Die sind ganz schön aktiv.
Mittwoch, 24.Januar 2001 [11:49 Uhr]
Umweltkontor stellt neue Finanzdienstleistungen vor
Auf der Anlegermesse "Grünes Geld" in Berlin stellt Umweltkontor neues Finanzdienstleistungsprogramm vor.
Erkelenz (wirpress) - Umweltkontor stellt zur Messe "Grünes Geld" sein erweitertes Finanzdienstleistungsprogramm vor. Sein Windkraftfonds-Konzept überträgt das Unternehmen auf das europäische Ausland und andere Energiearten wie Wasserkraft, Solarenergie und Biomasse. Das teilte Umweltkontor am Mittwoch mit.
Neben geschlossenen Fonds biete Umweltkontor in Zukunft auch einen offenen Fonds, die New Energy Aktiengesellschaft, und Venture Capital Fonds an. Das aktuelle Angebot, der Windpark Thonberg, sei das 23. Projekt, das Umweltkontor in der Finanzierung begleite, erklärte das Unternehmen. Sechs Windkraftanlagen von Enercon mit je 600 kW Nennleistung sollen Strom für rund 2100 Haushalte produzieren. "Das Investitionsvolumen des Projektes beträgt rund 4,6 Mio. Euro, davon 1,35 Mio. Euro Eigenkapital", teilte Umweltkontor ferner mit.
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Mittwoch, 24.Januar 2001 [12:00 Uhr]
Hintergrund: Umweltkontor auf Wachstumskurs
Im März Baubeginn für erstes Biomassekraftwerk des Erkelenzer Unternehmnes in Sachsen
Erkelenz (wirpress) - Das erste Biomassekraftwerk der Umweltkontor Renewable Energy AG aus Erkelenz bei Aachen soll in Kürze gebaut werden. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte der taz, die Planungsphase für die Anlage im sächsischen Helbra bei Halle sei abgeschlossen. „Wir rechnen mit dem Baubeginn noch im März.“ Das 5,8 Megawatt Kraftwerk soll zur nächsten Jahreswende in Betrieb genommen werden. Seine Leistung reiche aus, um rund 4.000 Familien mit Strom zu versorgen.
Bisher ist die am neuen Markt börsennotierte Umweltkontor vor allem als Projektierungs- und Betriebsgesellschaft von Windkraftanlagen in Erscheinung getreten. Insgesamt betreibt die Umweltkontor über 100 Anlagen mit einer Leistung weit über 100 Megawatt.
Nach Ansicht von Guido Hedemann, Fondsmanager bei der alternativen GLS Gemeinschaftsbank in Bochum, befindet sich das Unternehmen damit auf einem guten Weg. „Es besteht zur Zeit noch ein großer Bedarf an Windkraftanlagen.“ Wachstumschancen von bis zu 20 Prozent im Jahr seien realistisch. Allerdings sei das Wachstum in Deutschland beschränkt, räumt Hedemann ein. „Gerade an den für Windparks besonders geeigneten Küsten wird der Platz für neue Anlagen knapp.“ Auch im Binnenland seien Grenzen gesteckt. Zwar sei in NRW noch ein Wachstum möglich, aber „irgendwann weisen die Gemeinden keine neuen Stellflächen für Windkraftanlagen aus.“ Für Firmen, die in Windkraft investierten, sei es in den nächsten drei bis vier Jahren entscheidend, ob sie sich mit anderen Energieträgern weitere Standbeine schaffen könnten, so Hedemann.
Die Umweltkontor hat diesen Weg bereits eingeschlagen. Die Anlage in Helbra soll das erste Biomassekraftwerk von vielen werden. Der Firmensprecher: „Wir wollen jedes Jahr zwei bis drei neue Anlagen in Betrieb nehmen.“ Außerdem seien mehrere Solarkraftanlagen geplant. Für satte Gewinne sollen vor allem die Einspeisevergütungen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sorgen. Seit der Gründung des Unternehmens 1996 hat die Umweltkontor den Umsatz von unter 4 Millionen Mark auf über 157 Millionen Mark gesteigert. Der Marktwert des Unternehmens liegt bei rund 200 Millionen Euro.
Der Erfolg macht optimistisch. Die Erkelenzer planen den ersten Offshore-Windpark Deutschlands rund vierzig Kilometer vor der Halbinsel Rügen in der Ostsee. Dort sollen 69 Windräder rund 350 Megawatt produzieren. Der Genehmigungsantrag soll in den nächsten Wochen gestellt werden, sagt der Sprecher. Die Investitionskosten von rund 900 Millionen Mark lägen derzeit über den Möglichkeiten der Umweltkontor, gesteht der Sprecher. Zur Finanzierung soll deshalb ein Venture-Capital-Fonds aufgelegt werden. Bei welcher Bank, konnte er allerdings nicht sagen. „Wir sind noch in Verhandlungen.“ Sein Vorstandschef Heinrich Lohmann spricht derweil gegenüber der Financial Times Deutschland von hohen Gewinnen, die mit dem Offshore-Park möglich seien. „Wir rechnen mit Einnahmen in Höhe von 180 Millionen Mark jährlich.“
Marktanalysten bewerten die Umweltkontor verhalten positiv. Experten des Bankhauses M.M. Warburg stuften das Unternehmen im schwierigen Umfeld des neuen Marktes am Montag auf Halten. Grund dafür sei unter anderem, dass die Umweltkontor den Einstieg ins europäische Ausland geschafft habe. Zur Zeit unterhält die Firma sieben Niederlassungen in Spanien, der Türkei, Griechenland, Kroatien, Irland und Frankreich. In diesen Ländern sind ähnliche Gesetze wie das deutsche EEG geplant oder bereits beschlossen.
Die Analysten der Murphy&Spitz Umwelt Consult sehen zwar eine Gefahr in den vielen Projekten, die die Umweltkontor gleichzeitig angeht, bestätigen aber, dass die Firma bisher die Fähigkeit bewiesen habe, ein schnelles und hohes Wachstum zu kontrollieren.
An den Handelsplätzen wird das Engagement der seit vergangenem Juli an den Börse notierten Umweltkontor belohnt. Der Kurs fiel zwar nach einem Höchststand von 89 Euro Ende Oktober auf heute rund 55 Euro. Sie steht aber im Vergleich zu anderen Technologiewerten am neuen Markt mit rund 400 Prozent über dem Ausgabekurs von 11,50 Euro noch blendend da.