Wilhelm Reich junior muss ein Teufelskerl sein. Was der alles kann: Unternehmen an die Börse begleiten, unterbewertete Immobilien aufstöbern und verwalten, Venture-Capitalist spielen und jetzt auch noch Private-Equity-Fonds AG & Co KG a.A. gründen. Ein Genie, oder? Herr Reich ist nämlich bei der VAP, der VCI und der Klosterbrauerei Königsbronn als Vorstand aktiv.
Aktienverkauf per Email
Genial ist es, wie Herr Reich seine Aktivitäten vermarktet. Im Börsenboom ist es offenbar ziemlich leicht, Geldanlageideen aller Art zu verkaufen - ob mit oder ohne Substanz. Der neue Dreh aus Heidenheim heißt "Private-Equity Fonds I AG & Co KG a.A.".
Von dieser Firma existiert derzeit nicht viel mehr als ein lückenhafter, bescheidener Webauftritt, und dennoch wird man bereits aufgefordert die Anteilsscheine zu kaufen. Wer – auf welchem Wege auch immer – im E-Mail-Verteiler des Genies aus Heidenheim gelandet ist, konnte sich in dieser Woche über Post freuen. Mit warmen Worten wurde zur Zeichnung der Aktien geraten. Das Grundkapital der Gesellschaft solle von 50.000 Euro auf 500.000 Euro erhöht werden. Damit wolle man sich dann in den nächsten zwei bis drei Jahren an "20 bis 30 Unternehmen" beteiligen. Mini-Beteiligungen? Mehr dürfte bei dieser Ausgestaltung nicht drin sein.
99.000 Luftballons
Bis zu 99.000 Aktien der Gesellschaft sollen für je einen Euro platziert werden. Die Begründung im per Mail versandten Zeichnungsschein liest sich abenteuerlich: "Um einen Freefloat für die Notierung an einer deutschen Wertpapierbörse zu schaffen". Noch besser: Die Aktien sind für das Geschäftsjahr 2006 voll dividendenberechtigt. Wie gesagt - derzeit ist von der Gesellschaft nur ein bescheidener Internetauftritt sichtbar. Ein Porträt der Firma, ein Wertpapierprospekt oder ähnliche Feinheiten sind nicht zu finden. Von Bilanzen oder sonstigen harten Fakten, die auf eine realistische Dividendenchance hindeuten könnten, ganz zu schweigen.
Apropos Wertpapierprospekt: Nach Angaben des Unternehmens ist ein solcher auch gar nicht erforderlich, weil man unter der Grenze von 100.000 Euro für die Gesamtemission bleibe. Stimmt, es sind ja nur 99.000 Euro. Da drängt sich der Verdacht auf, dass das Emissionsvolumen genau nach diesem Kriterium festgelegt wurde.
Kein Prospekt also und auch sonst kaum Informationen, und der Börsengang der Gesellschaft ist "für Dezember 2006, aber auch früher oder später" geplant. Dafür darf man den Kaufpreis am besten sofort überweisen, nur eine Zuteilung wird nicht garantiert. Kein Wunder, dass man so ungenau ist, denn beim Börsengang der VAP, sozusagen der Mutter aller vorbörslichen Aktienplattformen, musste Wolfgang Reich eine peinliche Verspätung hinnehmen. Jetz also Private Equity. Wir sind gespannt, wann sich Herr Reich endlich auch als Nano- und Solar-Fachmann zu erkennen gibt.