Technologie
Unsichere Zukunft von Sun Microsystems
Von Amey Stone
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9. Feb. 2001 Während so mancher noch mit Freude auf das dreitägige Analystenmeeting von Sun Microsystems zurückblickt, bleibt am Ende doch die quälende Frage: Wie schnell kann Sun, ein Hardware- und Softwareentwickler, der auch Dienstleistungen zum Aufbau und Betrieb von Computernetzwerken anbietet, in dieser gebeutelten Branche wachsen?
Am sechsten Februar sagte Sun's Management für die nächsten drei Jahre ein Umsatzwachstum von 20 bis 35 Prozent voraus. Das sind zwar hohe Wachstumszahlen, aber auch eine große Spanne. „Unserer Meinung nach würde 20 Prozent bedeuten, dass das Papier mehr oder weniger angemessen bewertet ist“, schrieb Tom Kraemer, Analyst bei Merrill Lynch, in einer Anlegermitteilung am gleichen Tag. „Wir erwarten, dass der Kurs stagnieren wird, bevor Näheres bekannt wird“, fügte er hinzu. Toni Sacconaghi, Analyst bei Sanford Bernstein prognostizierte, dass „wenig Aussicht auf kurzfristige Kursgewinne“ der Sun-Aktie bestehe. Er erwartet, dass das Unternehmen im laufenden Jahr 68 Cent je Aktie verdienen wird, gegenüber 51 Cent im Vorjahr.
Ist die Kursschwäche eine Kaufgelegenheit?
Es ist keine so gute Nachricht für die Anleger, dass Sun es anscheinend nicht geschafft hat, die Wall Street wieder von seinen kurzfristigen Wachstumsaussichten zu überzeugen. Doch die Sorgen der Analysten sind kurzfristig und gründen vor allem auf der Konjunkturabkühlung. Dagegen könnte die für die nächsten Monate erwartete Flaute der Sun-Aktie für langfristige Anleger, die weiterhin davon überzeugt sind, dass das Unternehmen auch in Zukunft zu den führenden Serverausstattern gehören wird, eine gute Kaufgelegenheit darstellen.
Mit einem Kurs von nur um die 25 gegenüber einem September-Hoch von 65 wird die Aktie jetzt „allmählich besser bewertet“, gab Sacconaghi in seiner Mitteilung zu. Das ist zwar nicht gerade die Nachricht, die man sich bei Sun nach drei Tagen harter Anstrengungen erhofft hat, doch vorerst wird dies wohl genügen müssen. Man muss berücksichtigen, dass sich die Wirtschaft abkühlt, vielerorts Dot-Coms bankrott gehen, Telekommunikationsunternehmen sich zurück nehmen und selbst große, global agierende Unternehmen vermutlich ihre Internetausgaben kürzen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass sich das Umsatzwachstum bei Sun drastisch abschwächt.
Das Wachstum betrug für das Quartal, das am 1. Oktober 1999 endete, erstaunliche 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Aber im letzten Quartal, dessen Zahlen am 18. Januar bekannt wurden, war ein Umsatzanstieg von 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Das ist immer noch ein beträchtliches Ergebnis, bedenkt man insbesondere, dass der Umsatz über fünf Milliarden Dollar betrug. Doch die Analysten beeindruckte das wenig. Manche erwarteten ein Umsatzwachstum von 45 Prozent. Die Analysten von mindestens acht Firmen haben das Papier seit dem letzten Herbst herabgestuft.
Die Konkurrenz schläft nicht
Obwohl der Aktienkurs schon um 60 Prozent nachgegeben hat, könnte das Papier von Sun noch weiter fallen, so die Warnungen einiger pessimistischer Analysten. „Was wir bis jetzt gesehen haben, ist nur die Korrektur der extremen Überbewertung“, meint Michael J. Davey, Analyst für die Technologiebranche bei Investec Ernst & Co. Auf Grund ihres hohen Preises wird die Sun-Aktie mit einem 2001er KGV von 41 gehandelt; dagegen beträgt das KGV des Standard & Poor's 500-Aktienindex nur 24.
Mittlerweile sieht sich Sun, das etwa 50 Prozent des Markts für Unix-Server abdeckt, einer wachsenden Konkurrenz ausgesetzt. Hauptkonkurrent Microsoft nimmt denselben jungen Markt für Web-Dienstleistungen und Web-Software ins Visier. Und auch andere Hardwareanbieter sowohl der unteren wie der oberen Preisklasse versuchen, Sun das Servergeschäft streitig zu machen. Davey geht davon aus, dass der wachsende Preisdruck in der Hardwarebranche bereits zu einer Delle in der Margenentwicklung bei Sun geführt hat. „Ich glaube nicht, dass die Aktie alle Probleme widerpiegelt, die Sun dabei haben wird, in allen Bereichen führender Anbieter zu sein“, meint Davey.
