Und es war Sommer, das erste mal im Leben..Dt. Tk.

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jack303:

Und es war Sommer, das erste mal im Leben..Dt. Tk.

 
17.07.02 07:41
Deutsche Telekom
Und es war Sommer
Von Ralf Witzler


17. Juli 2002 Ron Sommer als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, das war einmal. Sein wirklicher Nachfolger steht noch nicht fest. Zumindest für ein halbes Jahr wird eines der größten deutschen Unternehmen von Helmut Sihler, einem Mitglied des Aufsichtsrats übergangsweise geführt.

Seit 15 Uhr tagte der Aufsichtsrat am Dienstag in der Bonner Unternehmenszentrale und für den Ruf der Deutschen Telekom war zu hoffen, dass man in Sachen Unternehmensführung eine tragfähige und einvernehmliche Lösung finden würde. Was aber dann ab 18 Uhr der Öffentlichkeit geboten wurde, mutete an wie der Schlussakt des Dramas um Ron Sommer, der die Katastrophe bringt.

Keine weiteren Fragen

Statt Ron Sommer, der sich noch bis zum Montag kämpferisch gegeben hatte und seine Position nicht räumen wollte, als Vorstandsvorsitzenden zu bestätigen und ihm den Rücken zu stärken oder aber einen Nachfolger zu präsentieren und nicht wie seit Tagen immer neue Namen kursieren zu lassen, trat erst einmal nur Ron Sommer vor die Öffentlichkeit. Während dessen tagte der Aufsichtsrat weiter hinter verschlossenen Türen. Sommer verkündete seinen Rücktritt - und ab. Keine weiteren Fragen. Der Aufsichtsrat tagte weiter. Keine Bild, kein Ton von einem neuen Chef.

Schlimmer hätte es nicht kommen können

Nicht genug, dass die Autorität Sommers in den letzten Tagen zunehmend durch die öffentliche Diskussion um seine Nachfolge unterminiert und ein Reigen von Kandidaten als mögliche Erben Sommers offen diskutiert wurde. Wie sollte ein derart ramponierter Unternehmenschef die Telekom durch die größte Branchenkrise führen, die die Telekommunikation je erlebt hat?

Nicht genug damit, dass die Politik zunächst eher offen im Gestus der Macher, später dann mehr verstohlen Einfluss auf die Unternehmensführung nahm und damit die Telekom als Privatunternehmen an den Börsen und vor allem in Amerika in Verruf brachte. Sollte die Telekom noch einmal eine Akquisition in den USA planen, den Vorwurf, weitgehend im Staatsbesitz und also weitgehend unter staatlicher Kontrolle zu sein, wird man nach dem aktuellen Debakel nur schwer entkräften können.

Nach mir die Sintflut

Nun musste auch noch ein sichtlich und hörbar gereizter Ron Sommer demonstrativ die Brocken hinwerfen, bevor sich der Aufsichtsrat auf einen Nachfolger einigen konnte. Sommer formulierte, er wolle die Debatte beenden, so weit sie mit seiner Person zusammenhänge, und den „Weg frei machen, für eine personelle Lösung, wie immer sie auch aussehen mag“. Nach mir die Sintflut - wäre ähnlich treffend gewesen.

Während dessen gab es dann doch einen Beschluss des Aufsichtsrats. In Ermangelung eines geeigneten Kandidaten einigte man sich auf eine Not- oder Übergangslösung. Der ehemalige Telekom-Aufsichtsratsvorsitzende und seit Mai 2000 nur noch als normales Mitglied des Aufsichtsrats fungierende Helmut Sihler wird die Geschäfte der Deutschen Telekom als Vorstandsvorsitzender übernehmen - für ein halbes Jahr. Sprich: Einen geeigneten Sommer-Nachfolger hat man nicht. Es hätte nicht schlimmer kommen können.

Entwaffnende Offenheit des Alters

Bezeichnend war dann auch die erste öffentliche Äußerung Sihlers nach der Aufsichtsratssitzung, der mit entwaffnender Offenheit eingestand, dass auch angesichts seines fortgeschrittenden Alters von 72 Jahren, er nur eine Lösung mit begrenzter Haltbarkeit sein könne. Damit sprach er vielen der Beobachter wahrscheinlich aus dem Herzen. Denn schaut man in Sihlers Lebenslauf, stellt man fest, dass er im Juni 1992 nach Erreichen der bei Henkel üblichen Altersgrenze aus der Geschäftsführung ausgeschieden war. Das war vor 10 Jahren.

Sihlers Bekundung, den Schuldenabbau der Telekom forcieren zu wollen, hörte man wohl, allein: Das wird er einem „echten“ Vorstandsvorsitzenden überlassen müssen. Denn die Position Sihlers als Interims-Chef wird ihm kaum erlauben, erheblich mehr oder wesentlich anderes zu tun, als den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen und auf bessere Zeiten zu warten. Die Telekom wird darauf achten müssen, sich im nächsten halben Jahr nicht ausschließlich mit sich selbst zu beschäftigen und strategisch in einer Warteschleife zu verharren.

Die Börse reagierte zunächst mit einem kräftigen Aufschwung der Telekom-Aktien. Vielleicht feierte sie damit auch nur, dass das Ende des Sommer-Theaters in Sichtweite kommt. Lieber ein Ende mit Schrecken, als gar keins, war wohl das Motto der Börsianer.

Text: @wiz
Bildmaterial: AP
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