Die gute Nachricht zuerst: Die Deutsche Post hat im vorigen Jahr deutlich mehr umgesetzt und verdient als 1999. Mit ihren Zuwachsraten hat sie auch die Anleger überzeugt. Die "Aktie Gelb", in den vergangenen Tagen ebenso gebeutelt wie der Rest der Dax-Schar, konnte gestern im Tagesverlauf wieder über die Marke von 20 Euro springen. Mit ihren Rekordzahlen liefern die Deutschen zudem ein wahres Kontrastprogramm zu Konkurrenten wie UPS oder FedEx, die mit Gewinnwarnungen aufwarten.
Die schlechte Nachricht: Der Batzen, den das Briefgeschäft zum Konzernergebnis beisteuert, ist nicht kleiner geworden. Mit 2,0 Mrd. Euro gibt die Post ihr Ergebnis in dieser Sparte an, bei 2,38 Mrd. Euro liegt das Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit im Gesamtkonzern. Beim Brieftransport wird so eine Umsatzrendite von 17 % erreicht, wohingegen Express und Logistik bei rund 1 % vor sich hindümpeln. Die Post-Aktie, als Logistik-Papier angepriesen, ist erst auf dem Weg dorthin.
Rückschlüsse auf den operativen Erfolg des Briefgeschäfts lassen sich allein anhand der Zahlen nicht ziehen. Zum einen profitierte das Unternehmen von geringeren Zahlungen an die Pensionskassen. Außerdem kann sich die Post in der Sparte Brief weiter auf dem weichen Polster Monopol ausruhen. Und das vermutlich noch auf längere Sicht: Denn die weitere Liberalisierung, die zunächst für Anfang 2003 vorgesehen war, scheint vom Tisch. Solange sich die EU-Partner bei einer Freigabe der Märkte gegenseitig blockieren, wird die Bundesregierung sich weigern, wieder eine Vorreiterrolle zu übernehmen.
Will sich das Transportunternehmen aber für die Zeit nach dem Monopol aufstellen, muss bei Logistik und Express draufgepackt werden. Das scheint Konzernchef Klaus Zumwinkel verstanden zu haben, der mit den Zukäufen des vergangenen Jahres vor allem diese Geschäftsfelder stärken wollte. Obwohl nun die Integration der neuen Töchter Vorrang hat, werden sich auf dem stark zersplitterten Markt für Kurier-, Express- und Paketsendungen Möglichkeiten bieten, bei denen die Post zugreifen muss, um sich europaweit noch besser in Position zu bringen. Allein schon deshalb, weil britische Post Office und französische La Poste bereits am deutschen Markt vertreten sind und dem Platzhirsch hier das Leben schwer machen könnten.
Bis Zumwinkel die Früchte der Einkaufstour ernten kann, wird noch einige Zeit vergehen. Unternehmen wie Danzas oder DHL lassen sich nicht von heute auf morgen integrieren. Das zeigt auch das Beispiel der niederländischen TNT Post Group, die erst nach rund drei Jahren von den neuen Töchtern bei Express und Logistik profitieren konnte.
Börsen-Zeitung, 24.3.2001