von Gatrixx
13:20 Uhr: Meinung von Andreas Stowasser
Medigene versteckt Schattenseiten
Medigenes Ad-hoc-Mitteilung vom späten Freitagabend ist wie von sharper.de erwartet kein Grund, um in Jubel auszubrechen. Zwar kann das Unternehmen in diesem Jahr einen Umsatz von 2,3 Millionen Euro aus einer Schering-Kooperation verbuchen, die Zukunft sieht hingegen magerer aus. Auf Nachfrage erklärte Medigene, dass im Gegenzug die künftigen Zahlungen reduziert würden, was in der Mitteilung mit „Zahlungen angepasst“ umschrieben wurde. Einige Anleger wird die Meldung trotzdem zum Kauf bewegen. Andreas Stowasser
Medigenes Meldung liest sich oberflächlich betrachtet gut. Das Unternehmen wird im laufenden Jahr einen Mehrumsatz von 2,3 Millionen Euro verbuchen. Die Erlöse werden unter dem Bilanzposten "Sonstige betriebliche Erträge" gebucht. Der Betrag lag allerdings schon auf den Bankkonten von Medigene, er wird nur in diesem Jahr erfolgswirksam.
Mehr Deutlichkeit wäre allerdings angebracht gewesen, da das bittere Ende hinterherkommt: "Aufgrund dieser Änderung sind Rückzahlungsverpflichtungen von Medigene an Schering AG aus dem Vertrag gestrichen worden und zukünftige Zahlungen von Meilensteinen und Lizenzgebühren der Schering AG an Medigene werden angepasst."
Auf Nachfrage wurde Medigene dann deutlicher: Die künftigen Schering-Zahlungen werden niedriger ausfallen, als ursprünglich vereinbart. Zahlen wollte Medigene allerdings nicht nennen. Das lässt wieder Raum für Spekulationen.
Verschiedene Zahlungen in Biotech-Allianzen
Allianzen zwischen Pharma- und Biotech-Unternehmen umfassen mehrere Arten von Zahlungen. Meist erhält das Biotech-Unternehmen ein sogenanntes Upfront-Payment, eine Vorauszahlung. Beim Erreichen vorher festgelegter Forschungsfortschritte, den Meilensteinen, fließt an den Wirkstoffforscher ein fester Geldbetrag. Sollte es ein Präparat bis an den Markt schaffen, wird das Biotech-Unternehmen an der Erlösen beteiligt: Es erhält vom Pharma-Konzern Tantiemen, sogenannte Royalties.
Bei Medigene werden nun offenbar die Milestone und Royalty-Zahlungen reduziert. Somit werden künftige Erträge geringer, was die Freude über den in diesem Jahr erfolgswirksamen Betrag von 2,3 Millionen deutlich trübt.
Die Kooperation bezieht sich auf einen Impfstoff gegen Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs. Der Wirkstoff steht vor dem Eintritt in die klinische Phase 2.
Mehr Klarheit wäre bei Medigenes Mitteilung für die Aktionäre hilfreich gewesen: Die vermeintliche Erfolgsnachricht ist kein Quantensprung, sondern eine zeitliche Verschiebung von Zahlungen. Die Nettoauswirkungen sind nicht quantifizierbar, da sich Medigene über die Höhe der Zahlungsreduzierungen ausschweigt. Kursgewinne auf grund der Mitteilung werden auf Dauer wieder verpuffen.
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