Mit Lindows, verspricht Ex-MP3-Gründer Mike Robertson, entsteht ein Betriebssystem, das eine Brücke zwischen Linux und Windows baut. Das hätte Microsoft gerade noch gefehlt: Zum frühestmöglichsten Zeitpunkt ließ Redmond die Anwälte von der Leine.
Man stelle sich mal vor, Michael Robertson gelänge, was er da vorhat: Bereits im nächsten Frühjahr will er mit Lindows ein Betriebssystem auf den Markt bringen, das sowohl mit für Linux als auch für Windows geschriebener Software zurecht käme. Dazu soll Lindows dann noch komfortabel, sicher und zuverlässig arbeiten. Klingt wie ein Alptraum - zumindest wenn man in Redmond bei Microsoft arbeitet.
Denn da wird fleißig am Monopol gemauert. Dass der neue Hoffnungsträger Windows XP sich bisher nicht so gut verkaufte wie erhofft, ändert nichts an der Tatsache, dass Microsoft nach wie vor mehr oder minder konkurrenzlos dasteht. Ja, es gibt Apple, es gibt BeOs, es gibt Linux. Während Apple immerhin eine so eigen- wie vollständige Softwareumgebung zu bieten hat, sind die anderen Alternativen nach wie vor etwas für "Experten": Wenige User sind bisher dazu bereit, auf die Alternativen umzusteigen - und die schöne für Windows verfasste Softwaresammlung künftig verstauben zu lassen.
Da käme Michael Robertson mit seiner Lindows-Idee gerade recht.
Grund genug für Microsoft, die Anwälte von der Leine zu lassen. Die verklagen Lindows nun natürlich nicht wegen Monopol-Gefährdung, sondern mit markenrechtlicher Begründung wegen der angeblich bestehenden Verwechslungsgefahr - zu ähnlich seien sich die Namen der beiden Betriebssysteme.
So aberwitzig das für den Verbraucher scheinen mag, vor Gericht dürfte Microsoft damit alles andere als chancenlos sein. Am Donnerstag reichte Microsoft Klage beim Distriktgericht in Seattle ein.
In ersten Stellungnahmen zeigte sich Robertson pikiert über die Klage: Es sei doch wohl kaum wahrscheinlich, dass die Öffentlichkeit nicht zwischen einer 20-Leute-Firma und dem größten Softwareunternehmen der Welt unterscheiden könnte. Microsoft-Sprecher Jon Murchinson ist da anderer Ansicht: Microsoft habe über 20 Jahre "enorme Summen" in die Etablierung seiner Markennamen investiert. Da könne es nicht angehen, dass ein Konkurrent einfach ankomme und die Kunden verwirre.
Eine Argumentation, der das Gericht durchaus folgen könnte: Dass "Lindows" dem Markennamen "Windows" nicht zufällig ähnelt, ist zu offensichtlich. Das würde zwar keinen Kunden "verwirren", doch darum geht es ja auch nicht: Microsoft kommt es darauf an, zu verhindern, dass es so etwas wie "optische Signale" gibt, die darauf hindeuten, dass Lindows eine Alternative zu Windows darstellen könnte.
Als Gründer und Chef von MP3.com hatte Michael Robertson in den letzten Jahren ausgiebig Gelegenheit, den Anwälten mächtiger Unternehmen vor Gericht gegenüber zu sitzen. Robertson weiß darum, dass gerade amerikanische Anwälte wie Spielautomaten sind: Wirft man einmal Geld ein, hören sie nicht mehr auf, bis alles weg ist. Zumeist verlor er seine Prozesse und wurde zu empfindlichen Geldstrafen verurteilt. Am Ende jedoch ging er als satt abgefundener Gewinner aus dem Konflikt mit der Musikindustrie hervor, als sich ein großer Musikkonzern den unliebsamen Konkurrenten einverleibte.
Sonnyboy Robertson konnte sich so - als einziger "Held" der P2P-und Musik-Prozesse - seinen Rebellenruf bewahren. Seine Ankündigung im Spätsommer, mit Lindows eine Linux/Windows-Alternative auf den Markt bringen zu wollen, fand weltweit lebendiges Interesse. Anders als im Fall MP3.com ist Robertson nun den Regeln des Softwaremarktes unterworfen und durch sein eigenes Wort an eine Deadline gebunden. Es ist unwahrscheinlich, dass er sich auf ausgedehnte juristische Scharmützel einlassen kann, die letztlich zu einer Verzögerung oder Verhinderung der Auslieferung von Lindows führen könnte - wenn es die Software tatsächlich schon gibt. Vielleicht versucht er es bald mit "Winux"?
