Wenn die Party am schönsten ist, sollte man sie verlassen
Die Kapitalmärkte erzwingen die Rückkehr zur Bescheidenheit unter dieser Überschrift habe ich hier am 20. März 2000 erstmals empfohlen, Anleihen zu kaufen. Gemessen am Rentenindex Rex zeigten sie seitdem eine Performance von rund 14 Prozent, also etwa doppelt so viel wie Geldmarktanlagen. Der Dax hat in diesen 19 Monaten ein Minus von über 40 Prozent angehäuft.
Die Generation, die erst in den 90er Jahren zur Börse gestoßen ist, hat inzwischen alles erfahren, was am Markt möglich ist. Die meisten Anleger haben zum ersten Mal eine richtige Baisse mitgemacht. Daher haben sie auch noch nie den Beginn einer neuen Hausse erlebt. Auf diesen Umschwung ist zwar schon oft, aber zu früh spekuliert worden. Eine Dax-Baisse dauert im Durchschnitt zwei, längstens vier Jahre. Andererseits hat der Dax von seinem Allzeithoch am 7. März 2000 bis zum Ausverkauf am 21. September über 50 Prozent abgegeben, mehr als in jeder Baisse zuvor.
Aus den Aktien hatte ich mich in diesem Jahr herausgehalten, weil ein Signal von den langfristigen Zinsen fehlte. In den ersten sieben Monaten ist Greenspans expansive Geldpolitik am langen Ende des Rentenmarktes fast spurlos vorüber gegangen. Erst als die Rezession in Sicht geriet, sind auch die Anleihen angesprungen. Die vergangene Woche bescherte wahre Kurseruptionen bei Laufzeiten von zehn bis 30 Jahren. Die Profis müssen in diesem Bereich völlig unterinvestiert sein, hatten sie doch bis zuletzt allenfalls mittlere Laufzeiten empfohlen.
Immer mehr Anleger sind jetzt mit den mageren Geldmarktzinsen unzufrieden und wechseln in Anleihen, um sich deren lukrativere Rendite langfristig zu sichern. Wieder einmal hält sich die Börse ans Lehrbuch (Theorie der relativen Preise), und im nächsten Kapitel steht, wie es weiter geht: Je höher die Bondkurse steigen, desto unattraktiver wird die Rentenanlage. Die Investoren werden dann Anleihen untergewichten und Aktien für günstiger halten. Jetzt, da die Masse der Anleger den Rentensaal stürmt, verlasse ich ihn durch jene Tür, die zum Aktienparkett führt. Ich stocke die Aktienquote sukzessive auf und verkaufe dafür Festverzinsliche - erstmals seit März 2000. Ich behalte hingegen die Zerobonds, die 2005 oder später fällig werden und überspringe damit alle Stufen der Steuertarifreform. Ein vorzeitiger Verkauf wäre fiskalisch untunlich.
Vor allem dienen diese Anleihen bester Bonität auch als solides Gegengewicht zur riskanteren Aktienanlage. Denn so gut die beschriebene Strategie seit der Hochzinsphase Anfang der 80er Jahre in allen Zinszyklen funktioniert hat, so unsicher ist ihr Erfolg diesmal. John Maynard Keynes hat die Vermutung geäußert, dass sie auf sehr niedrigem Zinsniveau versagt. In eine solche Liquiditätsfalle sind die Amerikaner in den 30er und die Japaner in den 90er Jahren geraten. Es ist zwar unwahrscheinlich aber nicht unmöglich, dass das Abenteuer "Aktie" im Fiasko endet. Deshalb sollte jeder Anleger über eine private Mindestreserve verfügen. Als grobe Faustregel empfehle ich eine Rentenquote, die der Höhe des Lebensalters entspricht.
Frank Mella ist der Erfinder des Deutschen Aktienindex.
Die Kapitalmärkte erzwingen die Rückkehr zur Bescheidenheit unter dieser Überschrift habe ich hier am 20. März 2000 erstmals empfohlen, Anleihen zu kaufen. Gemessen am Rentenindex Rex zeigten sie seitdem eine Performance von rund 14 Prozent, also etwa doppelt so viel wie Geldmarktanlagen. Der Dax hat in diesen 19 Monaten ein Minus von über 40 Prozent angehäuft.
Die Generation, die erst in den 90er Jahren zur Börse gestoßen ist, hat inzwischen alles erfahren, was am Markt möglich ist. Die meisten Anleger haben zum ersten Mal eine richtige Baisse mitgemacht. Daher haben sie auch noch nie den Beginn einer neuen Hausse erlebt. Auf diesen Umschwung ist zwar schon oft, aber zu früh spekuliert worden. Eine Dax-Baisse dauert im Durchschnitt zwei, längstens vier Jahre. Andererseits hat der Dax von seinem Allzeithoch am 7. März 2000 bis zum Ausverkauf am 21. September über 50 Prozent abgegeben, mehr als in jeder Baisse zuvor.
Aus den Aktien hatte ich mich in diesem Jahr herausgehalten, weil ein Signal von den langfristigen Zinsen fehlte. In den ersten sieben Monaten ist Greenspans expansive Geldpolitik am langen Ende des Rentenmarktes fast spurlos vorüber gegangen. Erst als die Rezession in Sicht geriet, sind auch die Anleihen angesprungen. Die vergangene Woche bescherte wahre Kurseruptionen bei Laufzeiten von zehn bis 30 Jahren. Die Profis müssen in diesem Bereich völlig unterinvestiert sein, hatten sie doch bis zuletzt allenfalls mittlere Laufzeiten empfohlen.
Immer mehr Anleger sind jetzt mit den mageren Geldmarktzinsen unzufrieden und wechseln in Anleihen, um sich deren lukrativere Rendite langfristig zu sichern. Wieder einmal hält sich die Börse ans Lehrbuch (Theorie der relativen Preise), und im nächsten Kapitel steht, wie es weiter geht: Je höher die Bondkurse steigen, desto unattraktiver wird die Rentenanlage. Die Investoren werden dann Anleihen untergewichten und Aktien für günstiger halten. Jetzt, da die Masse der Anleger den Rentensaal stürmt, verlasse ich ihn durch jene Tür, die zum Aktienparkett führt. Ich stocke die Aktienquote sukzessive auf und verkaufe dafür Festverzinsliche - erstmals seit März 2000. Ich behalte hingegen die Zerobonds, die 2005 oder später fällig werden und überspringe damit alle Stufen der Steuertarifreform. Ein vorzeitiger Verkauf wäre fiskalisch untunlich.
Vor allem dienen diese Anleihen bester Bonität auch als solides Gegengewicht zur riskanteren Aktienanlage. Denn so gut die beschriebene Strategie seit der Hochzinsphase Anfang der 80er Jahre in allen Zinszyklen funktioniert hat, so unsicher ist ihr Erfolg diesmal. John Maynard Keynes hat die Vermutung geäußert, dass sie auf sehr niedrigem Zinsniveau versagt. In eine solche Liquiditätsfalle sind die Amerikaner in den 30er und die Japaner in den 90er Jahren geraten. Es ist zwar unwahrscheinlich aber nicht unmöglich, dass das Abenteuer "Aktie" im Fiasko endet. Deshalb sollte jeder Anleger über eine private Mindestreserve verfügen. Als grobe Faustregel empfehle ich eine Rentenquote, die der Höhe des Lebensalters entspricht.
Frank Mella ist der Erfinder des Deutschen Aktienindex.