Versicherungsstreit um World Trade Center
Generalpächter Larry Silverstein fordert sieben Milliarden Dollar Schadenersatz. Assekuranzen blocken ab
New York - Die Trümmer des am 11. September durch Terrorangriffe zerstörten World Trade Centers sind noch nicht beiseite geräumt. Doch der Streit um die Versicherungsleistungen ist bereits in vollem Gange.
Larry Silverstein, seit Juli Generalpächter des WTC, fordert 7,2 Mrd. Dollar von den Versicherungen. Die Einschläge der beiden gegen die zwei Türme gesteuerten Flugzeuge seien zwei separate Ereignisse gewesen und begründeten damit jeweils einen eigenen Anspruch, argumentiert Silverstein-Sprecher Steve Solomon.
Die Versicherer, darunter Chubb Corp., Swiss Reinsurance Co., Lloyd's of London, die deutsche Allianz AG, ACE Ltd. und XL Capital Ltd., sehen das anders: für sie sind die beiden Crashs Teile einer einzigen, koordinierten Attacke. "Darüber wird es noch lange Diskussionen geben", befürchtet Julie Rochman, Senior Vice President des Branchenverbands American Insurance Association.
Bei den Angriffen wurden nach Informationen des Maklers Insignia/ESG rund 1,2 Mio. qm Bürofläche vernichtet und weitere 1,4 Mio. qm angrenzende Immobilien beschädigt. Mit den beiden Türmen wurden auch die Gebäude World Trade Center 4, 5, 6 und 7 zerstört, die zusammen den größten Bürokomplex in den USA bildeten.
Die Versicherungsbranche habe sich entschieden, die beiden Angriffe als ein zusammen hängendes Ereignis zu bewerten, berichtet Keith Buckley, geschäftsführender Direktor der Versicherungssparte der internationalen Ratingagentur Fitch. Nicholas Jones, Sprecher für Willis Group Holdings, die die Versicherungsverträge für das WTC vermittelt hat, erklärt: "Wir sind selbstverständlich über Silversteins Position in dieser Angelegenheit informiert und arbeiten mit Silverstein, den Versicherern und den Rückversicherern daran, die Angelegenheit so schnell wie möglich einvernehmlich zu regeln." Von den Versicherern war dazu keine Stellungnahme zu erhalten.
Die Hafenbehörde von New York und New Jersey, der das WTC gehört, ist mit einer Gesamtsumme von 1,5 Mrd. Dollar pro Schadensfall gegen Sachschäden und Einnahmeausfälle versichert. Sie teilt Silversteins Ansicht, dass die Angriffe separate Ereignisse seien. "Nach unserer Ansicht gab es zwei Attacken", bestätigt Sprecher Dan Bledsoe. "Zwei Flugzeuge sind in zwei Türme eingeschlagen, und zwei Türme sind zusammengefallen."
Führungskräfte der Versicherungswirtschaft betonen, dass ein Versicherter nur äußerst selten zwei Schadensfälle mit einer Police abdecken kann. "Ich kann mich nicht erinnern, dass eine Versicherung jemals zwei verschiedene Schadensfälle über ein und dieselbe Police beglichen hat", sagt Loretta Worters, Sprecherin des Insurance Information Institute. "Mr. Silverstein denkt offenbar, dass er zweimal kassieren kann, weil es zwei Flugzeuge waren."
Silverstein hat nicht nur mehr als die Hälfte seines Immobilienbesitzes bei den Terroranschlägen verloren, sondern er muss auch mit Klagen von Angehörigen der etwa 5000 Toten und Vermissten rechnen. Erst vor drei Monaten hatte Silverstein den Mietvertrag für das WTC unterschrieben. Insgesamt muss er für das Gebäude in den nächsten 99 Jahren 3,2 Mrd. Dollar Pacht zahlen, aufgeteilt auf eine Anfangszahlung von 616 Mio. Dollar und jährliche Zahlungen von rund 115 Mio. Dollar an die Hafenbehörde. Das Eigentum an den Türmen verbleibt bei der Hafenbehörde.
