gesendet 1971 - 1986 vom ZDF
Moderator: Hans Rosenthal
"Sie sind der Meinung, das war - SPITZE!" Mit diesem Ausruf ließen Moderator Hans Rosenthal und das Saalpublikum ihrer Begeisterung nach einer besonders gelungenen Einlage in der Spiel- und Rateshow "Dalli, Dalli" freien Lauf. Zunächst löste allerdings das Fragespiel für Schnelldenker bei den TV-Verantwortlichen keine Begeisterungsstürme aus: Die ursprüngliche Spielidee - zwei Teammitglieder müssen in 15 Sekunden abwechselnd möglichst viele Begriffe zu einem Thema nennen - hatte Rosenthal unter dem Titel "Dreifache Chance" mehrfach angeboten. Der WDR griff zu - und setzte das Spiel ab 1968 als Pausenfüller bei Unterhaltungsveranstaltungen ein. Die Ausweitung des Ratespaßes zu einer eigenen Sendung lehnte der WDR ab, doch das ZDF zeigte sich 1970 interessiert: Im Mai 1971 flimmerte "Dalli, Dalli" zum ersten Mal über die Bildschirme - in einem überaus gewöhnungsbedürftigen Wanddesign, das einer Bienenwabe nachempfunden zu sein schien.
Der Quizmaster
Wer Hans Rosenthal 1945 eine Karriere als Stimmungskanone in der Unterhaltungsbranche prophezeit hätte, wäre eher als Zyniker denn als Visionär angesehen worden. Das Kind früh verstorbener jüdischer Eltern wurde 1940 im Alter von 15 Jahren zur Arbeit als Totengräber gezwungen, sein Bruder starb im Konzentrationslager. Hans überlebte die Nazizeit versteckt in einer Berliner Kleingartenkolonie. 1948 kam Rosenthal zum RIAS Berlin, wo er sich ab Mitte der 50er Jahre einen Namen als Quizmaster der Abendshow "Wer fragt, gewinnt" machte.
Rosenthals Erfolgsrezept waren die gute Laune und der Spaß an seiner Arbeit, den er bei jedem Auftritt ausstrahlte und der sich im Titel einer seiner populärsten Hörfunksendungen widerspiegelte: "Spaß muss sein". Der Perfektionist feilte ununterbrochen an seinen Konzepten und Spielideen und probte jede Show schon Tage vor der Ausstrahlung bis ins Detail. So war es kein Wunder, dass auch das folgende Hörfunk-Quiz "Allein gegen alle" (161 Folgen ab 1963) und die Vorabend-Fernsehserie "Gut gefragt ist halb gewonnen" (66 Folgen ab 1964) zu großen Quotenrennern avancierten.
Das Erfolgsteam
Bei "Dalli, Dalli" konnte sich Rosenthal - wie in vielen seiner anderen Rundfunksendungen - auf ein eingespieltes Team verlassen: Da waren zunächst Curth Flatow, zuständig für Konzeptionen und Texte, und Heinrich Riethmüller mit seinem RIAS-Tanzorchester, der für die musikalische Leitung verantwortlich zeichnete. Zum Inventar gehörten auch Oskar, der die Kandidaten in Rekordzeit und zumeist recht treffend porträtierte, und die Jury um Ekkehard Fritsch, ORF-Moderatorin Brigitte Xander und ihre ZDF-Kollegin Mady Riehl, die im Zweifelsfall über ein Ergebnis zu entscheiden hatten. Nach Fritschs Ausscheiden fand Ex-Skirennfahrer Christian Neureuther als Jury-Mitglied eine neue Aufgabe.
Unverzichtbarer Bestandteil einer jeden Rateshow - und Hans Rosenthals "Dalli, Dalli" machte da keine Ausnahme - war die Assistentin. Anders als viele seiner Quizmaster-Kollegen blieb Rosenthal aber einer Helferin über alle Jahre treu: Monica Sundermann. Die spätere Frau des Fußballtrainers Jürgen Sundermann assistierte "Hänschen" Rosenthal schon im Hörfunk bei "Wer fragt, gewinnt" und folgte ihrem Chef über "Gut gefragt ist halb gewonnen" auch zu "Dalli, Dalli".
Ratespiel für Schnelldenker
"Dalli, Dalli" funktionierte nach der Stoppuhr. Die einzelnen Spiele dauerten selten länger als drei Minuten, die kürzeste Aufgabe war nach 15 Sekunden beendet. Die vier Teams à zwei Personen mussten Begriffe raten, Fehler in Sketchen auflisten, in einem Geschicklichkeitsspiel mehr oder minder handliche Gegenstände von A nach B tragen oder Luftballons zum Platzen bringen und Fotomotive in der Raterunde "Dalli-Klick" anhand von Bildfragmenten erraten.
Rosenthal war einer der ersten Quizmaster des deutschen Fernsehens, der das Publikum aktiv an seiner Show beteiligte. Durch Drücken eines roten Knopfes an Ihrem Stuhl konnten die Saalzuschauer Bonuspunkte für Spitzenleistungen verteilen: Leuchtete die rote Lampe an der Wabenwand auf, stimmte Rosenthal seinen "Spitze"-Ausruf an und krönte das Ganze mit einem Luftsprung. Darüber hinaus konnte sich das Publikum an einem Reisequiz oder am Zahlenlotto beteiligen. Die Fangemeinde dankte es dem Berliner, der für "Dalli, Dalli" mit Preisen überhäuft wurde: Ab 1977 wurde er regelmäßig zum beliebtesten Showmaster gewählt. Zum 153. und letzten Mal begrüßte Rosenthal sein Publikum im September 1986 - ein halbes Jahr vor seinem Krebstod.
Spielen für den guten Zweck
Die von den Prominenten erspielten Punkte der Sendung wurden addiert und als DM-Geldbetrag einem guten Zweck überwiesen. Da Rosenthal diese Funktion von "Dalli, Dalli" besonders am Herzen lag, rief er 1983 die Aktion "Dalli, Dalli hilft" ins Leben. Die Promi-Kandidaten einigten sich vorab auf eine in Not geratene Familie, die den Erlös der Show erhalten sollte. Aus dieser Idee entstand 1987 nach Rosenthals Tod die Hans-Rosenthal-Stiftung. In seiner "Dalli, Dalli"-Nachfolgesendung "Ihr Einsatz, bitte" übernahm Dieter Thomas Heck ab April 1987 nicht nur die Hilfeleistungen dieser Stiftung, sondern auch Monica Sundermann. Die Assistentin, die von den Schnelldenkern zum Schnellsprecher gewechselt war, wurde in den nächsten Jahren zum festen Bestandteil zahlreicher Heck'scher Sendungen.