Jeder Anleger und Börsenspekulant mit Ausbildung und Erfahrung wird auf eine angemessene Streuung seines Portfolios achten. Er wird seine eigenen Recherchen anstellen und dann seine Entscheidungen treffen, einerseits im Hinblick auf das Einzelunternehmen selbst, dessen Fundamentaldaten, Zukunftsaussichten, der Aussichten der Branche, aber andererseits auch im Hinblick des generellen Börsenumfelds, der Zinssituation und der Charttechnik usw.
Er wird aber auch immer bezüglich aller verlautbarten Daten skeptisch sein, denn alle diese Daten können falsch oder gefälscht sein. Er wird niemanden, außer sich selbst vertrauen und ständig dazulernen.
Bei Wirecard waren sehr viele unbedarfte Neulinge am Werk, die einfach das schnelle Geld sahen und dem Management und dessen Verlautbarungen, aber auch den Analystenkommentaren und Medienberichten blind vertrauten und auch vertrauen wollten, außer den Berichten der FT.
Es bildete sich eine Community, die einer Sekte glich, und welche sich gegenseitig bestärkte und bis zuletzt Mut zusprach, komme was wolle. Kritiker wurden als Gegner betrachtet, die der Community Schaden zufügen wollten, und wurden deshalb leidenschaftlich bekämpft. Der Kleber, der das alles zusammenhielt war allein der Glaube, der Glaube an die Strahlkraft von Markus Braun und seiner Wirecard. Er war der neue Erlöser.
Die eingangs erwähnten Börsenregeln wurden von Vielen aus Unkenntnis gänzlich missachtet und das ganze Geldvermögen in dieses Unternehmen investiert, um mit dem geliebten Braun Hand in Hand reich zu werden.
Letztlich musste das scheitern, da sowas niemals gut gehen kann.
Somit tut auch mir niemand wirklich leid, insbesondere da es ja genug Warnungen und Warner, mich eingeschlossen, gab.
Allerdings gab es in der Causa Wirecard auch eine organisierte kriminelle Vorgangsweise, einerseits im Vorstand selbst, als auch im engeren und weiteren Umfeld, wahrscheinlich über Schmiergeldzahlungen (Korruption) und Einschüchterungen, die einer Mafiaorganisation gleicht.