Hallo,
ich bin selbst seit Jahren Powerseller, und ich möchte meine Meinung aus der Überschrift einfach mal durch die miterlebte Zeit bei EBay begründen:
Zunächst einmal sollte es bekannt sein, dass der durchschnittliche Internet-Kunde bei seinen ersten Bestellungen nicht wirklich etwas teures kaufen wird, da die Skepsis gegenüber der Online-Abwicklung anfänglich bei fast jedem vorhanden ist. Das bedeutet, dass es für die Zukunft im Online-Markt und für das Bestehen von EBay unerläßlich ist, den Kunden bzw. Käufern günstige Artikel in Hülle und Fülle zugänglich zu machen. Der wichtigste Sektor sind hierbei CDs, DVDs, Bücher, und sonstige Medien, denn hiermit fangen die meisten Leute an, wenn Sie online kaufen.
Sobald man dann gute Erfahrungen gesammelt hat, "traut" man sich als Käufer auch an teurere Ware heran. Nun ist die Frage: Was tut EBay um Käufer anzulocken? Letztlich ist das nicht ganz leicht zu beurteilen, aber Fakt ist, dass EBay das oben beschriebene Konzept nicht beachtet...anders als z.B. Amazon, wo aufgrund des erstklassigen Cross-Promotion-Effekts mittlerweile auch Fernseher, Konsolen, etc. verkauft werden. Sogar Kleidung gibt es dort schon.
EBay hat nämlich folgendes getan: Zunächst wurde (so glaube ich mich zu erinnern) im Frühjahr 2006 angekündigt, dass die Gebühren für Festpreisangebote in den Bereichen DVDs, CDs, Bücher dauerhaft gesenkt werden sollen. 1 Cent pro Artikel sollte es kosten. "Dauerhaft" hieß bei EBay ein halbes Jahr lang, denn schon im Spätsommer 2006 wurden diese Gebühren auf 5 Cent erhöht. Jetzt mag man sicherlich denken, dass wäre nicht so wild, ABER: Ein Buchhändler wie ich z.B., der 30.000 Artikel anbietet, und dafür 30.000 x 3 x 1 Cent pro Monat gezahlt hat (das entspricht 900 Euro), sollte nun plötzlich 4500 Euro bezahlen ;)
Damals ist allein die Anzahl der Buchangebote von über 10 Millionen Artikeln auf ca. 1,5 Millionen Artikel zurückgegangen. Bei den DVD- und CD-Angeboten gab es eine ähnliche Entwicklung. Ein paar Händler haben noch wacker durchgehalten, und sind auf die benachteiligt vermarkteten Shop-Angebote ausgewichen, bei denen die Gebühren gleich blieben. Aber leider tauchen diese Angebote immer als die letzten in den Suchergebnissen eines Käufers auf, so dass der Absatz deutlich zurückgegangen ist. Diese Händler haben dann aufgegeben, als ein halbes Jahr später dann auch die Shop-Gebühren gestaffelt erhöht wurden. Im Buchsektor bedeutete dies z.B. eine Erhöhung der Angebotsgebühren auf ca. 350%.
Und nun scheint es damit aber nicht genug zu sein, nein es wird auch noch am Bewertungssystem gedreht. Neutrale Bewertungen sind plötzlich nicht mehr neutral, denn sie senken die Prozentzahl positiver Bewertungen aktiv. Ein aufgebauter Ruf eines Händlers kann nun leichter zerstört werden, da nur die Bewertungen der letzten 12 Monate noch ins Gewicht fallen. Ein Händler kann nicht mehr zurückbewerten, dadurch wird es mehr Kunden geben, die negativ bewerten. Alles Faktoren, die die Händler weiter dazu treiben, EBay den Rücken zu kehren.
Das durchschnittliche Bewertungsprofil wird unter 97% sinken, wenn dieser Mechanismus beibehalten wird. Dass bedeutet wiederum, dass die potentiellen Neu-Kunden bzw. User noch skeptischer beim Erstkauf sind, falls sie EBay überhaupt noch verwenden, denn da sinkt die Anzahl verschiedener Medienangebote ja ständig.
Wie auch immer: Ich habe bereits vor fast 2 Jahren behauptet, dass EBay noch 8-10 Jahre das große Licht im E-Commerce bleiben wird, und dann allmählich verschwindet, oder sich selbst zum "etwas anderen" Versandhauskatalog macht, um dann in Konkurrenz mit Quelle und Neckermann zu treten??? ;) ...mittlerweile ist die Aktie in etwa halbiert.
FINGER WEG!!