Zauberformel UMTS. Die MobilCom hofft, dass sich die fuer die Lizenz
bezahlten 16 Mrd. DM moeglichst bald rechnen. Doch so leicht wird das
nicht....
UMTS - WIRKLICH SO SCHNELL, WIRKLICH SO GUT?
UMTS steht fuer "Universal Mobile Telecommunications System" und
stellt die G3, die dritte Generation, im Mobilfunkzeitalter dar. Die
Vorstellung, mit dem Handy Kinotickets zu reservieren, ist damit
bereits laengst überholt. So weit, so gut. Ungefaehr so klingen die
Werbesprueche der UMTS-Betreiber, der Hersteller der Endgeraete und
der Erfinder dieser Technologie:
"Mit einer Datenuebertragungsrate von zwei Megabit pro Sekunde wird es
mit UMTS moeglich sein, Fotos, Plaene, ja selbst Filme voellig
problemlos zu uebertragen. Vorab per Handy Filmtrailer in
Fernseh-Qualitaet anschauen und entscheiden, welchen Streifen man
sehen moechte, wird mit UMTS gang und gebe sein. Im Vergleich zu UMTS
uebertraegt der heutige Mobilfunkstandard GSM Daten mit schlappen 9,6
KBit pro Sekunde. UMTS ist damit mehr als 200-mal schneller als GSM.
Selbst GPRS, das bis Ende 2000 eingefuehrt wird, schafft es mit seinen
maximal erreichbaren 53,6 KBit pro Sekunde gerade mal auf ein
Vierzigstel der UMTS-Geschwindigkeit."
VIEL LANGSAMER ALS ERWARTET?
Nun, wie bei so manchem Verkaufsprospekt duerfte auch hier die
Realitaet anders aussehen, als mancherorts verkuendet wurde. Laut
einer Studie des Londoner Analysehauses Durchlacher Research wird die
dritte Mobilfunkgeneration UMTS diese bislang prognostizierte
Geschwindigkeit von 2 Megabit pro Sekunden nicht einmal annaehernd
erreichen. Viel mehr sei in der Praxis nur eine Uebertragungsrate von
20 bis 40 Kilobit zu erwarten. Zwischen Laborbedingungen und dem
Einsatz im oeffentlichen Mobilfunk-Netz muesse eben strikt
unterschieden werden. Mit dieser Uebertragungsrate waere UMTS kaum
leistungsfaehiger, wenn nicht sogar langsamer, als die GPRS-Technik,
die zur Zeit von vielen Mobilfunkanbietern eingefuehrt wird. Techniker
unterscheiden bei UMTS zwischen drei Uebertragungsgeschwindigkeiten.
Abhaengig von der raeumlichen Lage des Senders bzw. des Empfaengers
werden zwischen 144 KBit/s zu bewegten Fahrzeugen in jedem beliebigen
Gebiet und bis zu 2 MBit/s in der eng umgrenzten Pico-Zelle, die einen
stationaeren Nutzer voraussetzt, moeglich sein. Die gross
angekuendigten multimedialen Moeglichkeiten werde man nur bei
letzterer voll ausschoepfen koennen.
UMTS - FLOP ODER TOP FUER DIE LIZENZNEHMER?
Die Beantwortung dieser Frage wird wohl fuer alle, fuer die
Unternehmen selbst, fuer deren Aktionaere als auch fuer die breite
Oeffentlichkeit, die sich sehr viel von UMTS erwartet, immer
wichtiger. Koennen wir in 2 Jahren tatsaechlich schon am Handy
Spielfilme in Top-Qualitaet ansehen? Die Unternehmen, die Milliarden
und Abermilliarden fuer die Lizenzen weltweit hinblaetterten, sind
nach wie vor davon ueberzeugt, dass UMTS die Goldgrube der Zukunft
ist. Wir glauben eher, dass dahinter auch eine saftige Portion
Zweckoptimismus steckt. Mittlerweile hat sogar ein
Mobilfunkunternehmen selbst, und zwar NTT DoCoMo, die als Pionier des
mobilen Zugangs zum Internet gelten, vor zu grossen Profiterwartungen
bei der UMTS-Technologie gewarnt. Keichi Enoko, der das erfolgreiche
Internet-Angebot von DoCoMo im so genannten "i-Mode" leitet, sagte vor
kurzem der "Financial Times", dass die europaeischen Unternehmen Muehe
haetten, ihre Investitionen in Hoehe von 100 Milliarden Euro fuer die
Mobilfunklizenzen der dritten Generation zu rechtfertigen. Er meint,
UMTS waere nicht zur Uebertragung grosser Datenmengen geeignet. Im
Gegensatz zu den Erwartungen grosser europaeischer Netz-Betreiber sei
es nicht sinnvoll, ganze Videoclips oder Musikstuecke mit dieser
Technik auf das Mobiltelefon zu uebertragen. Japan wird im kommenden
Jahr als erstes Land UMTS-Dienste anbieten. Man werde kleinere
Previews von 10 bis 15 Sekunden anbieten, die Datenuebertragung der
vollstaendigen Stuecke bleibe aber guenstigeren und technisch
ausgereifteren Wegen, wie TV oder PC, ueberlassen.
