Wenn die Party am schönsten ist, sollte ..........

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9745400lopi:

Wenn die Party am schönsten ist, sollte ..........

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05.11.01 14:53
Wenn die Party am schönsten ist, sollte man sie verlassen


Die Kapitalmärkte erzwingen die Rückkehr zur Bescheidenheit unter dieser Überschrift habe ich hier am 20. März 2000 erstmals empfohlen, Anleihen zu kaufen. Gemessen am Rentenindex Rex zeigten sie seitdem eine Performance von rund 14 Prozent, also etwa doppelt so viel wie Geldmarktanlagen. Der Dax hat in diesen 19 Monaten ein Minus von über 40 Prozent angehäuft.
Die Generation, die erst in den 90er Jahren zur Börse gestoßen ist, hat inzwischen alles erfahren, was am Markt möglich ist. Die meisten Anleger haben zum ersten Mal eine richtige Baisse mitgemacht. Daher haben sie auch noch nie den Beginn einer neuen Hausse erlebt. Auf diesen Umschwung ist zwar schon oft, aber zu früh spekuliert worden. Eine Dax-Baisse dauert im Durchschnitt zwei, längstens vier Jahre. Andererseits hat der Dax von seinem Allzeithoch am 7. März 2000 bis zum Ausverkauf am 21. September über 50 Prozent abgegeben, mehr als in jeder Baisse zuvor.
Aus den Aktien hatte ich mich in diesem Jahr herausgehalten, weil ein Signal von den langfristigen Zinsen fehlte. In den ersten sieben Monaten ist Greenspans expansive Geldpolitik am langen Ende des Rentenmarktes fast spurlos vorüber gegangen. Erst als die Rezession in Sicht geriet, sind auch die Anleihen angesprungen. Die vergangene Woche bescherte wahre Kurseruptionen bei Laufzeiten von zehn bis 30 Jahren. Die Profis müssen in diesem Bereich völlig unterinvestiert sein, hatten sie doch bis zuletzt allenfalls mittlere Laufzeiten empfohlen.

Immer mehr Anleger sind jetzt mit den mageren Geldmarktzinsen unzufrieden und wechseln in Anleihen, um sich deren lukrativere Rendite langfristig zu sichern. Wieder einmal hält sich die Börse ans Lehrbuch (Theorie der relativen Preise), und im nächsten Kapitel steht, wie es weiter geht: Je höher die Bondkurse steigen, desto unattraktiver wird die Rentenanlage. Die Investoren werden dann Anleihen untergewichten und Aktien für günstiger halten. Jetzt, da die Masse der Anleger den Rentensaal stürmt, verlasse ich ihn durch jene Tür, die zum Aktienparkett führt. Ich stocke die Aktienquote sukzessive auf und verkaufe dafür Festverzinsliche - erstmals seit März 2000. Ich behalte hingegen die Zerobonds, die 2005 oder später fällig werden und überspringe damit alle Stufen der Steuertarifreform. Ein vorzeitiger Verkauf wäre fiskalisch untunlich.
Vor allem dienen diese Anleihen bester Bonität auch als solides Gegengewicht zur riskanteren Aktienanlage. Denn so gut die beschriebene Strategie seit der Hochzinsphase Anfang der 80er Jahre in allen Zinszyklen funktioniert hat, so unsicher ist ihr Erfolg diesmal. John Maynard Keynes hat die Vermutung geäußert, dass sie auf sehr niedrigem Zinsniveau versagt. In eine solche Liquiditätsfalle sind die Amerikaner in den 30er und die Japaner in den 90er Jahren geraten. Es ist zwar unwahrscheinlich aber nicht unmöglich, dass das Abenteuer "Aktie" im Fiasko endet. Deshalb sollte jeder Anleger über eine private Mindestreserve verfügen. Als grobe Faustregel empfehle ich eine Rentenquote, die der Höhe des Lebensalters entspricht.

Frank Mella ist der Erfinder des Deutschen Aktienindex.
n1608:

Schöner Artikel Lopi! o.T.

