Solaraktien kaufen und dann schlafen legen?
Vortrag und Veröffentlichung von "Solaraktien kaufen und dann schlafen legen?" auf dem 2. Solarforum im November 2001
Von Philipp Spitz, Murphy&Spitz Umwelt Consult
Die Photovoltaik befindet sich derzeit mit Wachstumsraten von 40-50% bei der neuinstallierten Leistung in einer ersten Boomphase in Deutschland. Historisch betrachtet wird die derzeitige Phase in Ländern wie in Deutschland und in Japan als die take-off-Phase der Photovoltaik anzusehen sein, die in die industrielle Massenproduktion übergehen kann.
Ist es nun in der derzeitigen Boom-Situation verantwortbar, Solaraktien zum Kauf zu empfehlen? Werden mit der Wachstumsbranche Erneuerbare Energien ebenso Anlegermilliarden vernichtet wie mit Internet- und Medienwerten? Haben wir es bei Kaufempfehlungen für Solaraktien mit den berüchtigten Kaufempfehlungen à la Deutsche Bank für die Telekom-Aktie vor wenigen Wochen zu tun? Die Aktie empfehlen und dann direkt selbst verkaufen? Dies gewiß nicht, denn es liegen keine großen Aktienpakete von Solarunternehmen bei den großen Banken. Und dies führt bereits zu einem ersten zentralen Punkt:
Der Kapitalmarkt in Deutschland hat trotz zunehmender Medienberichte bislang nur begrenzte Kaufbereitschaf für die Photovoltaik gezeigt. An der Börse gibt es keine reinen Solarthermieaktien. Die Investoren bei Banken, Versicherungen und Vermögensverwaltungen haben nun erst begonnen, die wesentlich erwachsenere Windenergiebranche zu beobachten. Hierzu sind nun über den Sommer auch zahlreiche Analystenstudien erschienen. Dies zeigt das gestiegene Interesse an den Windmarkt. Auch bei den Börsenumsätzen an den Börsen zeigt sich: Windkraftanlagenhersteller und -projektierer haben i.d.R. Tagesumsätze an den Börsen von mehreren 100.000 Euro, häufig über 1 Mio. Euro. Ein Wert wie der dänische Windkraftanlagenhersteller Vestas gehört zu den größten dänischen Industrieunternehmen mit Umsätzen von mehreren Mio. Euro täglich an der Börse. Außer SolarWorld liegen alle deutschen PV-Aktien bei durchschnittlichen Tagesumsätzen unter 100.000 Euro, häufig bei nur 10-50.000 Euro. Das Interesse ist also noch gering - dass es auch anders geht, zeigt die amerikanische AstroPower Inc: die Tagesumsätze an der NASDAQ liegen bei mehreren Mio. US-Dollar täglich. Wichtig ist für einen instituionellen Investor,dass die Möglichkeit gegeben ist Aktien auch wieder zu veräußern. Folglich ist zu schließen, daß bei solch marktengen Aktien erhöhte Risiken liegen, aber auch erhöhte Chancen: Kommen schon weinige institutionellen Anleger zu Kaufentscheidung, kann es zu außergewöhnlich hohen Kursanstiegen kommen, andererseits bedeutet ein Ausstieg eines Großinvestors häufig einen Kursrutsch. Zudem zeigt sich die Notwendigkeit, über die Photovoltaikaktien und ihre Chancen in noch stärkerem Maße zu informieren.
Der langfristig entscheidende Aspekt für die Branche und damit auch für die Aktien:
Die Photovoltaik bewegt sich derzeit von der vorindustriellen Produktion zu einer ersten Massenproduktion mit industriellen Merkmalen:
In dieser Übergangsphase haben wir bestimmte Risiken wie auch überdurchschnittliche Chancen: Die Stromgestehungspreise von Photovoltaik sind derzeit nur in Nischenmärkten (Telekommunikation etc.) wettbewerbsfähig. Der Massenmarkt, insbesondere die netzgekoppelten Anlagen in einem saturierten Strommarkt wie in Deutschland, beruht derzeit auf der Nachfrageförderung. Der Gedanke an einen Wegfall, eine Kürzung der Förderung (vor allem des „Erneuerbare-Energien-Gesetzes“) oder das politische Taktieren (Mittelkürzung) bringen eine erhebliche Verunsicherung an den Kapitalmärkten und können zu erheblichen Kursschwankungen führen. Die Kritik des Bundesrechnungshofes an der Preisentwicklung und der Absatz von im Ausland produzierten Solarmodulen in Deutschland zeigen, dass die Förderung der Photovoltaikbranche nicht kritiklos bleibt. Es besteht keine Garantie für die Förderung.
Die Chancen sind ohne Zweifel auf lange Sicht jedoch größer als die Risiken der politischen Abhängigkeit: Durch den stabilisierteren Nachfragemarkt zuerst in Japan und seit vergangenem Jahr in Deutschland entstand die Bereitschaft, größere Fertigungsstätten aufzubauen. Größere, automatisierte Produktionseinheiten ermöglichen Skaleneffekte in der Produktion. So können die Verkaufspreise für die Solarmodule trotz gleichbleibender Gewinnmargen für die Unternehmen (und die Aktionäre) sinken. Zugegeben, dies ist derzeit noch Theorie, doch es ist nach unserer Einschätzung spätestens 2003 mit deutlichen Preisrückgängen zu rechnen. Dann sind auch in Deutschland größere Produktionseinheiten aufgebaut, möglicherweise wird es zudem einen stark erhöhten Import aus Japan geben. Die dann niedrigeren Stromgestehungskosten erlauben die wirtschaftliche Anwendung der Photovoltaik in weiteren Feldern, gleichzeitig die Reduktion der Förderung, wie das „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ dies beinhaltet.
