UMTS: Mobiles Internet bleibt vorerst eine Vision
Von Ulrike Sosalla, New York
Der größte Anbieter von drahtlosen Web-Zugängen in den USA stellt Betrieb ein - eine Niederlage für die Konkurrenz-Technik. Niederlage für Konkurrenz-Technik zum Mobilfunkstandard UMTS.
Wer jemals davon geträumt hat, lässig in einem der vielen Starbucks-Cafés in den USA zu sitzen und mit seinem Laptop im Internet zu surfen, muss den Traum seit Freitag vorerst begraben. Sang- und klanglos stellte die Firma Mobilestar, die den Auftrag hatte, sämtliche 3000 Starbucks-Cafés des Landes mit drahtlosen Internetzugängen auszurüsten, den Betrieb ein.
Die Pleite von Mobilestar ist nicht nur ein Rückschlag für die mit viel Werbeaufwand verkündeten Starbucks-Pläne, sondern auch für eine der vielversprechendsten Techniken des mobilen Internets: Den Zugang über das so genannte Wireless LAN, ein lokales Netz, das an vielbesuchten Punkten wie Hotels, Flughäfen und eben Cafés einen schnellen Internetzugang bietet, der dem Festnetz in nichts nachsteht. Da der Aufbau dieser Technik wesentlich billiger ist als der von flächendeckenden Mobilfunknetzen nach dem UMTS-Standard, wurde Wireless LAN bereits als Gefahr für den Mobilfunk der nächsten Generation gefeiert.
600 Surfstationen außer Betrieb
Die Gefahr ist seit Freitag deutlich geringer. Denn Mobilestar war im Land mit der bisher größten Verbreitung von Wireless LANs, den USA, der mit Abstand größere von zwei landesweiten Anbietern. Das Ende der Firma setzt in den USA 600 Surfstationen außer Betrieb, allein 500 in Starbucks-Cafés. Der einzige andere landesweite Anbieter Wayport hat nur wenige Hundert Zugangspunkte.
"Wir mussten unseren Betrieb zeitweilig einstellen, bis das Management eine Alternative gefunden hat", umschrieb Mobilestars Technikvorstand Ali Tabassi die Schließung. Er bestätigte, dass das Unternehmen am Donnerstag alle 88 Angestellten entlassen und die Verwaltung an die Diablo Management Group übergeben habe, einen Spezialisten für die Verwertung von Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten. Ein Investor, der Mobilestar aus seinem Zahlungsengpass helfen sollte, war vor wenigen Wochen abgesprungen.
"Das ist ein Schlag für die Idee von drahtlosen Internetzugängen an öffentlichen Orten, außerhalb von Hotels und Flughäfen", urteilt Wai Sing Lee, Analyst des Beratungsunternehmens Frost & Sullivan. "Aber es bedeutet nicht, dass das öffentliche drahtlose Internet tot ist." Lee geht davon aus, dass Starbucks weiterhin versuchen wird, seine Filialen zum Internetsurfen auszurüsten. "Sie könnten die Technik selbst aufbauen, das ist nicht allzu teuer, und sich für den Internetzugang jeweils lokale Anbieter als Partner suchen", beschreibt er ein mögliches Szenario. Starbucks hatte am Freitag in einer knappen Mitteilung gesagt, dass eine kurzzeitige Unterbrechung des Internetzugangs zu erwarten sei, das Unternehmen aber an Alternativen arbeite.
Zwei Seiten der Medaille
Für eine ganz andere Art von mobilen Datenanbietern, die Mobilfunkbetreiber, ist die Mobilestar-Pleite eine gute und schlechte Nachricht zugleich. Denn einerseits schrumpft damit die mögliche Konkurrenz aus den Wireless LAN-Netzen, andererseits dokumentieren die Probleme von Anbietern wie Mobilestar allzu deutlich, wie gering das Interesse an den vergleichsweise teuren mobilen Internetzugängen bei der breiten Masse ist.
