Attraktives Bewertungsniveau reizt Anleger zum Wiedereinstieg
Von Anja StruveFrankfurt/Main - Schlechte Nachrichten überschwemmen die Börsen
bereits seit Monaten. Das einzig Gute daran ist: Die Investoren lässt die Fülle
an Negativschlagzeilen mittlerweile kalt. Das gilt besonders für den
Technologiesektor, wo die Bewertungen vieler Titel mittlerweile auf ein so
niedriges Niveau gesunken sind, dass viele Experten - allen voran
Goldman-Sachs-Optimistin Abby Cohen - bereits wieder das Signal zum Einstieg
sehen.
Dabei wirkt die Lage bei den Unternehmen so düster wie selten. Nach Berechnungen
der US-Research-Agentur First Call/Thomson Financial ist die Anzahl der
Gewinnwarnungen von US-Technologieunternehmen im ersten Quartal 2001 um 111
Prozent gestiegen - und das im Vergleich zu dem Ende 2000 bereits erreichten
Negativrekord. Gleichzeitig zeigt der Blick auf die Konsensusprognosen von
US-Experten: So rasant wie im laufenden Quartal haben sich die Gewinnerwartungen
in den letzten zehn Jahren nicht verschlechtert. Statt eines Anstiegs um vier
Prozent rechnen US-Analysten nun für den S&P-Technologiesektor im Schnitt mit
einem Ergebnisrückgang um 24 Prozent.
Eine Entwarnung ist bislang nicht in Sicht. "Die Gewinnschätzungen befinden sich
im freien Fall", urteilen die First-Call-Experten Charles Hill und Thomas
O'Keefe. "Und es gibt noch kein Anzeichen dafür, dass sich diese
Abwärtskorrektur in nächster Zeit verlangsamen könnte."
Doch die Investoren weltweit scheint das nicht mehr zu schrecken. Der
Technologiekonzern Epcos etwa stellte am Dienstag deutlich weniger Umsatz und
Gewinn als erwartet in Aussicht, doch der Kurs des Dax-Wertes gewann
anschließend über vier Prozent hinzu. Ähnlich fielen die Reaktionen von Anlegern
in den USA aus, wo neben mehreren Chipherstellern der zweiten Reihe auch
Schwergewicht JDS Uniphase, Hersteller von Glasfaserkomponenten, eine
Gewinnkorrektur veröffentlichte. Die Antwort der Börse waren steigende Kurse.
Selbst das Gerücht, wonach der finnische Mobilfunkhersteller Nokia mit einer
Gewinnwarnung an den Markt kommen könnte, hat offensichtlich an Schrecken
verloren. Zwar reduzierten die Analysten von Lehman Brothers gestern vorsorglich
ihre Gewinnschätzungen für die Aktie nach unten und stuften den Titel auf
"Market Perform" von zuvor "Kaufen" zurück. Doch die gewohnten Schockwellen an
den Technologiemärkten weltweit blieben diesmal aus.
"Gerade auf dem Mobilfunksektor ist schon sehr viel Negatives in den Kursen
enthalten", sagt Stefan Schiesser von der GZ-Bank. Die Bewertungen seien sogar
so weit zurückgekommen, dass, daran gemessen, ein äußerst negatives Szenario für
das zukünftige Wachstum unterstellt werden müsse. "Gewinnwarnungen, die im
Rahmen der Erwartungen liegen, sind hingegen schon längst eingepreist", sagt
auch Karsten Iltgen von der WestLB.
Das gilt aber längst nicht für alle Branchen im Technologiesektor. "Bei Aktien
von Direktbrokern oder Multimediaagenturen ist weiter Vorsicht geboten", sagt
Schiesser. "Hier sind über die allgemeine Nachfrageschwäche im IT-Sektor hinaus
weitere Risiken wie der massiv steigende Wettbewerbsdruck noch längst nicht in
den Kursen realisiert worden." Grundsätzlich ist der Experte aber optimistisch
gestimmt: "Langfristig orientierte Investoren können bei ausgewählten Blue Chips
wieder zugreifen." Zu seinen Favoriten am Neuen Markt zählt Schiesser unter
anderem den Mobilfunkhersteller Balda und den Softwareanbieter Broadvision.
Iltgen empfiehlt derzeit die Chipproduzenten Infineon und Elmos zum Kauf.
"Aktien besitzen wieder ein attraktives Bewertungsniveau", begründet
Star-Analystin Cohen ihre aktuelle Empfehlung, den Anteil von US-Titeln im Depot
zu vergrößern. Und noch etwas stützt den Optimismus der Expertin. Schließlich
zeigt der Blick in die Vergangenheit, dass Aktien meist wieder steigen, noch
bevor die Gewinnrevision der Unternehmen abgeschlossen ist.