Langfristige Vision
„Sun ist zurzeit einem noch nie dagewesenen Druck ausgesetzt", pflichtet James Governor, Analyst bei der auf die Informationstechnologie spezialisierten Consulting-Firma Illuminata bei. „In den letzten Jahren war das Unternehmen von den Umständen geradezu verwöhnt.“ Er zeigte sich wenig beeindruckt von der wichtigsten Neuigkeit der Konferenz, der Markteinführung der Sun Open Net Environment -Strategie, einem Paket von Web-Software und -Dienstleistungen. „Das Problem ist, dass es nichts wirklich Bahnbrechendes ist“, teilte er mit. „Es ist nichts wirklich Neues daran. Im Wesentlichen wurde nur bereits existierende Technologie in einem neuen Paket unter einem neuen Markennamen verkauft. IBM, Oracle und Microsoft bringen alle ähnliche Angebote auf den Markt“, so Governor weiter. Hierzu kommt noch ein weiteres Problem: Kraemer von Merrill Lynch stellte mit Enttäuschung fest, dass Sun auf der Konferenz nicht die mittlere Produktklasse aus seiner Serverpalette, UltraSparc III, vorstellte. Kraemer hofft, dass dieses Produkt den Preisdruck seitens IBM abschwächen wird. In Bezug auf die neuen Markteinführungen nannte auch Sacconagi die Pläne von Sun „wenig vertrauenserweckend“.
Auf dem Analystenmeeting sendete Sun das klare Signal an die Wall Street, dass es über eine langfristige Vision und Kundenorientierung verfügt, die ihm weiter wachsende Marktanteile sichern werden. Bei dem derzeitigen Aktienkurs können die leisesten Anzeichen, dass Sun seine Strategie nicht einwandfrei umsetzt oder nicht die erwarteten auf den Marktanteil bezogenen Gewinne erzielt, zu Kursrückgängen führen. Natürlich könnten langfristige Anleger gerade darauf bauen.
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gruß
proxi
Unsichere Zukunft von Sun Microsystems
Von Amey Stone
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9. Feb. 2001 Während so mancher noch mit Freude auf das dreitägige Analystenmeeting von Sun Microsystems zurückblickt, bleibt am Ende doch die quälende Frage: Wie schnell kann Sun, ein Hardware- und Softwareentwickler, der auch Dienstleistungen zum Aufbau und Betrieb von Computernetzwerken anbietet, in dieser gebeutelten Branche wachsen?
Am sechsten Februar sagte Sun's Management für die nächsten drei Jahre ein Umsatzwachstum von 20 bis 35 Prozent voraus. Das sind zwar hohe Wachstumszahlen, aber auch eine große Spanne. „Unserer Meinung nach würde 20 Prozent bedeuten, dass das Papier mehr oder weniger angemessen bewertet ist“, schrieb Tom Kraemer, Analyst bei Merrill Lynch, in einer Anlegermitteilung am gleichen Tag. „Wir erwarten, dass der Kurs stagnieren wird, bevor Näheres bekannt wird“, fügte er hinzu. Toni Sacconaghi, Analyst bei Sanford Bernstein prognostizierte, dass „wenig Aussicht auf kurzfristige Kursgewinne“ der Sun-Aktie bestehe. Er erwartet, dass das Unternehmen im laufenden Jahr 68 Cent je Aktie verdienen wird, gegenüber 51 Cent im Vorjahr.
Ist die Kursschwäche eine Kaufgelegenheit?
Es ist keine so gute Nachricht für die Anleger, dass Sun es anscheinend nicht geschafft hat, die Wall Street wieder von seinen kurzfristigen Wachstumsaussichten zu überzeugen. Doch die Sorgen der Analysten sind kurzfristig und gründen vor allem auf der Konjunkturabkühlung. Dagegen könnte die für die nächsten Monate erwartete Flaute der Sun-Aktie für langfristige Anleger, die weiterhin davon überzeugt sind, dass das Unternehmen auch in Zukunft zu den führenden Serverausstattern gehören wird, eine gute Kaufgelegenheit darstellen.
