Während nun Ungarn als potentieller Pleitekandidat (von den Ratingagenturen auf Junk herabgestuft) gehandelt wird, Österreich deshalb um sein „AAA“-Rating fürchtet (Österreichische Banken haben knapp 32 Milliarden Euro an Ungarn verliehen) und die Bild heute Angaben zu den geplanten griechischen Militärausgaben veröffentlichte (vier Milliarden Euro für 60 Kampfjets), scheint die Aktie der Commerzbank weitgehend unbeeindruckt von der Schuldenkrise und seinen Kuriositäten zu bleiben. Nun letzteres hat auch nichts damit zu tun, verdeutlicht aber recht gut, wie paradox manche Dinge einfach sind.
In Ungarn ist die Commerzbank investiert und ein Schuldenschnitt würde weitere Abschreibungen mit sich bringen. Obwohl viele Experten sich einig sind, dass es die Bank nicht so hart treffen würde, als wenn Italien oder Portugal einen solchen Schuldenschnitt in Erwägung ziehen würde. An Italien hat die Commerzbank (Stand: 31.Dezember 2011) Kredite im Wert von 10,13 Milliarden Euro vergeben. An Spanien wurden 3,16 Milliarden Euro und an Portugal 976 Millionen Euro verliehen. In die Top-Five hat es Ungarn bei den Investments der Commerzbank in die EU-Krisenstaaten also nicht geschafft.
Weiterhin positiv verläuft die Entwicklung des Gewinns bei der polnischen Tochter: der BRE-Bank. Kurzzeitig kamen Gerüchte auf, dass die Commerzbank die profitable Tochter verkaufen wolle, diese Spekulation scheinen aber im Sande zu verlaufen. Insgesamt hält die gebeutelte Commerzbank 70 Prozent an der BRE-Bank und das würde einem ungefähren Wert von 1,96 Milliarden Euro entsprechen.
Die heutigen Kurssprünge dürften aber mehr etwas mit Frankreichs Rating zu tun haben, denn Fitch sprach sich gegen eine Abwertung in diesen Jahr von Frankreich aus. Eine Abstufung Frankreichs hätte nicht nur auf die vergebenen Kredite der Commerzbank einfluss, sondern auch auf die künftige Entwicklung der Schuldenkrise. Schlimmer dürfte sich da schon eine Herabstufung der italienischen Bonität auf den Bankensektor auswirken, zumindest wenn man bedenkt, wie stark die Commerzbank in Rom investiert ist.
In New York hatte indes der Finanzvorstand Eric Strutz vor Investoren beteuert, dass die Bank keine weiteren Hilfen vom Staat bräuchte. Was soll er auch anderes sagen! Wie der Plan zur Erreichung der Kernkapitalquote aussieht, muss die Bank am 20. Januar in einem Paper der EBA vorlegen. Prinzipiell gehe ich aber nicht davon aus, dass dieses Datum viel Einfluss auf den Kurs der Bank haben wird, denn die Frage bleibt, wie will die EBA den Plan beurteilen. Wichtiger sind die Details zu den Maßnahmen, die die Bank zur Umsetzung der Restriktionen einleiten wird.
Noch interessanter ist die Umschuldung Griechenlands, wie wird man sich einigen und bleibt es beim Schuldenschnitt von 50 Prozent oder werden tatsächlich 75 Prozent beschlossen? In Fachkreisen heißt es, dass man kurz vor einer Einigung steht.
Obwohl die letzten Tage für die Commerzbank sicherlich keine schlechten waren, liegt auf dem internationalen Parkett noch zu viel im Argen. Zu viele Probleme sind noch nicht gelöst und die Gefahr einer Ansteckung ist sehr präsent. Spätestens wenn Italien wieder mehr in den Fokus der Pleitekandidaten rückt, könnte es für die Commerzbank schwer werden. Vorsicht ist hier also geboten und jeder muss die Risiken selbst abschätzen. Sicherlich sind hier Traumhafte Renditen drin (Deutsche Bank setzt ihr Kursziel für die Commerzbank bei 2,70 Euro), aber es kann eben auch anders kommen. Ob es also wieder abwärts geht, hängt von vielen Faktoren ab!
Quelle:Finanznachrichten.de