Keine Lust mehr auf IT
Von Oliver Wihofszki, Hamburg
20.11.2001
„Computer zu besitzen, wird bald Vergangenheit sein“ Roger Cox, Gartner
Der weltweit schnellste von IBM, rechnet für das US-Energie-Department – viele
Unternehmen geben
IT-Aufgaben an Spezialfirmen abAP/IBMIT-Dienstleister - Immer mehr Unternehmen
konzentrieren sich auf ihr Kerngeschäft und lagern deshalb Computersysteme aus.
Analysten bescheinigen den IT-Dienstleistern für die nächsten Jahren stetiges
Wachstum.
Eine wachsende Zahl von Unternehmen wird in Zukunft keine firmeneigenen
Computersysteme mehr betreiben, sondern diese Aufgabe an externe Dienstleister
vergeben. Das Beratungsunternehmen Gartner glaubt, dass der Markt für das so
genannte Outsourcing von Informationstechnik (IT) bis 2005 weltweit um jährlich 14
Prozent wachsen wird. „Während sich das Wachstum auf dem Gesamtmarkt für
IT-Dienstleistungen abschwächt, wird sich das Segment Outsourcing diesem Trend
widersetzen“, schreiben die Fachleute in einer aktuellen Studie. Gartner-Analyst
Roger Cox sagt: „Das Konzept, alle Programme und Computer selbst zu kaufen und zu
besitzen, wird bald der Vergangenheit angehören.“
Auch die Berater der Metagroup rechnen mit steigenden Umsätzen: Für Deutschland
prognostizieren die Fachleute ein jährliches Wachstum von elf Prozent. Demnach soll
der Markt für IT-Auslagerungen hier zu Lande von 8,3Mrd. Euro indiesem Jahr auf
11,5Mrd. Euro im Jahr 2003 anwachsen.
Demnach reift bei vielen Firmen die Erkenntnis, dass es nicht zu ihrem Kerngeschäft
gehört, komplizierte Computer- und Kommunikationssysteme selbst zu kaufen und zu
betreuen. Darum sollen sich Spezialfirmen kümmern, die über genügend Fachkräfte
und eigene Rechenzentren mit modernen Großrechnern verfügen. Mit den dort
laufenden Programmen sind die Firmenkunden dann über eine Standleitung
verbunden. Von der steigenden Nachfrage nach dieser Dienstleistung profitieren
Unternehmen wie Accenture, EDS, IBM Global Services oder T-Systems. Solche
Spezialisten erhalten Aufträge, die oft über fünf oder gar zehn Jahre laufen und
damit stetige sowie planbare Umsätzegarantieren.
Allein IBM Global Services hat in diesem Jahr bereits 25 Outsourcing-Verträge
unterzeichnet, die ein Volumen von über 100Mio.$ haben. Vier weitere Aufträge
sollen gar über 1Mrd.$ Umsatz bringen. So wurde beispielsweise zu Beginn des Jahres
mit dem Pharmaunternehmen AstraZeneca ein Vertrag über 1,7Mrd.$ und einer
Laufzeit von sieben Jahren abgeschlossen. IBM Global Services steuert und
überwacht seither in 45 Ländern alle PC- und Kommunikationssysteme von
AstraZeneca. Für Paul Burfitt, den IT-Verantwortlichen von AstraZeneca, hat sich
die Entscheidung gelohnt: „Wir können unsere eigenen Leute jetzt viel intensiver für
Forschung und Entwicklung einsetzen. Das bringt uns einen Wettbewerbsvorteil.“
Das Beispiel zeigt, dass IT-Outsourcing vor allem strategische Vorteile für die Kunden
bringt. Die Analysten von Gartner warnen sogar davor, allzu große Einsparungen zu
erwarten: „Wer nur Geld sparen will, kann schmerzliche Erfahrungen machen.“
Schließlich sind die Kosten für die langjährigen Serviceverträge erheblich. Gartner
empfiehlt Outsourcing aber, „um das eigene Kapital effektiv zu nutzen und sich auf
die Kernkompetenz zu konzentrieren", heißt es in einer Studie.
Dienstleister wie die IT-Tochter von ThyssenKrupp, die ThyssenKrupp Information
Services, bekommen immer mehr Outsourcing-Aufträge. „Für uns ist das Segment der
eigentliche Markttreiber“, so ein Sprecher. 80Prozent des gesamten Umsatzes von
etwa 500Mio. Euro ließen sich auf langjährige Betriebsaufträge zurückführen.
Beim IT-Berater Accenture ist der Umsatz im Bereich IT-Outsourcing binnen eines
Jahres um 20Prozent gestiegen. Mittlerweile erwirtschaftet das weltweit tätige
Unternehmen 2Mrd.$ oder 17Prozent des Gesamtumsatzes von 11,4Mrd.$ mit solchen
Dienstleistungen. Kunden sind beispielsweise Texas Instruments oder der Ölkonzern
BP.
Trotz des wachsenden Marktes sieht Andy Tanner-Smith, Analyst beim
Beratungsunternehmen Frost & Sullivan, vor allem für kleinere Anbieter schwere
Zeiten kommen: „Das Geschäft als Outsourcing-Dienstleister ist sehr teuer. Deshalb
werden auf Dauer nur die Großen überleben.“ Die Kosten, ein modernes und
zuverlässiges Rechenzentrum zu unterhalten, seien sehr hoch. Neben hoher
Mietpreise für die große Fläche fallen zudem erhebliche Personal- und
Hardwarekosten an. Eigentlich sollten nämlich alle Programme der Kunden auf einem
zweiten Großrechner vorhanden sein. „Falls der erste Computer ausfällt, muss sofort
der zweite einspringen“, so Analyst Tanner-Smith.
Wegen des hohen Kapitaleinsatzes lohnt sich das Geschäft deshalb erst, wenn das
Rechenzentrum mit großen Aufträgen ausgelastet ist. Diese begehrten Verträge
erhalten aber meist nur Dienstleister, die den Großkunden auch globale Hilfe anbieten
können. Kleineren Anbietern rät Tanner-Smith daher, sich nach Partnern oder
Käufern umzusehen.
aus der ftd vom 20.11.2001
Hört sich nicht soo gut an, oder?
Gruß Dr. Broemme