 
05.11.01 15:02
furby:

Welche Party?

 
05.11.01 16:53
Aber war das eine Party? - und wenn ja warum schon von den Rentenmärkten verabschieden. Es steckt noch genügend Zinssenkungsphantasie sowohl in USA als auch in der EU im Markt. Gleichzeitig ist die Inflation niedrig. In Europa dürfte der wirtschaftliche Tiefpunkt erst noch bevorstehen. Schröder rüstet sich angeblich bereits mit Konjunkturankurbelungsmaßnahmen, die er erst dann mit ruhiger Hand aus der ruhigen Tasche ziehen wird, wenn die Nachrichtenlange entsprechend im negativen kulminiert ist. In den USA dürfte zumindest das vierte Quartal ein noch schlechteres Wirtschaftswachstum als das dritte bringen. Der  letzte Woche veröffentlichte Frühindikator des Einkaufsmanagerindex war mit unter 40 so tief wie schon lange nicht und fern ab von den Erwartungen (etwa 44). Mir scheint das Ausmaß der Rezession - in der wir übrigens in den USA natürlich schon sind - wird von Börsenstatistikgurus, die sich an durchschnittliche Baissedauern und durchschnittliche DAX Verluste orientieren, maßlos unterschätzt. Zumindest über 3 Monate gesehen spricht daher weiterhin sehr viel für Renten und m.E. sehr wenig für Aktien.

Herr Mella schreibt oben:

"Erst als die Rezession in Sicht geriet, sind auch die Anleihen angesprungen. Die vergangene Woche bescherte wahre Kurseruptionen bei Laufzeiten von zehn bis 30 Jahren. Die Profis müssen in diesem Bereich völlig unterinvestiert sein, hatten sie doch bis zuletzt allenfalls mittlere Laufzeiten empfohlen. Immer mehr Anleger sind jetzt mit den mageren Geldmarktzinsen unzufrieden und wechseln in Anleihen, um sich deren lukrativere Rendite langfristig zu sichern."

Die "Kurseruptionen" bei den langen Laufzeiten in der letzten Woche, waren in erster Linie in der offiziellen Aufgabe der Begebung neuer 30 jähriger Staatsanleihen in den USA begründet. Das pushte diesseits und jenseits des Atlantiks die Langläufer ein paar Prozente (was sehr viel ist bei Renten über Tage gesehen) nach oben. Das hat also weder etwas damit zu tun das nun plötzlich alle mit Geldmarktzinsen unzufrieden wären noch damit das Profis zuvor unterinvestiert waren.

Renten werden solange gut weiter laufen, wie zumindest der wirtschaftliche Tiefpunkt noch bevorsteht. Erst wenn die Staaten aufgrund eigener ggf hoher Kriegsausgaben oder Verschuldungen wegen teurer Konjunkturankurbelungsmaßnahmen übermäßig neue Anleihen begeben müssen, werden die Renditen steigen und die Rentenkurse fallen. Ob davon eher die Lang- oder die Kurzläufer betroffen sind lasse ich hier mal offen. Die USA können sich die immensen Ausgaben (150 Mrd. USD für Konjunkturankurbelung nach dem 11.9., angeblich 1 Mrd USD pro Tag in Afgahnistan für das Militär sowie Ausgaben für das Steuerpaket) wohl bis jetzt noch gut leisten, dies wird aber auch davon abhängen wie sich die Wirtschaft weiter entwickelt und wie lange der Krieg dauert. In D hat man kein Finanzpolster aus dem man schöpfen könnte, bis jetzt wird hierzulande aber auch nicht so viel ausgegeben - im Gegenteil eher. Das heißt, die USA haben ein genug großes Polster, das es ihnen erlaubt die nächsten 6 Monate ohne eine Anleihenschwemme gut zu überstehen. D wird keine Anleiheschwemme verursachen, weil wir Eichel haben. Demgemäß halten sich die Risiken von Staatsseite für fallende Rentenkurse mittelfristig in sehr begrenztem Rahmen, wenn ich das mal so vereinfacht ausdrücken darf.