KAUFEN 71 % KEIN UMTS-HANDY?
Laut einer Umfrage, die der deutsche Mobilfunkanbieter D2 per SMS an
seinen Vertragskunden durchfuehrte, wuenschen sich immerhin satte 40,3
Prozent Videotelefonie, 20,6 Prozent moechten vor allem mobil im
Internet shoppen und 6,3 Prozent freuen sich auf interaktive Spiele.
Paradoxerweise koennte es aber gerade hier fuer MobilCom & Co eng
werden. Nach Ansicht des Beratungsunternehmens Cluster Consulting,
muessten durchschnittliche monatliche Umsaetze von etwa 100 DM je
Nutzer erwirtschaftet werden, um die getaetigten Investitionen, rund
16 Mrd. DM fuer die Lizenz sowie den Ausbau des aufwendigen
UMTS-Netzes, zu amortisieren. Doch wie sich in einer aktuellen
Emnid-Studie herausstellt, sind generell nur 33 Prozent der
18-24-jaehrigen bereit, sich ueberhaupt ein UMTS-faehiges Handy zu
leisten. Nur 55 Prozent davon koennen sich vorstellen, mehr als 100 DM
im Monat fuer UMTS zu berappen. Bei den restlichen
Bevoelkerungsschichten sieht es noch schlimmer aus: Satte 71 Prozent
der Befragten wollen sich "ganz sicher" oder "wahrscheinlich" kein
UMTS-Handy zulegen!
DIE WAHREN GEWINNER VON UMTS
Nichtsdestotrotz wird bereits kraeftig geplant und schoen langsam aber
sicher auch gebaut. Erst vor kurzem erhielt Siemens den ersten
Grossauftrag zur Errichtung eines UMTS-Netzes (gemeinsam mit Ericsson)
von Mannesmann. Siemens konnte mit Mannesmann damit bereits einen sehr
guten Referenzkunden im weltweiten Kampf um die Errichtung der
UMTS-Netze gewinnen. Sieger dieses UMTS-Fiebers werden daher auf alle
Faelle die Ausruester wie Siemens oder Ericcson oder Handyhersteller
wie Nokia sein, deren Produkte auf alle Faelle Abnehmer finden werden.
Seien es die Betreiber der Netze oder die Endkunden. Bis Ende 2003
muss in Deutschland jedenfalls ein Versorgungsgrad von 25 % der
Bevoelkerung erreicht sein, bis Ende 2005 sogar 50 %. Andernfalls
wuerde die Lizenz verfallen. Ein schoenes Geschaeft also fuer die
Ausruester, aber was bringt es jetzt nun wirklich fuer die Betreiber,
fuer die bei UMTS die Grenze zwischen Erfolg und Total-Flop sehr nah
beisammen liegt?
UMTS-FAZIT
Hutchison Whampoa erwartet den Break-Even mit seinem britischen
UMTS-Geschaeft bereits drei Jahre nach dem Start. Wir wollen dieses
hochgesteckte Ziel ernsthaft bezweifeln. Der Start ist bisher fuer
2002 vorgesehen. Nach dieser Berechnung sollten dann die ersten
Gewinne 2005 fliessen. Weitere 10 Jahre spaeter will man 10 Millionen
Nutzer und einen jaehrlichen Umsatz von 5 Milliarden Pfund haben. Nun
ja, wenn man das z.B. mit GSM vergleicht, muss man sagen, dass GSM 10
Jahre nach dem Start gar nicht mehr wirklich existieren wird. GSM
wurde in Mitteleuropa in den Jahren 1993 - 1996 auf breiter Ebene
eingefuehrt. Die Gewinnzone wurde naturgemaess noch wesentlich spaeter
erreicht. Und auch bei UMTS wird es nicht anders sein: Experten
prophezeien bereits fuer das Ende dieses Jahrzehnts die vierte
Mobilfunkgeneration, also kaum 8 Jahre nach dem Start von UMTS...