Quelle: Die Welt
Von Anja StruveFrankfurt/Main - Schlechte Nachrichten überschwemmen die Börsen
bereits seit Monaten. Das einzig Gute daran ist: Die Investoren lässt die Fülle
an Negativschlagzeilen mittlerweile kalt. Das gilt besonders für den
Technologiesektor, wo die Bewertungen vieler Titel mittlerweile auf ein so
niedriges Niveau gesunken sind, dass viele Experten - allen voran
Goldman-Sachs-Optimistin Abby Cohen - bereits wieder das Signal zum Einstieg
sehen.
Dabei wirkt die Lage bei den Unternehmen so düster wie selten. Nach Berechnungen
der US-Research-Agentur First Call/Thomson Financial ist die Anzahl der
Gewinnwarnungen von US-Technologieunternehmen im ersten Quartal 2001 um 111
Prozent gestiegen - und das im Vergleich zu dem Ende 2000 bereits erreichten
Negativrekord. Gleichzeitig zeigt der Blick auf die Konsensusprognosen von
US-Experten: So rasant wie im laufenden Quartal haben sich die Gewinnerwartungen
in den letzten zehn Jahren nicht verschlechtert. Statt eines Anstiegs um vier
Prozent rechnen US-Analysten nun für den S&P-Technologiesektor im Schnitt mit
einem Ergebnisrückgang um 24 Prozent.
Eine Entwarnung ist bislang nicht in Sicht. "Die Gewinnschätzungen befinden sich
im freien Fall", urteilen die First-Call-Experten Charles Hill und Thomas
O'Keefe. "Und es gibt noch kein Anzeichen dafür, dass sich diese
Abwärtskorrektur in nächster Zeit verlangsamen könnte."
Doch die Investoren weltweit scheint das nicht mehr zu schrecken. Der
Technologiekonzern Epcos etwa stellte am Dienstag deutlich weniger Umsatz und
Gewinn als erwartet in Aussicht, doch der Kurs des Dax-Wertes gewann
anschließend über vier Prozent hinzu. Ähnlich fielen die Reaktionen von Anlegern
in den USA aus, wo neben mehreren Chipherstellern der zweiten Reihe auch
Schwergewicht JDS Uniphase, Hersteller von Glasfaserkomponenten, eine
Gewinnkorrektur veröffentlichte. Die Antwort der Börse waren steigende Kurse.
Selbst das Gerücht, wonach der finnische Mobilfunkhersteller Nokia mit einer
Gewinnwarnung an den Markt kommen könnte, hat offensichtlich an Schrecken
verloren. Zwar reduzierten die Analysten von Lehman Brothers gestern vorsorglich
ihre Gewinnschätzungen für die Aktie nach unten und stuften den Titel auf
"Market Perform" von zuvor "Kaufen" zurück. Doch die gewohnten Schockwellen an
den Technologiemärkten weltweit blieben diesmal aus.
"Gerade auf dem Mobilfunksektor ist schon sehr viel Negatives in den Kursen
enthalten", sagt Stefan Schiesser von der GZ-Bank. Die Bewertungen seien sogar
so weit zurückgekommen, dass, daran gemessen, ein äußerst negatives Szenario für
das zukünftige Wachstum unterstellt werden müsse. "Gewinnwarnungen, die im
Rahmen der Erwartungen liegen, sind hingegen schon längst eingepreist", sagt
auch Karsten Iltgen von der WestLB.
Das gilt aber längst nicht für alle Branchen im Technologiesektor. "Bei Aktien
von Direktbrokern oder Multimediaagenturen ist weiter Vorsicht geboten", sagt
Schiesser. "Hier sind über die allgemeine Nachfrageschwäche im IT-Sektor hinaus
weitere Risiken wie der massiv steigende Wettbewerbsdruck noch längst nicht in
den Kursen realisiert worden." Grundsätzlich ist der Experte aber optimistisch
gestimmt: "Langfristig orientierte Investoren können bei ausgewählten Blue Chips
wieder zugreifen." Zu seinen Favoriten am Neuen Markt zählt Schiesser unter
anderem den Mobilfunkhersteller Balda und den Softwareanbieter Broadvision.
Iltgen empfiehlt derzeit die Chipproduzenten Infineon und Elmos zum Kauf.
"Aktien besitzen wieder ein attraktives Bewertungsniveau", begründet
Star-Analystin Cohen ihre aktuelle Empfehlung, den Anteil von US-Titeln im Depot
zu vergrößern. Und noch etwas stützt den Optimismus der Expertin. Schließlich
zeigt der Blick in die Vergangenheit, dass Aktien meist wieder steigen, noch
bevor die Gewinnrevision der Unternehmen abgeschlossen ist.
Quelle: Die Welt