Der Immobilienentwickler hat bereits angekündigt, dass er das WTC in veränderter Form wieder aufbauen will. Statt der zwei 110geschossigen Türme sollen vier Gebäude mit jeweils 50 Etagen entstehen. Nach den Bedingungen des Mietvertrags kann die Hafenbehörde von Silverstein den Wiederaufbau des WTC fordern. Bloomberg
Generalpächter Larry Silverstein fordert sieben Milliarden Dollar Schadenersatz. Assekuranzen blocken ab
New York - Die Trümmer des am 11. September durch Terrorangriffe zerstörten World Trade Centers sind noch nicht beiseite geräumt. Doch der Streit um die Versicherungsleistungen ist bereits in vollem Gange.
Larry Silverstein, seit Juli Generalpächter des WTC, fordert 7,2 Mrd. Dollar von den Versicherungen. Die Einschläge der beiden gegen die zwei Türme gesteuerten Flugzeuge seien zwei separate Ereignisse gewesen und begründeten damit jeweils einen eigenen Anspruch, argumentiert Silverstein-Sprecher Steve Solomon.
Die Versicherer, darunter Chubb Corp., Swiss Reinsurance Co., Lloyd's of London, die deutsche Allianz AG, ACE Ltd. und XL Capital Ltd., sehen das anders: für sie sind die beiden Crashs Teile einer einzigen, koordinierten Attacke. "Darüber wird es noch lange Diskussionen geben", befürchtet Julie Rochman, Senior Vice President des Branchenverbands American Insurance Association.
Bei den Angriffen wurden nach Informationen des Maklers Insignia/ESG rund 1,2 Mio. qm Bürofläche vernichtet und weitere 1,4 Mio. qm angrenzende Immobilien beschädigt. Mit den beiden Türmen wurden auch die Gebäude World Trade Center 4, 5, 6 und 7 zerstört, die zusammen den größten Bürokomplex in den USA bildeten.
Die Versicherungsbranche habe sich entschieden, die beiden Angriffe als ein zusammen hängendes Ereignis zu bewerten, berichtet Keith Buckley, geschäftsführender Direktor der Versicherungssparte der internationalen Ratingagentur Fitch. Nicholas Jones, Sprecher für Willis Group Holdings, die die Versicherungsverträge für das WTC vermittelt hat, erklärt: "Wir sind selbstverständlich über Silversteins Position in dieser Angelegenheit informiert und arbeiten mit Silverstein, den Versicherern und den Rückversicherern daran, die Angelegenheit so schnell wie möglich einvernehmlich zu regeln." Von den Versicherern war dazu keine Stellungnahme zu erhalten.
Die Hafenbehörde von New York und New Jersey, der das WTC gehört, ist mit einer Gesamtsumme von 1,5 Mrd. Dollar pro Schadensfall gegen Sachschäden und Einnahmeausfälle versichert. Sie teilt Silversteins Ansicht, dass die Angriffe separate Ereignisse seien. "Nach unserer Ansicht gab es zwei Attacken", bestätigt Sprecher Dan Bledsoe. "Zwei Flugzeuge sind in zwei Türme eingeschlagen, und zwei Türme sind zusammengefallen."
Führungskräfte der Versicherungswirtschaft betonen, dass ein Versicherter nur äußerst selten zwei Schadensfälle mit einer Police abdecken kann. "Ich kann mich nicht erinnern, dass eine Versicherung jemals zwei verschiedene Schadensfälle über ein und dieselbe Police beglichen hat", sagt Loretta Worters, Sprecherin des Insurance Information Institute. "Mr. Silverstein denkt offenbar, dass er zweimal kassieren kann, weil es zwei Flugzeuge waren."
Silverstein hat nicht nur mehr als die Hälfte seines Immobilienbesitzes bei den Terroranschlägen verloren, sondern er muss auch mit Klagen von Angehörigen der etwa 5000 Toten und Vermissten rechnen. Erst vor drei Monaten hatte Silverstein den Mietvertrag für das WTC unterschrieben. Insgesamt muss er für das Gebäude in den nächsten 99 Jahren 3,2 Mrd. Dollar Pacht zahlen, aufgeteilt auf eine Anfangszahlung von 616 Mio. Dollar und jährliche Zahlungen von rund 115 Mio. Dollar an die Hafenbehörde. Das Eigentum an den Türmen verbleibt bei der Hafenbehörde.
Der Immobilienentwickler hat bereits angekündigt, dass er das WTC in veränderter Form wieder aufbauen will. Statt der zwei 110geschossigen Türme sollen vier Gebäude mit jeweils 50 Etagen entstehen. Nach den Bedingungen des Mietvertrags kann die Hafenbehörde von Silverstein den Wiederaufbau des WTC fordern. Bloomberg