Copyright by Financial Times Deutschland
Gruß Dampf
bezahlten 16 Mrd. DM moeglichst bald rechnen. Doch so leicht wird das
nicht....
UMTS - WIRKLICH SO SCHNELL, WIRKLICH SO GUT?
UMTS steht fuer "Universal Mobile Telecommunications System" und
stellt die G3, die dritte Generation, im Mobilfunkzeitalter dar. Die
Vorstellung, mit dem Handy Kinotickets zu reservieren, ist damit
bereits laengst überholt. So weit, so gut. Ungefaehr so klingen die
Werbesprueche der UMTS-Betreiber, der Hersteller der Endgeraete und
der Erfinder dieser Technologie:
"Mit einer Datenuebertragungsrate von zwei Megabit pro Sekunde wird es
mit UMTS moeglich sein, Fotos, Plaene, ja selbst Filme voellig
problemlos zu uebertragen. Vorab per Handy Filmtrailer in
Fernseh-Qualitaet anschauen und entscheiden, welchen Streifen man
sehen moechte, wird mit UMTS gang und gebe sein. Im Vergleich zu UMTS
uebertraegt der heutige Mobilfunkstandard GSM Daten mit schlappen 9,6
KBit pro Sekunde. UMTS ist damit mehr als 200-mal schneller als GSM.
Selbst GPRS, das bis Ende 2000 eingefuehrt wird, schafft es mit seinen
maximal erreichbaren 53,6 KBit pro Sekunde gerade mal auf ein
Vierzigstel der UMTS-Geschwindigkeit."
VIEL LANGSAMER ALS ERWARTET?
Nun, wie bei so manchem Verkaufsprospekt duerfte auch hier die
Realitaet anders aussehen, als mancherorts verkuendet wurde. Laut
einer Studie des Londoner Analysehauses Durchlacher Research wird die
dritte Mobilfunkgeneration UMTS diese bislang prognostizierte
Geschwindigkeit von 2 Megabit pro Sekunden nicht einmal annaehernd
erreichen. Viel mehr sei in der Praxis nur eine Uebertragungsrate von
20 bis 40 Kilobit zu erwarten. Zwischen Laborbedingungen und dem
Einsatz im oeffentlichen Mobilfunk-Netz muesse eben strikt
unterschieden werden. Mit dieser Uebertragungsrate waere UMTS kaum
leistungsfaehiger, wenn nicht sogar langsamer, als die GPRS-Technik,
die zur Zeit von vielen Mobilfunkanbietern eingefuehrt wird. Techniker
unterscheiden bei UMTS zwischen drei Uebertragungsgeschwindigkeiten.
Abhaengig von der raeumlichen Lage des Senders bzw. des Empfaengers
werden zwischen 144 KBit/s zu bewegten Fahrzeugen in jedem beliebigen
Gebiet und bis zu 2 MBit/s in der eng umgrenzten Pico-Zelle, die einen
stationaeren Nutzer voraussetzt, moeglich sein. Die gross
angekuendigten multimedialen Moeglichkeiten werde man nur bei
letzterer voll ausschoepfen koennen.
UMTS - FLOP ODER TOP FUER DIE LIZENZNEHMER?
Die Beantwortung dieser Frage wird wohl fuer alle, fuer die
Unternehmen selbst, fuer deren Aktionaere als auch fuer die breite
Oeffentlichkeit, die sich sehr viel von UMTS erwartet, immer
wichtiger. Koennen wir in 2 Jahren tatsaechlich schon am Handy
Spielfilme in Top-Qualitaet ansehen? Die Unternehmen, die Milliarden
und Abermilliarden fuer die Lizenzen weltweit hinblaetterten, sind
nach wie vor davon ueberzeugt, dass UMTS die Goldgrube der Zukunft
ist. Wir glauben eher, dass dahinter auch eine saftige Portion
Zweckoptimismus steckt. Mittlerweile hat sogar ein
Mobilfunkunternehmen selbst, und zwar NTT DoCoMo, die als Pionier des
mobilen Zugangs zum Internet gelten, vor zu grossen Profiterwartungen
bei der UMTS-Technologie gewarnt. Keichi Enoko, der das erfolgreiche
Internet-Angebot von DoCoMo im so genannten "i-Mode" leitet, sagte vor
kurzem der "Financial Times", dass die europaeischen Unternehmen Muehe
haetten, ihre Investitionen in Hoehe von 100 Milliarden Euro fuer die
Mobilfunklizenzen der dritten Generation zu rechtfertigen. Er meint,
UMTS waere nicht zur Uebertragung grosser Datenmengen geeignet. Im
Gegensatz zu den Erwartungen grosser europaeischer Netz-Betreiber sei
es nicht sinnvoll, ganze Videoclips oder Musikstuecke mit dieser
Technik auf das Mobiltelefon zu uebertragen. Japan wird im kommenden
Jahr als erstes Land UMTS-Dienste anbieten. Man werde kleinere
Previews von 10 bis 15 Sekunden anbieten, die Datenuebertragung der
vollstaendigen Stuecke bleibe aber guenstigeren und technisch
ausgereifteren Wegen, wie TV oder PC, ueberlassen.
