Warum nehmen wir die Prognostiker so ernst ?

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tom68:

Warum nehmen wir die Prognostiker so ernst ?

 
06.07.01 12:12
Warum nehmen wir die Zunft der Prognostiker so ernst?

Von Klaus-Peter Schmid


Eigentlich sind sie ein bedauernswerter Berufsstand, die Produzenten von Konjunkturprognosen. Von Monat zu Monat blamieren sie sich aufs Neue, weil sie mit jedem weiteren Versuch eingestehen müssen, dass sie sich wieder einmal geirrt haben. Zwischen zweieinhalb und drei Prozent lagen vor einem halben Jahr die Voraussagen für das Wachstum der deutschen Wirtschaft. Inzwischen sind die ersten Null-Prognosen auf dem Markt. Warum eigentlich nimmt man diese Leute immer noch ernst?

Weil wir alle neugierig sind und wissen wollen, was uns die nahe oder ferne Zukunft beschert. Weil die Unternehmen ihre Investitionen auf eine möglichst solide Basis stellen müssen, um nicht an den künftigen Bedürfnissen ihrer Kunden vorbei zu produzieren. Weil die Politik Informationen braucht, die ihr ein Minimum an Sicherheit darüber geben, wohin sie auf welchen Wegen steuern soll. Und schließlich weil wir Wissenschaftlern trotz ihrer schlechten Trefferquote allemal mehr vertrauen als Astrologen.

Unter Amerikas Ökonomen gilt der Spruch garbage in, garbage out - wenn der Computer mit wertlosem Zahlenmaterial gefüttert wird, kann nichts Vernünftiges herauskommen. Mit anderen Worten: Die Annahmen entscheiden über den Wert der Prognose, und die Prognostiker täten jedenfalls gut daran, auf diesen Umstand regelmäßig hinzuweisen.  

Wie etwa die Europäische Zentralbank in ihrem jüngsten Monatsbericht, in dem sie schreibt, ihre Projektionen beruhten "auf einer Reihe von Annahmen, unter anderem im Hinblick auf Zinssätze, Wechselkurse, Ölpreise und den Welthandel außerhalb des Euro-Währungsgebiets". Wer das liest, weiß gleich, auf welch schwankendem Boden die Voraussage steht. Und warum sie eventuell anders ausfällt als noch ein Quartal oder ein Halbjahr zuvor.

Dennoch: Wenn Wissenschaftler ein ums andere Mal ihre Prognose revidieren, demonstrieren sie im Grunde ihr Unvermögen, die Entwicklung der Wirtschaft auch nur wenige Wochen voraus zu berechnen. Was sie in ihrer Hektik liefern, sind keine Prognosen, sondern Trendmeldungen, die sich an den Prognosen der Konkurrenz orientieren und ihrerseits den Trend verstärken. Kein ungefährliches Phänomen, gerade in Zeiten zerbrechlicher Konjunktur.

Was fangen wir also mit den irrenden Konjunkturpropheten an? Reden lassen und weniger ernst nehmen. Und vor allem nicht auf die Kurzatmigkeit der Prognosezunft eingehen. Nichts wäre verhängnisvoller, als sich ihrem Diktat zu unterwerfen und mit hektischem Aktionismus zu antworten. Wenn Prognosen einen Nutzwert haben sollen, dann als langfristige Orientierungs- und Entscheidungshilfe. Das gilt gleichermaßen für Wirtschaft und Politik. Genau wie der Grund- satz: Besser gar keine Prognosen als lauter falsche.  




(c) DIE ZEIT 28/2001
tom68:

8 Klicks, absolut Spitze..... o.T.

 
06.07.01 14:03
modeste:

Weil es die einfachste Möglichkeit ist..

 
06.07.01 14:07
...ohne Eigenrecherche die eigene Anlageentscheidung zu rechfertigen.

gruß
modeste
44mag:

@ tom68 hat keiner mehr bock was zu lesen( panik) o.T.

 
06.07.01 14:10
boomer:

Daraufhin habe ich mir mal 2 Bücher wieder vor-

 
06.07.01 14:19
geholt:

"Ökonometrische Konjunkturmodelle" von Gerhard Seiler
(unter besonderer Berücksichtigung des Colin Clarkschen Gleichungssystems)

und "Konjunkturforschung in der Praxis" von Börje Kragh
(Prognosen und ihre Anwendung in der Konjunkturpolitik)

Fazit: Der obige Artikel ist

"Alter Wein in neuen Schläuchen"!

Trotzdem danke!  
tom68:

war mehr für die "unbeleseneren" unter uns... ;o) o.T.

 
06.07.01 14:23
boomer:

Seh ich auch so, tom68, wollte nur sagen:

 
06.07.01 14:35
Das müßten eigentlich auch die wissen, die immer solche Prognosen verzapfen und seit Jahrzehnten immer danebenliegen.
MfG
das Zentrum d.:

Wo wird was ver(zapf)t? :o)) o.T.

 
06.07.01 14:57
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