur ein Komma dem Zufall überlassen wurde hat das mit der "Politik" noch immer nicht verstanden und träumt vielleicht sogar noch davon das sich durch Wahlen etwas ändern könnte.
Merke: Politik ist Selbstzweck und glaube doch niemand das hier irgendwo durch irgendwen Interessen der s.g. Bürger/Wähler vertreten werden. Unser Poltik + Gesellschaftssystem ist doch in keinster Weise auf die nationalen und erst recht nicht auf die globalen Herrausforderungen vorbereitet. Letztendlich geht es um Macht + Geld und letztendlich um unsere Börsengewinne !!!
mod:

Wowereit = Politstrolch? o.T.

 
25.03.02 15:00
SchwarzerLor.:

Schönbohm blieb bei NEIN!

 
25.03.02 15:12
Andernfalls hätte er eine andere Aussage treffen müssen. Somit hat er seinen Standpunkt wiederholt, wenn auch mit anderer Wortwahl. Somit ist der Verfassungsbruch des Kommunistenfreundes Wowereit ganz klar.
mod:

Wowereit - Lebenslauf

 
25.03.02 15:19
Klaus Wowereit

Bezirksstadtrat a.D.; 12305 Berlin

* 1.10. 1953 Berlin; ledig - Abitur 1973.

Studium FU Berlin,  
1979 1. jur. Staatsprüfung,
1981 2. jur. Staatsprüfung,

1981/84 Regierungsrat z.A. beim Senator für Inneres,
1984/95 Bezirksstadtrat Tempelhof,

1979/84 Bezirksverordneter,

1981/84 Fraktionsvors. der SPD BVV Tempelhof,

1995/99 Stellv. Fraktionsvors. der SPD-Fraktion,

seit Dezember 1999 Vorsitzender der SPD-Fraktion,


ab 16. Juni 2001 Regierender Bürgermeister von Berlin

mod:

Wowereit war während der SPD/CDU-Koalition

 
25.03.02 15:26
in Berlin schon

der Strippenzieher im Hintergrund.
Tyler Durdan:

@Levke, Reila...

 
25.03.02 15:47
Hallo,

da braucht man doch gar nicht die Nachrichten zu schauen. Auch hier gibt es schließlich Nachrichten-MODeratoren. Auch hier interessiert sich keiner für das Sachthema, sondern es werden nur heiß Verfassungsfragen diskutiert, die nur auftauchen, weil Sachfragen aufgrund von Machterhaltungs-/Machtbegründungs-trieben nicht diskutiert wurden.

Schade um das Gesetz.

Grüsse,
Tyler Durdan
SchwarzerLor.:

Stimmt, Tyler.

 
25.03.02 17:54
Hier geht es in erster Linie um das Prozedere, um demokratische Spielregeln und die Auslegung des Grundgesetzes. Wenn dieses Verfahren mit seiner enormen Bedeutung für die Zukunft geklärt ist, dann sollte die Sache nochmal ausführlich Gegenstand der Diskussion sei.
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