Über den verschwenderischen Konsum der Investment-

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das Zentrum d.:

Über den verschwenderischen Konsum der Investment-

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23.04.01 10:18
Über den verschwenderischen Konsum der Investmentbanker

London, 19. April (Bloomberg) - Tony James und Chuck Ward fühlen sich bloßgestellt. Vor kurzem gaben die Investmentbanker von Credit Suisse First Boston ein Memo an ihre Kollegen heraus, das diese zur Sparsamkeit ermahnte. Doch darüber können viele nur lachen. Denn Investmentbanken sind alles andere als sparsam. Für Geschäftsessen geben sie locker über 10.000 Dollar aus. Auch das Gehalt einer Sekretärin in der Londoner City ist rund 50 Prozent höher als der britische Durchschnitt. Warum? Weil Verschwendung der beste Weg ist, nach oben zu kommen.

Für all jene, die den Anfang der Geschichte verpasst haben, hier die Quintessenz von besagter Mitteilung: Bei CSFB ist Sparen angesagt. Für Geschäftsessen, bei denen der erfolgreiche Abschluss einer Transaktion gefeiert wird, gilt ab sofort ein Limit von 10.000 Dollar. Aber damit nicht genug. Auch die in Acrylglas gefassten Trophäen, mit denen Banker solche Deals gerne für die Ewigkeit festhalten, dürfen nicht mehr als 2.500 Dollar kosten. Nachdem die Internetblase geplatzt ist, brechen für hart arbeitende Banker schwere Zeiten an. Alle müssen den Gürtel enger schnallen. Wer das Büro verlässt, möge doch bitte das Licht hinter sich ausschalten, lautet die Devise.

Das Leben ist hart, vor allem für die Extravaganten und die Verschwender. Kaum schob CSFB den spaßigen Zeiten einen Riegel vor, verlor Bear Stearns Cos. seinen Vorzeigebroker Lee Munson. Er hatte etwas zu freizügig aus dem Nähkästchen geplaudert. "Wer ordentlich Geld verdienen will, hat nur zwei Möglichkeiten: Entweder er wird Drogendealer oder Aktienbroker", erklärte Munson gegenüber dem New York Observer. Dafür musste er gehen, worüber sein ehemaliger Arbeitgeber nicht weiter traurig ist.


Seltsam. Eigentlich müsste eine Investmentbank wie Bear Stearns junge Talente wie Munson, die nicht nur gerne viel Geld ausgeben, sondern auch gerne viel Geld verdienen, bei der Stange halten. Immerhin wusste sich Munson jahrelang gut zu benehmen, blieb schweigsam, sobald Journalisten in der Nähe auftauchten. Er hätte es bis nach ganz oben schaffen können. Und dann das! Was er verbrochen hat? Ganz einfach, er schlug den falschen Ton an.

Diese jüngsten Zwischenfälle werfen eine Reihe von Fragen auf. Erstens: Wo in aller Welt kostet ein Geschäftsessen stolze 10.000 Dollar und was könnte auf dem Menü stehen?

Zweitens: Welcher Deal war so erfolgreich, dass CSFB ihn mit soviel Geld feiern musste? (Hätten es ein paar Schokoladen-Muffins und ein Cappuccino von Starbucks nicht auch getan?)

Die Übernahme von Voicestream Wireless Co. durch Deutsche Telekom AG kann es nicht gewesen sein. Denn mittlerweile proben selbst die als sanftmütig bekannten deutschen Aktionäre den Aufstand. Das könnte Vorstandschef Ron Sommer den Kopf kosten. Auch die Übernahme von Hong Kong Telecom durch Pacific Century Cyberworks - ein Deal, von dem sich Pacific Century bis heute nicht erholt hat - war wohl kaum eine Party für 10.000 Dollar wert. Und der Börsengang von Orange Plc war für France Telecom SA wahrlich kein Fest.

Drittens: Wie kommt es, dass die Big Player an den weltweiten Kapitalmärkten allesamt der Prasserei verfallen sind? In den meisten Branchen gehört es zum guten Ton, die Kosten unter Kontrolle zu haben. Für Banken gilt das nicht. Dort, und nur dort, heißt es Klotzen statt Kleckern.

CSFB und Bear Stearns sorgten für einigen Wirbel. Doch so richtig schockiert waren wohl nur diejenigen, die mit einem Jahresgehalt von 10.000 Dollar auskommen müssen. Wer das Investmentbanking kennt, den dürften solche Zahlen kaum überraschen. Dort sind selbst Ferienjobs hoch dotiert. So verdient ein Student aus Oxford bei einer Investmentbank mehr als ein ausgebildeter Lehrer oder Polizist. Und warum? Darauf weiß niemand so recht eine Antwort. Das Geld ist da und es muss ausgegeben werden, heißt es lapidar.

Aufschluss könnte ein Blick in die Vergangenheit geben. Schon der Ökonom Thorstein Veblen prangerte vor mehr als hundert Jahren in seinem Werk "Die Theorie der feinen Leute" den "augenfälligen Konsum" unserer Gesellschaft an. Veblen war der Ansicht, dass gewisse Verhaltensmuster nicht rational begründet sind, sondern allein dem Wunsch entspringen, anderen zu imponieren.

Das erklärt einiges. Investmentbanker wollen nicht einfach nur Geld zum Fenster hinauswerfen. Ihnen geht es darum zu zeigen, dass sie viel Geld haben. Was zählt, ist der Eindruck der Verschwendung. Nur wer verschwenderisch sein kann, demonstriert, wie wichtig und erfolgreich er ist. Geld regiert die Welt. Da muss es manchmal eben ein Geschäftsessen für 10.000 Dollar sein. Was CSFB angeht, so werden die Mitarbeiter das ermahnende Memo einfach ignorieren. Und auch Munson dürfte seine Karriere nach einer kurzen Atempause fortsetzen
Bronco:

*** sehr guter Artikel ! o.T.

 
23.04.01 10:44
Hörny:

sehr guter Artikel.

 
23.04.01 12:16
einen grünen von mir.

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