Nun zu den Aktien:

Wir hatten nach dem 11.9. einen wunderschönen selloff und nun eine wunderschöne Ralley, die dazu führte das wir derzeit zumindest gemessen an den Indizes bereits deutlich über den Ständen von vor dem 11.9. sind. Die vielzitierten "Zittrigen" dürften spätestens beim selloff ausgezittert haben. Das Kapital könnte nach Kostolany's Theorie nun in den starken Händen sein. Die Indexstände derzeit sind m.E. jedoch schon wieder eher irrational hochgepusht (was ist schon rational an der Börse, könntet ihr mir erwidern). Die wirtschaftliche Situation ist so schlecht, daß ich ein minus von 15% bis 20% bis Jahresende an Nasdaq, Nemax, Dax und DJ für sehr wahrscheinlich halte. Die Fondmanager (siehe DWS Statement von Kaldemorgen hier bei Ariva) frohlocken mit einem für Anfang 2002 bevorstehenden Börsenaufschwung (die mittlerweile 4 oder 5 Verkündung des bevorstehenden Aufschwungs in 6 Monaten seit den letzten 18 Monaten), weil die Börsen bekanntlich einen Aufschwung vorwegnehmen und sehen mit diesem Aufruf Ihre Fondjahresperformance schon fast als gerettet an. Die Banken wechseln zusehends auch in das Lager der "Euphoriker" und sehen dabei ihre sinkenden Umsatz- und Gewinnmargen aus dem Assetbereich aus dem tiefen Tal der Tränen heraustreten. Ob da mal nicht der Wunsch das Denken dominierte....

Je weiter wir jetzt in den Aktienindizes zulegen, desto tiefer werden wir demnächst wieder fallen, den umso größer ist der Abstand zwischen Prognosen und der Realität. Soweit meine pessimistische Sicht der Dinge.

Gruß furby
n1608:

Hi Furby, Party nicht mitgefeiert?

 
05.11.01 17:09
bin leider noch am arbeiten und kann daher nicht so ausführlich schreiben wie du. deine analyse hat eine reihe von nicht von der hand zu weisenden argumenten. ich bin trotzdessen anderer ansicht als du und zwar aus folgenden beweggründen:

1. zinsen sind schon 400 BP runter und werden weiter gesenkt. das time lag zur ersten senkung ist gerade überwunden. in den nächsten wochen werden wir erste pos. wirkungen sehen.

2. die renditen an den anleihemärkten sind so tief, dass die enorme liquidität nach attraktiven anlage formen sucht. aktien sind gegenüber anleihen deutlich unterbewertet, vor allem im dax. die liquidität wird in aktienmärkte gehen. oder meinst du, die investieren alle in immobilien?

3. Steuererleichterungen und konjunkturprogramme in den usa werden den märkten weiteren schub geben.

4. die kurse haben ein worse cast szenario abgebildet, dass in dieser form nicht eintreten wird.

5. die analystenschätzungen sind bereits soweit runter, dass die unternehmen eher pos. überraschen. im 3. Q. 58% pos. überraschungen in usa.

6. stimmung ist nach wie vor sehr pessimistisch, siehe auch hier am board.

7. viele sind noch mit keinem cent investiert. wenn es weiter hochgeht bricht bei den jungs die kaufpanik aus. haben wir doch alles schon mal erlebt.