Die sechs großen Mobilfunkunternehmen der USA arbeiten derzeit fieberhaft an der Aufrüstung ihrer Netze, um Internetzugänge wenigstens mit der Geschwindigkeit eines herkömmlichen Modems anbieten zu können - eine Technik, die in Deutschland unter dem Kürzel GPRS (General Packet Radio System) bereits seit mehreren Monaten auf dem Markt ist.
Voicestream zielt auf Privatkunden ab
Erst vergangene Woche hatte Voicestream, die US-Mobilfunktochter der Deutschen Telekom, ihr GPRS-Netz landesweit eingeschaltet. Eine Werbekampagne soll in den nächsten Wochen folgen. Voicestream zielt mit seinem Angebot stark auf Privatkunden ab: Die Erklärung des neuen Produkts kommt völlig ohne verwirrende Kürzel wie GPRS oder WAP aus, und der Einstiegstarif mit einem Datenvolumen von einem Megabyte ist nur halb so hoch wie bei der Konzernmutter T-Mobile in Deutschland.
Trotzdem erwarten Branchenkenner einen sehr langsamen Start für die neuen Dienste. "Die Hürden in den USA bleiben hoch, vor allem die parallele Nutzung vieler unterschiedlicher Standards und die lückenhafte Abdeckung", stellt Regina Wang von dem Beratungsunternehmen ARC Group fest. In den kommenden Jahren werde die mobile Datennutzung daher deutlich hinter Europa herhinken.
Eines der größten Hindernisse für jeden Anbieter - sei es ein Mobilfunkunternehmen oder ein Wireless LAN-Betreiber - ist, dass die Geschäftskunden als lukrative Vielnutzer in den USA meist schon einen mobilen E-Mail-Zugang besitzen. Diese Lücke hatte bereits vor zwei Jahren der Nischenanbieter Research in Motion erkannt und ein Gerät entwickelt, mit dem Kunden unterwegs ihre E-Mail abrufen und beantworten können - ein Verkaufsschlager bei Firmenkunden. Eine anderes Kaufargument für mobile Internet-Geräte ist bisher nicht in Sicht.
Von Ulrike Sosalla, New York
Der größte Anbieter von drahtlosen Web-Zugängen in den USA stellt Betrieb ein - eine Niederlage für die Konkurrenz-Technik. Niederlage für Konkurrenz-Technik zum Mobilfunkstandard UMTS.
Wer jemals davon geträumt hat, lässig in einem der vielen Starbucks-Cafés in den USA zu sitzen und mit seinem Laptop im Internet zu surfen, muss den Traum seit Freitag vorerst begraben. Sang- und klanglos stellte die Firma Mobilestar, die den Auftrag hatte, sämtliche 3000 Starbucks-Cafés des Landes mit drahtlosen Internetzugängen auszurüsten, den Betrieb ein.
Die Pleite von Mobilestar ist nicht nur ein Rückschlag für die mit viel Werbeaufwand verkündeten Starbucks-Pläne, sondern auch für eine der vielversprechendsten Techniken des mobilen Internets: Den Zugang über das so genannte Wireless LAN, ein lokales Netz, das an vielbesuchten Punkten wie Hotels, Flughäfen und eben Cafés einen schnellen Internetzugang bietet, der dem Festnetz in nichts nachsteht. Da der Aufbau dieser Technik wesentlich billiger ist als der von flächendeckenden Mobilfunknetzen nach dem UMTS-Standard, wurde Wireless LAN bereits als Gefahr für den Mobilfunk der nächsten Generation gefeiert.
600 Surfstationen außer Betrieb
Die Gefahr ist seit Freitag deutlich geringer. Denn Mobilestar war im Land mit der bisher größten Verbreitung von Wireless LANs, den USA, der mit Abstand größere von zwei landesweiten Anbietern. Das Ende der Firma setzt in den USA 600 Surfstationen außer Betrieb, allein 500 in Starbucks-Cafés. Der einzige andere landesweite Anbieter Wayport hat nur wenige Hundert Zugangspunkte.
