Kaum ist eine Berichtssaison vorbei, fängt schon wieder eine neue an. Die ersten Zahlen für das dritte Quartal werden in der nächsten Woche bekannt gegeben. Vermutlich wird es wieder nicht ohne Gewinnwarnungen abgehen. Denn die Konjunkturdelle ist in Wahrheit ein Loch, aus dem die Weltwirtschaft nicht so schnell herauskommt. Große Konzerne stehen im Fokus, darunter Yahoo und Motorola
Der zweitgrößte Handyhersteller der Welt gibt die Richtung für die gesamte Telekommunikationsbranche vor. Mit positiven Nachrichten ist bei Motorola am Dienstag kaum zu rechnen. Das finanziell angeschlagene Unternehmen hat bereits drei Gewinnwarnungen ausgesprochen. Angesichts der flauen Marktlage für Handys und Halbleiter dürfte der Hersteller noch tiefer in die Krise gerutscht sein.
Neben den Zahlen werden Anleger gespannt lauschen, ob Motorola sich zu den Spekulationen über ein Joint-Venture mit dem deutschen Konkurrenten Siemens äußert. Das „Wall Street Journal“ hatte am vergangenen Montag berichtet, Motorola und Siemens führten Verhandlungen über eine Zusammenarbeit im mobilen Infrastrukturgeschäft oder im Handygeschäft oder beidem. Zwar hat der Chef der Siemens-Mobilfunksparte, Rudi Lamprecht, die Spekulationen bereits gedämpft.
Warten auf die Arbeitslosenzahlen
Ebenfalls am Dienstag wird die Zahl der Arbeitslosen im Monat September in Deutschland veröffentlicht. Bundeskanzler Gerhard Schröder, sein Arbeitsminister Walter Riester, aber auch viele Investoren werden zweimal hinschauen. Wie steht es um Deutschlands Wirtschaft wirklich? Die Arbeitsmarktdaten können Licht ins Dunkel bringen.
Viel Gutes ist allerdings nicht zu erwarten: Auch in Deutschland haben zahlreiche Unternehmen Stellenstreichungen angekündigt. Zudem hat sich die Lage in der Industrie und am Bau im vergangenen Monat auch nicht gebessert, so dass auch in diesen Wirtschaftszweigen mit weiterem Arbeitsplatzabbau zu rechnen ist.
Bedrückende Wirtschaftsindikatoren
Mitte der Woche meldet sich das Statistische Bundesamt mit den Außenhandelsdaten für August zu Wort. Eine weitere Exportsteigerung könnte die eher trübe wirtschaftliche Stimmung ein wenig aufhellen.
Für weniger gute Stimmung wird dann wohl wieder der Wirtschafts-Monatsbericht der japanischen Regierung sorgen. Es wird mit einer weiteren Verschlechterung der Lage gerechnet, die sich auch negativ auf die Wirtschaftspartner Japans auswirken könnte.
Weitaus spannender als die Wirtschaftsindikatoren werden jedoch die Unternehmenszahlen sein, die für Mittwoch erwartet werden. Aus Frankreich meldet sich der Lebensmittelkonzern Danone zu Wort. Nachdem der Konzern am vergangenen Donnerstag die Übernahme von 40 Prozent an der viertgrößten US-Joghurtmarke Stonyfield gemeldet hat, werden mehr Einzelheiten über die künftige Zusammenarbeit erwartet.
Noch kein Licht am Ende des Cyberspace
Doch entscheidender für die Entwicklung einer Branche oder gar des gesamten US-Aktienmarktes sind die Zahlen des Internet-Portals Yahoo. Bereits in der vergangenen Woche erklärte Yahoo-Chef Terry Semel, dass er keine Erholung im Online-Werbemarkt für das laufende Jahr erwartet. Mit anderen Worten, Yahoo-Anleger sollten sich auf schlechte Zahlen einstellen. In etwa einem Jahr, also in der zweiten Jahreshälfte 2002 können Anleger laut Semel wieder hoffen.
Am Donnerstag bekennen zwei französische Schwergewichte Farbe. Viel Buntes können die Anleger des Einzelhandelskonzerns Carrefour nicht erwarten. Nachdem der US-Riese Wal-Mart sein Interesse an den kontinental-europäischen Filialen der britischen Modekette Marks & Spencer angemeldet hat, geht bei Carrefour die Angst um. Ein Einstieg des amerikanischen Handelgiganten auf dem französischen Markt würde Carrefour noch weiter unter Druck setzen. Carrefour muss eine Gegenstrategie präsentieren.
Der Kosmetik-Konzern L’Oreal hat ebenfalls am Donnerstag seinen großen Auftritt. Die Aktie war kurz nach dem Terroranschlag auf die USA stark eingebrochen, hat sich aber mittlerweile wieder erholt. Die Sorge war, dass die Menschen nach den Anschlägen weniger Geld für Luxusgüter ausgeben werden. Zudem sind die USA der zweitgrößte Absatzmarkt für L’Oreal. Doch die Angst ist fast verflogen. Es ist nun die Grundstimmung: Kosmetika für den täglichen Gebrauch, wie etwa Haarshampoo werden immer verkauft.
Einzelhandelsumsätze geben weitere Richtung vor Ob sich der Verkauf von Haarshampoo und Badesalz von anderen Produkten unterscheidet, wird der Freitag zeigen. An diesem Tag werden die amerikanischen Einzelhandelsumsätze für September gemeldet. Danach werden erste Rückschlüsse auf das Verhalten der Konsumenten nach den Terroranschlägen möglich sein. Sollten die Umsätze stark eingebrochen sein, könnte das zu Wocheschluss die Aktienmärkte noch einmal belasten