(Quelle: manager-magazin.de)
So long,
Calexa
Man stelle sich mal vor, Michael Robertson gelänge, was er da vorhat: Bereits im nächsten Frühjahr will er mit Lindows ein Betriebssystem auf den Markt bringen, das sowohl mit für Linux als auch für Windows geschriebener Software zurecht käme. Dazu soll Lindows dann noch komfortabel, sicher und zuverlässig arbeiten. Klingt wie ein Alptraum - zumindest wenn man in Redmond bei Microsoft arbeitet.
Denn da wird fleißig am Monopol gemauert. Dass der neue Hoffnungsträger Windows XP sich bisher nicht so gut verkaufte wie erhofft, ändert nichts an der Tatsache, dass Microsoft nach wie vor mehr oder minder konkurrenzlos dasteht. Ja, es gibt Apple, es gibt BeOs, es gibt Linux. Während Apple immerhin eine so eigen- wie vollständige Softwareumgebung zu bieten hat, sind die anderen Alternativen nach wie vor etwas für "Experten": Wenige User sind bisher dazu bereit, auf die Alternativen umzusteigen - und die schöne für Windows verfasste Softwaresammlung künftig verstauben zu lassen.
Da käme Michael Robertson mit seiner Lindows-Idee gerade recht.
Grund genug für Microsoft, die Anwälte von der Leine zu lassen. Die verklagen Lindows nun natürlich nicht wegen Monopol-Gefährdung, sondern mit markenrechtlicher Begründung wegen der angeblich bestehenden Verwechslungsgefahr - zu ähnlich seien sich die Namen der beiden Betriebssysteme.
So aberwitzig das für den Verbraucher scheinen mag, vor Gericht dürfte Microsoft damit alles andere als chancenlos sein. Am Donnerstag reichte Microsoft Klage beim Distriktgericht in Seattle ein.
In ersten Stellungnahmen zeigte sich Robertson pikiert über die Klage: Es sei doch wohl kaum wahrscheinlich, dass die Öffentlichkeit nicht zwischen einer 20-Leute-Firma und dem größten Softwareunternehmen der Welt unterscheiden könnte. Microsoft-Sprecher Jon Murchinson ist da anderer Ansicht: Microsoft habe über 20 Jahre "enorme Summen" in die Etablierung seiner Markennamen investiert. Da könne es nicht angehen, dass ein Konkurrent einfach ankomme und die Kunden verwirre.
Eine Argumentation, der das Gericht durchaus folgen könnte: Dass "Lindows" dem Markennamen "Windows" nicht zufällig ähnelt, ist zu offensichtlich. Das würde zwar keinen Kunden "verwirren", doch darum geht es ja auch nicht: Microsoft kommt es darauf an, zu verhindern, dass es so etwas wie "optische Signale" gibt, die darauf hindeuten, dass Lindows eine Alternative zu Windows darstellen könnte.
Als Gründer und Chef von MP3.com hatte Michael Robertson in den letzten Jahren ausgiebig Gelegenheit, den Anwälten mächtiger Unternehmen vor Gericht gegenüber zu sitzen. Robertson weiß darum, dass gerade amerikanische Anwälte wie Spielautomaten sind: Wirft man einmal Geld ein, hören sie nicht mehr auf, bis alles weg ist. Zumeist verlor er seine Prozesse und wurde zu empfindlichen Geldstrafen verurteilt. Am Ende jedoch ging er als satt abgefundener Gewinner aus dem Konflikt mit der Musikindustrie hervor, als sich ein großer Musikkonzern den unliebsamen Konkurrenten einverleibte.
Sonnyboy Robertson konnte sich so - als einziger "Held" der P2P-und Musik-Prozesse - seinen Rebellenruf bewahren. Seine Ankündigung im Spätsommer, mit Lindows eine Linux/Windows-Alternative auf den Markt bringen zu wollen, fand weltweit lebendiges Interesse. Anders als im Fall MP3.com ist Robertson nun den Regeln des Softwaremarktes unterworfen und durch sein eigenes Wort an eine Deadline gebunden. Es ist unwahrscheinlich, dass er sich auf ausgedehnte juristische Scharmützel einlassen kann, die letztlich zu einer Verzögerung oder Verhinderung der Auslieferung von Lindows führen könnte - wenn es die Software tatsächlich schon gibt. Vielleicht versucht er es bald mit "Winux"?
(Quelle: manager-magazin.de)
So long,
Calexa