"Wir mussten unseren Betrieb zeitweilig einstellen, bis das Management eine Alternative gefunden hat", umschrieb Mobilestars Technikvorstand Ali Tabassi die Schließung. Er bestätigte, dass das Unternehmen am Donnerstag alle 88 Angestellten entlassen und die Verwaltung an die Diablo Management Group übergeben habe, einen Spezialisten für die Verwertung von Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten. Ein Investor, der Mobilestar aus seinem Zahlungsengpass helfen sollte, war vor wenigen Wochen abgesprungen.
"Das ist ein Schlag für die Idee von drahtlosen Internetzugängen an öffentlichen Orten, außerhalb von Hotels und Flughäfen", urteilt Wai Sing Lee, Analyst des Beratungsunternehmens Frost & Sullivan. "Aber es bedeutet nicht, dass das öffentliche drahtlose Internet tot ist." Lee geht davon aus, dass Starbucks weiterhin versuchen wird, seine Filialen zum Internetsurfen auszurüsten. "Sie könnten die Technik selbst aufbauen, das ist nicht allzu teuer, und sich für den Internetzugang jeweils lokale Anbieter als Partner suchen", beschreibt er ein mögliches Szenario. Starbucks hatte am Freitag in einer knappen Mitteilung gesagt, dass eine kurzzeitige Unterbrechung des Internetzugangs zu erwarten sei, das Unternehmen aber an Alternativen arbeite.
Zwei Seiten der Medaille
Für eine ganz andere Art von mobilen Datenanbietern, die Mobilfunkbetreiber, ist die Mobilestar-Pleite eine gute und schlechte Nachricht zugleich. Denn einerseits schrumpft damit die mögliche Konkurrenz aus den Wireless LAN-Netzen, andererseits dokumentieren die Probleme von Anbietern wie Mobilestar allzu deutlich, wie gering das Interesse an den vergleichsweise teuren mobilen Internetzugängen bei der breiten Masse ist.
Die sechs großen Mobilfunkunternehmen der USA arbeiten derzeit fieberhaft an der Aufrüstung ihrer Netze, um Internetzugänge wenigstens mit der Geschwindigkeit eines herkömmlichen Modems anbieten zu können - eine Technik, die in Deutschland unter dem Kürzel GPRS (General Packet Radio System) bereits seit mehreren Monaten auf dem Markt ist.
Voicestream zielt auf Privatkunden ab
Erst vergangene Woche hatte Voicestream, die US-Mobilfunktochter der Deutschen Telekom, ihr GPRS-Netz landesweit eingeschaltet. Eine Werbekampagne soll in den nächsten Wochen folgen. Voicestream zielt mit seinem Angebot stark auf Privatkunden ab: Die Erklärung des neuen Produkts kommt völlig ohne verwirrende Kürzel wie GPRS oder WAP aus, und der Einstiegstarif mit einem Datenvolumen von einem Megabyte ist nur halb so hoch wie bei der Konzernmutter T-Mobile in Deutschland.
Trotzdem erwarten Branchenkenner einen sehr langsamen Start für die neuen Dienste. "Die Hürden in den USA bleiben hoch, vor allem die parallele Nutzung vieler unterschiedlicher Standards und die lückenhafte Abdeckung", stellt Regina Wang von dem Beratungsunternehmen ARC Group fest. In den kommenden Jahren werde die mobile Datennutzung daher deutlich hinter Europa herhinken.
Eines der größten Hindernisse für jeden Anbieter - sei es ein Mobilfunkunternehmen oder ein Wireless LAN-Betreiber - ist, dass die Geschäftskunden als lukrative Vielnutzer in den USA meist schon einen mobilen E-Mail-Zugang besitzen. Diese Lücke hatte bereits vor zwei Jahren der Nischenanbieter Research in Motion erkannt und ein Gerät entwickelt, mit dem Kunden unterwegs ihre E-Mail abrufen und beantworten können - ein Verkaufsschlager bei Firmenkunden. Eine anderes Kaufargument für mobile Internet-Geräte ist bisher nicht in Sicht.