Harley-Davidson - Wild sucht jung (EurAmS)
Die Kultmarke der Hippie-Generation will junge Kunden gewinnen. Sie nutzt ihren 100. Geburtstag zur größten Modelloffensive der Konzerngeschichte. Das bringt auch die Aktie wieder auf Touren
von Sven Parplies, Euro am Sonntag 32/03
Verstaubte Lederkutten, Sonnenbrillen und das markante Wummern der Motoren. Aus allen Himmelsrichtungen knattern Ende August mehr als 200000 Motorrad-Liebhaber aus der ganzen Welt nach Milwaukee. Im US-Bundesstaat Wisconsin, nahe der Route 66, feiern sie die größte Biker-Party aller Zeiten: den 100. Geburtstag der Kultmarke Harley-Davidson.
Zum Jubiläum präsentiert sich der Traditionskonzern von seiner besten Seite. Die Bilanzen blitzen so hell wie die chromverzierten Armaturen seiner Zweiräder. 290600 Maschinen will Vorstands-Chef Jeffrey Bleustein bis Jahresende verkaufen, so viel wie nie zuvor in der Geschichte von Harley-Davidson. Der Konzerngewinn wird nach Schätzung von Lehmann Brothers um 27 Prozent auf 2,41 Dollar je Aktie steigen.
Ausgerechnet den Aktionären aber ist im Jubiläumsjahr bislang nicht nach feiern zu Mute. Den Kickstart der Börsen nach Ende des Irak-Konflikts hat Harley-Davidson verpasst. Seit Jahresbeginn hat die Aktie im Rennen gegen den amerikanische S&P-500-Index rund zehn Prozent verloren.
Was Börsianer beunruhigt: Das zottelige Haar der Harley-Fans wird immer grauer. 1990 war der durchschnittliche Kunde 37 Jahre alt, inzwischen ist er fast 50. Einige Investoren bezweifeln deshalb, dass der Konzern sein rasantes Wachstumstempo halten kann. Die Skepsis spiegelt sich in der relativ niedrigen Bewertung der Aktie wieder: Das aktuelle KGV liegt bei 20 und damit deutlich unter dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre von 24.
Mit der größten Modelloffensive seiner Geschichte will Harley-Davidson zum 100-Jährigen die Vorbehalte der Börse zerstreuen. Mit leichteren und leistungsstärkeren Modellen steuert der Konzern gezielt jüngere Kunden an.
Große Hoffnungen ruhen auf der neuen Version der V-Rod. Die Motoren werden seit 2001 in Zusammenarbeit mit Sportwagenbauer Porsche entwickelt. Der prominente Kooperations-Partner soll den technisch eher als behäbig geltenden Zweirädern zu einem dynamischeren Image verhelfen.
Das ist speziell für die Erfolgsaussichten in Europa wichtig. Dort kommt Harley-Davidson bislang nicht auf Touren: Nur zehn Prozent ihrer Umsätze erzielt die Kultmarke in der alten Welt, 80 Prozent in den USA. Gerade in diesem Ungleichgewicht sehen Analysten große Chancen: „Europa bietet enormes Wachstumspotenzial“, betont Richard Drake von ABN Amro.
So nutzt Harley-Davidson das Jubiläumsjahr für eine große Werbetour durch die ganze Welt. Auch in neun deutschen Großstädten, zuletzt in Hamburg, präsentieren die Maschinen-Macher aus Milwaukee auf großen Volksfesten Marke und Modelle.
Bis die neuen Kunden aufspringen, sitzt Harley bei seinem treuen Stammpublikum fest im Sattel. Mit rund 650000 Mitgliedern hat der Konzern den größten Kundenklub der Welt. Was noch wichtiger ist: Mit einem Jahreseinkommen von 75000 Dollar sind Harley-Fahrer überdurchschnittlich vermögend. Die Finanzkraft der Klientel spiegelt sich auch in den Konzernbilanzen wider: Seit dem Börsengang 1986 hat Harley-Davidson in jedem Jahr neue Rekorde bei Umsatz und Gewinn erzielt. Und die Aktie hat über die gesamte Distanz 15000 Prozent zugelegt.