Mit einem Kurs von nur um die 25 gegenüber einem September-Hoch von 65 wird die Aktie jetzt „allmählich besser bewertet“, gab Sacconaghi in seiner Mitteilung zu. Das ist zwar nicht gerade die Nachricht, die man sich bei Sun nach drei Tagen harter Anstrengungen erhofft hat, doch vorerst wird dies wohl genügen müssen. Man muss berücksichtigen, dass sich die Wirtschaft abkühlt, vielerorts Dot-Coms bankrott gehen, Telekommunikationsunternehmen sich zurück nehmen und selbst große, global agierende Unternehmen vermutlich ihre Internetausgaben kürzen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass sich das Umsatzwachstum bei Sun drastisch abschwächt.
Das Wachstum betrug für das Quartal, das am 1. Oktober 1999 endete, erstaunliche 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Aber im letzten Quartal, dessen Zahlen am 18. Januar bekannt wurden, war ein Umsatzanstieg von 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Das ist immer noch ein beträchtliches Ergebnis, bedenkt man insbesondere, dass der Umsatz über fünf Milliarden Dollar betrug. Doch die Analysten beeindruckte das wenig. Manche erwarteten ein Umsatzwachstum von 45 Prozent. Die Analysten von mindestens acht Firmen haben das Papier seit dem letzten Herbst herabgestuft.
Die Konkurrenz schläft nicht
Obwohl der Aktienkurs schon um 60 Prozent nachgegeben hat, könnte das Papier von Sun noch weiter fallen, so die Warnungen einiger pessimistischer Analysten. „Was wir bis jetzt gesehen haben, ist nur die Korrektur der extremen Überbewertung“, meint Michael J. Davey, Analyst für die Technologiebranche bei Investec Ernst & Co. Auf Grund ihres hohen Preises wird die Sun-Aktie mit einem 2001er KGV von 41 gehandelt; dagegen beträgt das KGV des Standard & Poor's 500-Aktienindex nur 24.
Mittlerweile sieht sich Sun, das etwa 50 Prozent des Markts für Unix-Server abdeckt, einer wachsenden Konkurrenz ausgesetzt. Hauptkonkurrent Microsoft nimmt denselben jungen Markt für Web-Dienstleistungen und Web-Software ins Visier. Und auch andere Hardwareanbieter sowohl der unteren wie der oberen Preisklasse versuchen, Sun das Servergeschäft streitig zu machen. Davey geht davon aus, dass der wachsende Preisdruck in der Hardwarebranche bereits zu einer Delle in der Margenentwicklung bei Sun geführt hat. „Ich glaube nicht, dass die Aktie alle Probleme widerpiegelt, die Sun dabei haben wird, in allen Bereichen führender Anbieter zu sein“, meint Davey.
Langfristige Vision
„Sun ist zurzeit einem noch nie dagewesenen Druck ausgesetzt", pflichtet James Governor, Analyst bei der auf die Informationstechnologie spezialisierten Consulting-Firma Illuminata bei. „In den letzten Jahren war das Unternehmen von den Umständen geradezu verwöhnt.“ Er zeigte sich wenig beeindruckt von der wichtigsten Neuigkeit der Konferenz, der Markteinführung der Sun Open Net Environment -Strategie, einem Paket von Web-Software und -Dienstleistungen. „Das Problem ist, dass es nichts wirklich Bahnbrechendes ist“, teilte er mit. „Es ist nichts wirklich Neues daran. Im Wesentlichen wurde nur bereits existierende Technologie in einem neuen Paket unter einem neuen Markennamen verkauft. IBM, Oracle und Microsoft bringen alle ähnliche Angebote auf den Markt“, so Governor weiter. Hierzu kommt noch ein weiteres Problem: Kraemer von Merrill Lynch stellte mit Enttäuschung fest, dass Sun auf der Konferenz nicht die mittlere Produktklasse aus seiner Serverpalette, UltraSparc III, vorstellte. Kraemer hofft, dass dieses Produkt den Preisdruck seitens IBM abschwächen wird. In Bezug auf die neuen Markteinführungen nannte auch Sacconagi die Pläne von Sun „wenig vertrauenserweckend“.
Auf dem Analystenmeeting sendete Sun das klare Signal an die Wall Street, dass es über eine langfristige Vision und Kundenorientierung verfügt, die ihm weiter wachsende Marktanteile sichern werden. Bei dem derzeitigen Aktienkurs können die leisesten Anzeichen, dass Sun seine Strategie nicht einwandfrei umsetzt oder nicht die erwarteten auf den Marktanteil bezogenen Gewinne erzielt, zu Kursrückgängen führen. Natürlich könnten langfristige Anleger gerade darauf bauen.
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