Ist ein dauerhafter politischer Wille gegeben, die Photovoltaik in einen selbsttragenden Markt zu überführen? Oder droht nach knapp drei Jahren Hochkonjunktur der Branche ein ganz tiefer Fall nach den Bundestagswahlen im Herbst 2002? Ohne Zweifel bestehen zwingende Sicherheits- und Umweltgründe, die Atomenergie und die fossilen Energien zu ersetzen. Die Flugzeugangriffe vom 11. September haben das untragbare Risiko Atomkraftwerke erneut verdeutlicht, die Missachtung grundlegender Menschenrechte in Ölgebieten, die aus Ölinteressen entstehenden politischen und immer wieder daraus folgenden militärischen Krisen, sowie die existenziellen Klima- und Gesundheitsrisiken aus der Nutzung von fossilen Energien sollten ausreichende Gründe für jeden verantwortungsvollen Politiker sein, die Nutzung der Erneuerbaren Energien zu fördern. Diese Argumente reichen offensichtlich aber noch nicht aus. Daher muß von allen Interessierten deutlich gemacht werden, dass Erneuerbare Energien und die Photovoltaik mehr Chancen beinhalten: Dauerhafte und sichere Arbeitsplätze. Schon heute beschäftigen die Erneuerbaren Energien in Deutschland mehrere als 50.000 Menschen. Zudem wird deutlich: Mit Japan und Deutschland fördern zwei Staaten ihre heimischen Photovoltaikmärkte, die beide klassische Exportländer sind. Die rechtzeitige Technologieentwicklung im eigenen Land, der Aufbau einer kostengünstigen Produktion in der Photovoltaik sind die Voraussetzungen für denzukünftige Exporteschlager aus Deutschland und damit Arbeitsplätze in Deutschland. Es wird besonders wichtig im Hinblick auf die kommenden Bundestagswahlen, diese wirtschaftlichen Chancen auch den Liberalen klar zu machen.
Zurück zu den Aktien:
Neue Solarunternehmen werden sich gerne der Leistung erfolgreicher Aktienplatzierungen rühmen. Unternehmen werden gerne mit den Hinweis auf erfolgreiche Pioniere mit einer guten Kursentwicklung angeboten. Daher werden auch in Zukunft immer wieder Solarunternehmen angeboten werden, die bis hin zu Totalverlusten für die Investoren führen werden. Emissionsbanken und Finanzdienstleister verdienen ihr Geld nicht mit einer guten Kursentwicklung, sondern mit dem Verkauf der Aktien. Auch wenn das Unternehmen nach einem Jahr schon kurz vor der Pleite steht.
Da heute noch kein selbsttragendes Marktwachstum in der Photovoltaik erreicht ist, sind Rückschlagrisiken sehr groß: Daher ist eine solide Finanzausstattung sehr wichtig für die Unternehmen. Unternehmen, die selbst in der Boomphase kein Geld verdienen, dürften nur wenig Chancen haben, Krisen zu überstehen.
Schließlich die Frage: Wird es zu Übernahmen kommen?
Die großen Energietechnikproduzenten à la General Electric oder Siemens sind noch nicht ernsthaft in den PV-Markt eingestiegen. Erinnern wir uns an einen Satz des Energie Baden-Würtemberg AG-Vorsitzenden Goll während der Dumpingphase für Strompreise 1999, angesprochen auf den Einstieg eines der Marktführer wie die EnBW AG: „Die Bräute werden erst geheiratet, wenn sie willig sind“. Übernahmen dürften daher insbesondere dann vorkommen, wenn Mißmanagement vorliegt oder der Photovoltaik-Markt in einer Krise ist und daraus resultierend, die Aktienkurse niedrig sind. Denn dann könnte einigen Pionierunternehmen das Geld ausgehen und sie werden überlegen, die Angebote der Großen Energietechnik-Unternehmen anzunehmen. Andererseits ist die Photovoltaik eine High-Tech-Branche. Die Technologie und die Verfahrenstechnik stellen in ihrer Weiterentwicklung zunehmend steigende Markteintrittsbarrieren dar. Dies gilt auch für die klassischen Energietechnik-Produzenten. Sie werden zunehmend die Technologieunternehmen in der Photovoltaik beobachten.
Zusammengefasst: Es gibt keine Photovoltaikaktie, die in 7 oder in 10 Jahren einen sicheren Gewinn garantiert. Heute Aktien kaufen, schlafen legen und in 7 oder 10 Jahren den Gewinn einstreichen, ist nicht möglich. Junge Unternehmen brauchen aufmerksame Beobachtung. Das Chancen-/Risiko-Profil ist bei den Photovoltaik-Aktien sehr ausgeprägt. Dies gilt insbesondere für die Produzenten, die hohe Investitionen tätigen. Sie besitzen gleichzeitig die außergewöhnliche Chance, sich frühzeitig in einem Wachstumsmarkt mit dauerhafter Perspektive zu positionieren. Einer Energietechnologie, die sich durch breite gesellschaftliche Akzeptanz, Sicherheit und Umweltfreundlichkeit auszeichnet.
FAZIT 2005: MITLLERWEILE MACHEN SOLARFIRMEN SOGAR ORDENTLICH GEWINNE (SIEHE SOLARWORLD / SOLARPARC) TSTSTSTSSS... WER HÄTTE DAS GEDACHT! UND DIE POLITIK?
SCHON DAMALS GALT: POLITISCHE BÖRSEN HABEN KURZE BEINE!