US-Notenbank-Chef und Gewinnwarnungen bestimmen Börsenwoche
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die erneute Lockerung der zinspolitischen Schraube durch die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) hat am Frankfurter Aktienmarkt mit einem Tag Verzögerung für kräftig steigende Kurse gesorgt. In der Finanzmetropole am Main tauchte der DAX zwar kurzzeitig unter einem anhaltenden Trommelfeuer von reduzierten Gewinn- und Umsatzerwartungen unter die 5.800-Punkte-Marke ab, am Donnerstag schloss der Index jedoch mit einem kräftigen Plus nahe den Tageshöchstständen. Zum Wochenschluss übersprang das wichtigste deutsche Börsenbarometer dann die 6.000-Punkte-Marke. Am Neuen Markt rissen die Hiobsbotschaften in dieser Woche nicht ab: Die Bemühungen des Lizenzrechtehändlers Sunburst Merchandising um Wiederherstellung der Zahlungsfähigkeit seien gescheitert, erklärte das Unternehmen. Die Aktie rauschte am Freitag um mehr als 40 Prozent in den Keller. Im freien Fall auch Kabel New Media: Die Geschäftsleitung des Hamburger Unternehmens hatte einen sofortigen Zahlungsstopp verfügt. URTEIL GEGEN MICROSOFT-ZERSCHLAGUNG VERLEIHT DEN US-BLUE CHIPS IMPULSE Jenseits des Atlantiks verlieh das Gerichtsurteil gegen die Zerschlagung des Software-Riesen Microsoft den US-Blue Chips Impulse. Der ersten Enttäuschung über die Zinssenkung in den USA von 25 Basispunkten sei letztlich die Erkenntnis gefolgt, dass damit die Tür für eine weitere Senkung offen geblieben sei, sagten Marktbeobachter. Für die Experten der DG-Bank sollte nach den zahlreichen Negativmeldungen der vergangenen Wochen die Flut der Gewinnwarnungen allmählich abebben, da die US-Unternehmen unmittelbar vor Beginn der Berichtssaison nur mit Ausnahmen warnen. Am deutschen Aktienmarkt revidierte nach BASF auch der Leverkusener Chemieriese Bayer seine Ertragsprognose nach unten, was den Markt nicht mehr sonderlich überraschte. Neben den Chemietiteln wurde zum Wochenauftakt auch die Aktie des Pharmakonzerns Schering durch eine Korrektur der Gewinnschätzungen des US-amerikanischen Pharmakonzerns Merck & Co deutlich belastet. Dunkle Wolken zogen in dieser Börsenwoche erneut über den Aktien der Siemens-Halbleitertochter Infineon Technologies auf: Am Markt kursierten Gerüchte, wonach Siemens die Commerzbank beauftragt habe, zehn bis 16 Mio. Infineon-Aktien auf dem Markt zu platzieren. Alle Beteiligten haben dies aber dementiert. WENIG KONSEQUENZEN FÜR MLP-KURS NACH KÜR ZUM DAX-AUFSTEIGER Vergleichsweise wenig Auswirkungen auf den Kurs des Heidelberger Finanzdienstleisters Marschollek, Lautenschläger und Partner (MLP) hatte die Entscheidung der Deutschen Börse, die Aktie nun auch offiziell als neuen DAX-Aufstiegskandidaten zu küren. Sollte die Allianz im ersten Schritt bereits über 85 Prozent der Dresdner-Bank-Aktien erwerben, wird die "grüne Bank" bereits am 18. Juli ihren Platz im DAX für MLP freimachen, sonst ist der Austausch zum 21. September geplant. IFO SENKT WACHSTUMSRATE FÜR DEUTSCHLAND AUF 1,2% In Deutschland wird nach Einschätzung des Münchner ifo-Instituts in diesem Jahr das Wirtschaftswachstum noch geringer ausfallen als bislang befürchtet. Für das laufende Jahr werde nur noch mit einer Wachstumsrate von 1,2 Prozent gerechnet. Damit gab das Institut die bislang niedrigste Prognose der sechs führenden Wirtschaftsinstitute in Deutschland ab. Nach der erneuten Zinssenkung in den USA wird nach Meinung der Commerzbank nun auch in Euroland der Ruf nach Zinssenkungen immer lauter, nachdem sich die EZB aufgrund der hohen Preissteigerung bislang verständlicherweise nicht zu nachhaltigen Zinsschritten entschließen konnte. Die Europäische Zentralbank (EZB) berät am kommenden Donnerstag über möglichen Zinsschritte. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde diese Woche erneut unter der Marke von 85 USD gehandelt. Der Euro sei aufgrund positiver Äußerungen zur Konjunktur in den USA unter Druck geraten, sagten Devisenhändler./ep/sk/av --- Von Elke Pfeifer, dpa-AFX ---
