Lehrling brachte Dax zu Fall
Ein Sturz des Dax-Futures um rund 16 Prozent innerhalb von Sekunden hat am Dienstag am deutschen Aktienmarkt für erhebliche Verwirrung unter den Finanzmarktteilnehmern geführt. Der Dax sackte kurzzeitig um mehr als 100 Punkte ab.
Frankfurt am Main - Der Dezember-Kontrakt des Futures auf den Deutschen Aktienindex (Dax) war kurz nach Beginn des Aktienhandels um rund 800 Stellen auf 4348 Punkten gefallen und hatte den Dax mit sich gerissen.
"So allmählich erhole ich mich wieder von dem Schock", sagte ein Händler. Im ersten Moment sei nicht klar gewesen, was den Kurssturz verursacht habe. "Da denkt man gleich erst mal an das Schlimmste", sagte der Börsianer mit Blick auf die Anschläge in den USA vom 11. September und die dadurch damals ausgelösten Kurseinbrüche an den internationalen Finanzmärkten.
Von Terminmarkt Eurex wurde zunächst keine offizielle Begründung für den Kurssturz genannt. Marktteilnehmer sagten aber, es gebe Gerüchte, wonach ein Händler das Simulationsprogramm für den Eurex-Computerhandel mit dem richtigen Handelsprogramm verwechselt und Futures unlimitiert verkauft haben soll. "Wir haben gehört, dass es ein Händler in der Ausbildung gewesen sein soll", sagte ein Börsianer. "Man hat wohl ein Testprogramm laufen lassen, und es hat sich als Realität herausgestellt."
Das Handelshaus, das die Verwirrung verursacht hatte, musste eine ganze Weile zittern, nachdem es bei der Deutschen Börse einen so genannten Mistrade-Antrag gestellt hatte - die Bitte um Rückabwicklung aller in diesem Zusammenhang abgeschlossenen Geschäfte. Am Nachmittag kam dann die Entwarnung. Die ausgeführten Orders würden gelöscht, erklärte ein Vertreter der Deutschen Börse. Mögliche Kassageschäfte, die Marktteilnehmer im Zusammenhang damit getätigt hätten, blieben davon unberührt, hieß es weiter.
Wie aus Finanzmarktkreisen verlautete, gilt die Stornierung für alle Geschäfte, die im Dax-Future mit Verfalltermin Dezember 2001 unterhalb der Grenze von 5083,5 Punkten getätigt worden waren. Das Gleiche betrifft auch Geschäfte im März-2002-Future, die in dem Zeitraum unterhalb von 5121 Punkten getätigt wurden.
Ob damit alle Martkteilnehmer zufrieden gestellt werden können, gilt für Fachleute keineswegs als ausgemacht. "Viele Leute haben nach dem Fall des Futures Arbitrage gespielt, das heißt, den billigen Future gekauft und die Kasse (Aktien) dagegen gegeben", erklärt Tobias Voigt, ein Derivate-Händler bei der DZ-Bank. Diese Verkäufe am Aktienmarkt müssten dann ebenfalls rückgängig gemacht werden.
Über die ungefähre Anzahl der verkauften Future-Kontrakte herrscht nach wie vor Unklarheit. Einige Händler sprachen von einer Größenordnung von 1000 Kontrakten, andere sagten, in Anbetracht der starken Bewegung um 800 Punkte sei eine Anzahl von 5000 Kontrakten eher wahrscheinlich. Ein Londoner Händler sprach von einer sehr geringen Anzahl von gehandelten Kontrakten und führte den Kursrutsch auf wenig Geldkurse (Nachfrage) im Orderbuch zurück.
Bei einer Kontraktanzahl von 1000 Futures auf den Dax und einem Kurssturz von 800 Punkten würde sich das Volumen eines solchen Geschäfts auf rund 20 Millionen Euro belaufen, bei einer Anzahl von 5000 Kontrakten demzufolge auf 100 Millionen Euro. "Es ist recht unwahrscheinlich, dass die Börse diesen Trade rückgängig machen wird", sagte ein Aktienderivate-Händler eines US-Geldhauses in London.
Der Dax hatte sich am schon kurz nach dem plötzlichen Kursverfall in etwa wieder auf dem Niveau eingependelt, auf dem er vor dem Future-Sturz notiert worden war.
Gruß
Happy End