Donnerstag, 26. Februar 2009
"Wir brauchen eine Mutter"Opel-Chef dementiert
Opel-Chef Hans Demant hat einen Medienbericht zurückgewiesen, wonach der Autobauer langfristig acht bis neun Milliarden Euro brauche. "Das ist Unsinn. Die Zahl ist absurd", sagte Demant. Eine Nachrichtenagentur hatte zuvor berichtet, die Tochter des US-Autokonzerns General Motors (GM benötige für das eigene Überleben langfristig neben den beantragten Staatshilfen weitere Milliarden.
Aus Konzernkreisen hatte es zuletzt geheißen, bis Ende 2011 brauche Opel 3,3 Mrd. Euro, davon 2,6 Mrd. Staatsbürgschaften und den Rest durch einen Beitrag der Arbeitnehmer.
Vergangene Woche hatte GM erstmals zumindest eine teilweise Trennung von der langjährigen Tochter ins Auge gefasst. Ganz ohne einen großen Autobauer könne Opel jedoch nicht existieren, sagte Demant. "Wir brauchen eine Mutter im Hintergrund."
Derzeit führe das Unternehmen Gespräche, wie sich die Händler an der Opel-Rettung beteiligen könnten. "Wir werden versuchen eine Struktur zu erzeugen, die Einlagen von außen ermöglicht", sagte Demant nach einem Gespräch mit dem stellvertretenden hessischen Ministerpräsidenten Jörg-Uwe Hahn (FDP). Hahn sprach sich auch für eine vom Betriebsrat geforderte Beteiligung der Mitarbeiter an dem Unternehmen aus.
Ein Konzept vom Experten
Hessen hat als einziges Bundesland mit Opel-Standorten bereits ein Gesetz über Hilfen für den Autobauer und Zulieferer auf den Weg gebracht. Das Land werde die erforderlichen Maßnahmen zur Rettung von Opel mittragen, sagte Hahn. Der Hauptansprechpartner für Hilfen auf staatlicher Seite sei jedoch der Bund.
In ihren Forderungen nach einer Zukunft ohne die US-Mutter erhalten die Befürworter einer Trennung von GM Unterstützung von Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Der mit seinen Aussagen zur Branche vielbeachtete Marktbeobachter hat sich für eine Loslösung des angeschlagenen Autobauers Opel aus dem Mutterkonzern General Motors (GM) mit staatlicher Beteiligung ausgesprochen.
Kredite derzeit nutzlos
Eine Eigenständigkeit sei zwar riskant, angesichts der Krise jedoch die einzige Möglichkeit, Opel tragfähig auszurichten, sagte Dudenhöffer. Ein Verkauf an andere Autobauer scheide aus, da sich momentan weltweit kein Interessent für Opel oder GM Europe finde. "Damit ist die einzige Möglichkeit, Opel tragfähig auszurichten, ein neues Unternehmen", betonte der Professor der Universität Duisburg-Essen.
Der Staat müsse als Miteigentümer zumindest zeitlich befristet in ein solches Unternehmen einsteigen, forderte Dudenhöffer. Staatliche Kredite oder Bürgschaften an Opel lehnte er dagegen ab, da sie in der heutigen GM-Konzernstrukturform ein nicht tragbares wirtschaftliches Risiko darstellten.
Ein Plan für Opel
Nach dem von Dudenhöffer vorgelegten Konzept sollte sich eine künftige verschlankte Opel Aktiengesellschaft mit der europäischen Rechtsform SE in drei Bereiche unterteilen: Eine Fahrzeug- Entwicklung, die aus wichtigen Teilen des Rüsselsheimer Entwicklungszentrums gebildet werden könne, die Produktion aus Teilen der heutigen GM-Europe- und Opel-Werke und ein Vertrieb- und Marketingsystem, das sich aus den heutigen Opel-Vauxhall- Vertriebsregionen in Europa einschließlich Russland zusammensetzen könnte.
Nach Dudenhöffers Plan könnte GM die Aktien der neu definierten Opel SE an öffentliche Institutionen und Körperschaften "verkaufen". Vorstellbar sei, dass GM eine Minderheitsbeteiligung von 35 Prozent halte und 65 Prozent der Anteile an deutsche Bundesländer wie etwa Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz sowie Staaten wie Deutschland, Österreich, Spanien, England, und Belgien verkauft. Dabei sollte jedoch vermieden werden, dass eine öffentliche Institution eine Aktienmehrheit besitzt. Damit wäre die Opel SE rechtlich selbstständig und unabhängig von GM, so der Autoexperte.
n-tv