manager-magazin.de, 11.10.2001, 09:59 Uhr
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H A S S O - P L A T T N E R - I N S T I T U T
"Weltklasse der Zukunft"
Die von SAP-Gründer Hasso Plattner gestiftete Einrichtung will die Lücke zwischen der Informatik und den Ingenieurswissenschaften schließen - als erste und bisher einzige.
Potsdam - "Das hier ist weltweit einmalig", schwärmt Siegfried Wendt. Der Direktor des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) meint damit keineswegs den lichtdurchfluteten Neubau aus Glas, Ziegelstein und Metall, der an diesem Freitag am Rande des Universitäts-Campus in Potsdam-Babelsberg eröffnet wird. Er beschwört vielmehr den Geist, der in dem Ensemble walten soll, spricht von der Ausbildung, die die künftigen Software-Systemtechniker hier genießen.
"Das HPI hat eine Mission", betont Wendt. "Es will die Entstehung und Verbreitung einer Ingenieurskultur in der Softwareindustrie befördern. Unsere Absolventen werden uns ab 2003 aus den Händen gerissen werden." Denn der Studiengang schließe die derzeit klaffende Lücke zwischen Informatik und Ingenieurswissenschaften.
Gegen die "Kommunikationsarmut" von Softwarespezialisten
In der Softwarebranche herrschten geradezu fürchterliche Zustände, klagt der Computerexperte. Er ist seit 25 Jahren in der Branche tätig, bei ihm hat der Finanzier des Instituts, der SAP-Mitgründer und -Vorstandssprecher Hasso Plattner, einst Datenverarbeitung studiert.
Wendt geißelt seit Jahr und Tag die "Kommunikationsarmut" der Softwarespezialisten. "Niemand würde auf die Idee kommen, ein Schiff oder ein Flugzeug ohne Konstruktionsplan zu bauen. Einzig für Softwaresysteme, die eher noch komplizierter sind, gibt es keine brauchbaren Systembeschreibungen. An der Spitze jedes großen Softwareprojekts stehen vier führende Köpfe. Wenn man die vergiftet, ist das Projekt tot."
Diese Misere und die Faszination für Potsdam waren auch Antrieb für Hasso Plattner, der in Berlin-Grunewald aufgewachsen ist. 1998 entschloss er sich beinahe über Nacht zur Gründung des Instituts in der Havelstadt. Seinen langjährigen Weggefährten Siegfried Wendt holte er als Direktor nach Potsdam.
"Eigentum verpflichtet": Plattner gibt 124 Millionen Mark
(© DPA)
Für Institutsstifter und Namensgeber Hasso Plattner sind die Absolventen ganz klar die künftige "Weltklasse" der Branche
Plattner stellt dem Institut über 20 Jahre insgesamt 100 Millionen Mark aus seiner Privatschatulle zur Verfügung. "Eigentum verpflichtet", meinte er dazu, denn "als jemand, der durch Glück und eigene Leistung wohlhabend wurde, empfinde ich es als eine vornehme Pflicht, die Allgemeinheit daran teilhaben zu lassen".
Zusätzlich spendierte der Mäzen 24 Millionen Mark für die Neubauten, mit denen im Sommer 2000 begonnen wurde. Nebst 36 Millionen Mark von der EU entstand damit auf einem 30.000 Quadratmeter großen Grundstück, das das Land Brandenburg einbrachte, inmitten eines Parks ein neuer Campus. Er umfasst drei miteinander verbundene Bauten - das Hauptgebäude des HPI, den Hörsaaltrakt sowie den Neubau für den Fachbereich Informatik der Universität - zur Unterscheidung sind die Fußböden in den Farben Grün, Rot und Blau gehalten. Beide Institute arbeiten in der Ausbildung eng zusammen.
Mission: "Weltklasse"-Software-Systemtechniker
Der Lehrbetrieb startete 1999 in Potsdam zunächst in einer nüchternen Sparkassen-Büroetage mit 100 Studenten. Die Einrichtung ist der Universität Potsdam angeschlossen. Inzwischen lernen am HPI über 200 Software-Systemtechniker, betreut von neun Professoren und 15 wissenschaftlichen Mitarbeitern. Im Endstadium soll die Studentenzahl zwischen 500 und 600 liegen. Die Ausstattung ist großzügig; auf einer Fläche von insgesamt 9000 Quadratmetern gibt es drei Hörsäle und vier Seminarräume. 23 Arbeitsräume sind für praktische Übungen vorgesehen, für jeden Studenten steht ein Computer bereit.
Der segelnde Professor
Auch wenn Hasso Plattner nicht als Tellerwäscher begonnen hat, sein Lebensweg ist eine Traumkarriere....mehr
Reichste Deutsche
Hasso Plattner hat sie mitgeschrieben, die Erfolgsgeschichte SAP, und ist dabei superreich geworden....mehr
Die je nach Wahl auf sieben oder zehn Semester angelegte Ausbildung sei konsequent an den Anforderungen der Software-Industrie ausgerichtet, betont Wendt. Die jungen Leute könnten traditionelle Ingenieurstugenden wie effektive Arbeitsteilung und Kommunikation lernen, die für die Wettbewerbsfähigkeit immer wichtiger würden. Ziel sei es, nicht nur Teamleiter für sechs Leute, sondern zum Beispiel auch Entwicklungsleiter mit einer Verantwortung für 3000 Mitarbeiter und mehr auszubilden, sagte Wendt einmal gegenüber dem Nachrichtensender N 24.
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