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Weger-Kolumne: TA Triumph-Adler - Jetzt muss der Adler richtig fliegen
Er hat die Münchner Barons zum Deutschen Eishockeymeister gemacht, er hat sie nach Hamburg umgezogen, er will mit Hilfe eines Sponsors in Berlin die "Arena am Ostbahnhof" bauen lassen, er hat sich zum fünftreichsten Mann der Welt emporgearbeitet – die Rede ist von Philip F. Anschutz, der jetzt, zusammen mit Dresdner Mezzinvest, Triumph-Adler 30 Mio. Euro Mezzanine-Kapital zur Erweiterung der Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt hat.
Gerd Weger
Quelle: Finanzen.net
16. November 2004
Erwähnte Unternehmen
Name WKN Kauf Verk. News
TA Triumph-Adler AG
749500 Mezzanine-Kapital wird von den Banken als so genanntes nachrangig haftendes Eigenkapital angesehen, das das Ergebnis je Aktie zwar nicht verwässert, aber dennoch schmälert, denn die Konditionen für Mezzanine-Kapital liegen insgesamt gesehen zwischen 13 und 15 Prozent. Allerdings hat der Finanzier dafür keinerlei Sicherheiten, sondern er stellt das Kapital im Vertrauen auf das Funktionieren des Geschäftsmodells zur Verfügung. Wenn er seine Einlage nicht zurückerhält, sondern "nur" die jährlichen Zinsen, dann ist das Kapital "in die Luft geschossen".
Und funktioniert das Geschäftsmodell bei Triumph-Adler? Die Aktionäre haben in den vergangenen drei Jahren einer ständigen Reduktion der Eigenkapitalquote zusehen müssen: Zuerst der schmerzreiche Ausstieg aus der so genannten Mittelstandsholding, die nur noch die beiden Geschäftsbereiche Imaging (Drucken, Faxen und Kopieren) sowie Präsentations- und Medientechnik (PMT) übrig ließ, dann die Schließung von PMT haben dazu geführt, dass per 30.9.04 das Eigenkapital nur noch bei 11 Prozent lag.
Kyocera-Mita musste 9 Mio. Euro in die Kapitalerhöhung einschießen, Dresdner-Anschutz Mezzinvest 30 Mio. Euro. Insgesamt fließen dem Unternehmen im November 45 Mio. Euro neue Mittel zu. Ein Konsortialkredit wurde etabliert, bei dem nur noch 11 von 50 inländischen Banken übrig geblieben sind. Dies hat auch Unruhe in den Aktionärskreis gebracht, denn weniger die fundamentalen als vielmehr die markttechnischen Gegebenheiten haben den Kurs zeitweise deutlich unter Druck gebracht.
Und dennoch hat sich Anschutz nicht beirren lassen: 16 Mio. Euro Kosteneinsparung, mittelfristig laufende Verträge mit den Kunden, Austauschaktionen mit dem japanischen Großaktionär Kyocera-Mita machen das Geschäftsmodell von Triumph-Adler für ihn plausibel. So plausibel sogar, dass der Mezzanine-Finanzier während der fünfjährigen Vertragslaufzeit keine Kündigungsmöglichkeit hat. Dies scheint für Anschutz nachteilig zu sein, aber er wäre nicht der fünftreichste Mann der Welt, wenn er sich nicht versichert hätte, dass Triuimph-Adler richtig fliegen kann. Wenn sich Anzeichen zeigen sollten, dass der Höhenflug nicht richtig gelingt, dann wird er sich schon Möglichkeiten ausbedungen haben, dem Adler das Fliegen beizubringen.
Gerd Weger ist Herausgeber des Börsenbriefes ExtraChancen. Der Korrespondent der Euro am Sonntag, bekannt durch seine Auftritte als Finanzexperte in Funk und Fernsehen, blickt auf eine 20-jährige Börsenerfahrung zurück. Weitere Informationen unter: www.extrachancen.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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