red / -red-
Die Kultmarke der Hippie-Generation will junge Kunden gewinnen. Sie nutzt ihren 100. Geburtstag zur größten Modelloffensive der Konzerngeschichte. Das bringt auch die Aktie wieder auf Touren
von Sven Parplies, Euro am Sonntag 32/03
Verstaubte Lederkutten, Sonnenbrillen und das markante Wummern der Motoren. Aus allen Himmelsrichtungen knattern Ende August mehr als 200000 Motorrad-Liebhaber aus der ganzen Welt nach Milwaukee. Im US-Bundesstaat Wisconsin, nahe der Route 66, feiern sie die größte Biker-Party aller Zeiten: den 100. Geburtstag der Kultmarke Harley-Davidson.
Zum Jubiläum präsentiert sich der Traditionskonzern von seiner besten Seite. Die Bilanzen blitzen so hell wie die chromverzierten Armaturen seiner Zweiräder. 290600 Maschinen will Vorstands-Chef Jeffrey Bleustein bis Jahresende verkaufen, so viel wie nie zuvor in der Geschichte von Harley-Davidson. Der Konzerngewinn wird nach Schätzung von Lehmann Brothers um 27 Prozent auf 2,41 Dollar je Aktie steigen.
Ausgerechnet den Aktionären aber ist im Jubiläumsjahr bislang nicht nach feiern zu Mute. Den Kickstart der Börsen nach Ende des Irak-Konflikts hat Harley-Davidson verpasst. Seit Jahresbeginn hat die Aktie im Rennen gegen den amerikanische S&P-500-Index rund zehn Prozent verloren.
Was Börsianer beunruhigt: Das zottelige Haar der Harley-Fans wird immer grauer. 1990 war der durchschnittliche Kunde 37 Jahre alt, inzwischen ist er fast 50. Einige Investoren bezweifeln deshalb, dass der Konzern sein rasantes Wachstumstempo halten kann. Die Skepsis spiegelt sich in der relativ niedrigen Bewertung der Aktie wieder: Das aktuelle KGV liegt bei 20 und damit deutlich unter dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre von 24.
Mit der größten Modelloffensive seiner Geschichte will Harley-Davidson zum 100-Jährigen die Vorbehalte der Börse zerstreuen. Mit leichteren und leistungsstärkeren Modellen steuert der Konzern gezielt jüngere Kunden an.
Große Hoffnungen ruhen auf der neuen Version der V-Rod. Die Motoren werden seit 2001 in Zusammenarbeit mit Sportwagenbauer Porsche entwickelt. Der prominente Kooperations-Partner soll den technisch eher als behäbig geltenden Zweirädern zu einem dynamischeren Image verhelfen.
Das ist speziell für die Erfolgsaussichten in Europa wichtig. Dort kommt Harley-Davidson bislang nicht auf Touren: Nur zehn Prozent ihrer Umsätze erzielt die Kultmarke in der alten Welt, 80 Prozent in den USA. Gerade in diesem Ungleichgewicht sehen Analysten große Chancen: „Europa bietet enormes Wachstumspotenzial“, betont Richard Drake von ABN Amro.
So nutzt Harley-Davidson das Jubiläumsjahr für eine große Werbetour durch die ganze Welt. Auch in neun deutschen Großstädten, zuletzt in Hamburg, präsentieren die Maschinen-Macher aus Milwaukee auf großen Volksfesten Marke und Modelle.
Bis die neuen Kunden aufspringen, sitzt Harley bei seinem treuen Stammpublikum fest im Sattel. Mit rund 650000 Mitgliedern hat der Konzern den größten Kundenklub der Welt. Was noch wichtiger ist: Mit einem Jahreseinkommen von 75000 Dollar sind Harley-Fahrer überdurchschnittlich vermögend. Die Finanzkraft der Klientel spiegelt sich auch in den Konzernbilanzen wider: Seit dem Börsengang 1986 hat Harley-Davidson in jedem Jahr neue Rekorde bei Umsatz und Gewinn erzielt. Und die Aktie hat über die gesamte Distanz 15000 Prozent zugelegt.
red / -red-