8. die enormen shorteindeckungen sind noch nicht ansatzweise abgebaut. das birgt eine explosive mischung für weitere kurssteigerungen.

kurzfristig muß man immer damit rechnen, dass es 10 -15% runtergeht, dass sit aber m.E. eine hervorragende nachkaufgelegenheit. auf sicht von 6 monaten sehe ich den dax eher bei 5200 - 5400 pkt.

ps: mal wieder lust auf ein ariva-treffen in ffm?
furby:

hi n1608

 
12.11.01 15:50
etwas spät, aber immerhin will ich die Antwort nicht schuldig bleiben:

zunächst mal rückblickend kurzfristig betracht hast Du ja schon recht behalten: die Kurszuwächse bis letzten Freitag waren durchaus beeindruckend. Nun zu Deinen Punkten, die gewiß die andere Seite der Medallie wiedergeben:

zu 1. stimmt
zu 2. Anleiherenditen sind ordentlich runter stimmt auch, sehe ich aber noch nicht als Problem für Rentenpapiere. Solange noch weitere Zinssenkungsphantasie im Markt ist (in USA und EU schätze ich diese Phantasie auf maximal -0,25 bis -0,5% für die nächsten zwei Monate) werden die Rentenkurse weiter steigen. Irgendeines nicht allzufernen Tages werden wir jedoch in der Tag mit Renten den Wendepunkt erreichen. Anleihen werfen dann mehr oder minder historisch tiefe Zinsen ab und Renten werden weniger attraktiv.

Ob dies jedoch gleich für Aktien spricht ist die Frage, denn
- bis August 2001 war für viele die Alternative weitere Verluste mit Aktien oder kleine Gewinne mit Renten (aber immerhin im Positiven Bereich).
- ob die Aktien unterbewertet sind (mal der Einfachheit halber nur für sich betrachtet unabhängig von Renten) ist eine Frage der fundamentalen Bewertung der Aktien. Jetzt haben seit dem tief bei etwa 21.9.2001 die Aktien derart aufgeholt, daß zumindest eine Korrektur nach unten erfolgen sollte,  - wir sind m.E. derzeit nicht auf unterbewertetem Niveau (soweit das Sinn macht von den Aktien so allgemein - ohne Branchendifferenzierung). Zudem hängt das davon ab, für wann man mit dem ökonomischen Tiefpunkt und dem wirtschaftlichen Aufschwung rechnet. Hier bist Du halt optimistischer als ich. Ich erwarte, daß die Rezession in den USA noch 9 bis 12 Monate anhalten könnte und in Europa alles mehr oder minder zeitverzögert erfolgt.

Fazit hierzu: ich glaube, daß zumindets über 3 Monate Renten  attraktiver als Aktien sind, wegen des weitaus geringeren Risikos und trotz der seit mehr als einem Jahr anhaltend großen Liquidität (s.a. Geldmarktfondeinlagen).

zu3. wollen wir's hoffen. Was bis jetzt passiert ist, hat vielleicht einzelne Branchen (Luftfahrt, Militär) gerettet mehr aber nicht unbedingt.

zu 4. bezogen auf das was nach dem 11.9. an den Börsen passierte gebe ich Dir recht. Dieses worst case scenario wird aber aufgrund der erheblichen Erholung bis heute sowieso nicht mehr an den Börsen abgebildet.

zu 5. OK ein Indikator der gut aussieht. Bei so Blue Chips wie IBM und Microsoft sehe ich auch schon den Wendepunkt. Bei vielen Nasdaq Werten wie Ciena, Nortel, F5 Networks, Amgen u.a., insbes. jedoch solchen aus dem Investitionsgüterbereich, bin ich da weniger sicher.

zu 6. naja, unter Aktienfonmanagern hat der Presse zufolge die Stimmung längts mehrheitlich ins optimistische gedreht.

zu 7. stimmt, Kaufpanik wirds weiterhin geben. Verkaufspanik wirds aber auch weiter geben.

zu 8. dazu habe ich keine Infos, weißt Du dazu näheres?

Ja wir könnten uns ruhig mal wieder alle auch in FFM treffen. Allerdings habe ich mein Arivaengagement stark zurückgeschraubt. Ich gehe vorraussichtlich auch zum Tag der Deutschen Börse (in FFM oder MUC) oder wie diese Veranstaltung am 24. Nov in einigen Börsenstädten heißt.

Viel Glück Dir mit Deinem Aktienengagement.

Gruß furby
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