KAUFEN 71 % KEIN UMTS-HANDY?
Laut einer Umfrage, die der deutsche Mobilfunkanbieter D2 per SMS an
seinen Vertragskunden durchfuehrte, wuenschen sich immerhin satte 40,3
Prozent Videotelefonie, 20,6 Prozent moechten vor allem mobil im
Internet shoppen und 6,3 Prozent freuen sich auf interaktive Spiele.
Paradoxerweise koennte es aber gerade hier fuer MobilCom & Co eng
werden. Nach Ansicht des Beratungsunternehmens Cluster Consulting,
muessten durchschnittliche monatliche Umsaetze von etwa 100 DM je
Nutzer erwirtschaftet werden, um die getaetigten Investitionen, rund
16 Mrd. DM fuer die Lizenz sowie den Ausbau des aufwendigen
UMTS-Netzes, zu amortisieren. Doch wie sich in einer aktuellen
Emnid-Studie herausstellt, sind generell nur 33 Prozent der
18-24-jaehrigen bereit, sich ueberhaupt ein UMTS-faehiges Handy zu
leisten. Nur 55 Prozent davon koennen sich vorstellen, mehr als 100 DM
im Monat fuer UMTS zu berappen. Bei den restlichen
Bevoelkerungsschichten sieht es noch schlimmer aus: Satte 71 Prozent
der Befragten wollen sich "ganz sicher" oder "wahrscheinlich" kein
UMTS-Handy zulegen!
DIE WAHREN GEWINNER VON UMTS
Nichtsdestotrotz wird bereits kraeftig geplant und schoen langsam aber
sicher auch gebaut. Erst vor kurzem erhielt Siemens den ersten
Grossauftrag zur Errichtung eines UMTS-Netzes (gemeinsam mit Ericsson)
von Mannesmann. Siemens konnte mit Mannesmann damit bereits einen sehr
guten Referenzkunden im weltweiten Kampf um die Errichtung der
UMTS-Netze gewinnen. Sieger dieses UMTS-Fiebers werden daher auf alle
Faelle die Ausruester wie Siemens oder Ericcson oder Handyhersteller
wie Nokia sein, deren Produkte auf alle Faelle Abnehmer finden werden.
Seien es die Betreiber der Netze oder die Endkunden. Bis Ende 2003
muss in Deutschland jedenfalls ein Versorgungsgrad von 25 % der
Bevoelkerung erreicht sein, bis Ende 2005 sogar 50 %. Andernfalls
wuerde die Lizenz verfallen. Ein schoenes Geschaeft also fuer die
Ausruester, aber was bringt es jetzt nun wirklich fuer die Betreiber,
fuer die bei UMTS die Grenze zwischen Erfolg und Total-Flop sehr nah
beisammen liegt?
UMTS-FAZIT
Hutchison Whampoa erwartet den Break-Even mit seinem britischen
UMTS-Geschaeft bereits drei Jahre nach dem Start. Wir wollen dieses
hochgesteckte Ziel ernsthaft bezweifeln. Der Start ist bisher fuer
2002 vorgesehen. Nach dieser Berechnung sollten dann die ersten
Gewinne 2005 fliessen. Weitere 10 Jahre spaeter will man 10 Millionen
Nutzer und einen jaehrlichen Umsatz von 5 Milliarden Pfund haben. Nun
ja, wenn man das z.B. mit GSM vergleicht, muss man sagen, dass GSM 10
Jahre nach dem Start gar nicht mehr wirklich existieren wird. GSM
wurde in Mitteleuropa in den Jahren 1993 - 1996 auf breiter Ebene
eingefuehrt. Die Gewinnzone wurde naturgemaess noch wesentlich spaeter
erreicht. Und auch bei UMTS wird es nicht anders sein: Experten
prophezeien bereits fuer das Ende dieses Jahrzehnts die vierte
Mobilfunkgeneration, also kaum 8 Jahre nach dem Start von UMTS...
Copyright by Financial Times Deutschland
Gruß Dampf