Mit der Hoffnung auf eine Wiederholung der EM.TV-Erfolgsstory betritt mit TV-Loonland ein weiterer Medienwert das Börsenparkett. Die Gemeinsamkeiten der beiden Branchenkollegen sind nicht zu übersehen: Neben hochfliegenden Plänen vereint die beiden Unternehmen auch der Firmensitz in Unterföhring bei München sowie die Zusammenarbeit mit dem Kirch-Imperium. Zudem hat der neu engagierte Merchandising-Vorstand von TV-Loonland sein Know-how als Vertriebsleiter bei EM.TV erworben.
Bislang lag der Hauptschwerpunkt des Unternehmens bei der Produktion und Vermarktung von Kinder-Zeichentrickfilmen für den deutschsprachigen Raum und Osteuropa. Die Münchener verfügen über zwei Studios in Ungarn und Korea und produzieren gemeinsam mit Partnern wie Sony-Wonder, Nelvana (Kanada), Svensk Filmindustrie, Canal+ und der Kirchgruppe familienfreundliche Trickfilmserien. Der so entstandene Filmstock umfasst bereits 330 Episoden, 103 davon allein aus dem letzten Jahr. Darunter solche bekannten Serien wie "Babar, der Elefantenkönig", "The Three Friends and Jerry", "Petterson und Findus" sowie "Immer Ärger mit Newton". Letzterer Streifen erzielte 1999 im US-Familienkanal "Fox-Kids" Einschaltquoten von 38 Prozent und war auch in Deutschland sehr erfolgreich.
Ende 1999 haben die Süddeutschen aus der Bibliothek der amerikanischen Sony-Wonder weitere 1.200 Zeichentrick-Episoden erworben. Neben den TV-Vermarktungsrechten wurden erstmals auch die Internetrechte eingekauft. Aufbauend auf diesen Katalog will TV-Loonland Mitte 2000 mit einem Internet-Portal für Kinder online gehen. Hier sollen Besucher Filme und Musik herunterladen, Merchandisingartikel bestellen und in eigenen Foren miteinander chatten können. Darüber hinaus sieht das Unternehmen seine Zukunft im Internet-TV, wo nach Ansicht der Münchener in fünf bis zehn Jahren "die Musik spielen" wird.
Geschäftszahlen
Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte die (noch) kleine Firma einen Umsatz von rund 7 Millionen Euro, nach 2,7 Millionen Euro im Vorjahr. Für das Geschäftsjahr 2000 rechnet der Zeichentrickproduzent mit einer Umsatzsteigerung von rund 140 Prozent auf knapp 17 Millionen Euro. Für das Folgejahr 2001 werden Erlöse von 34 Millionen Euro und für 2002 in Höhe von 61 Millionen Euro angepeilt. Für die nachfolgenden Jahre strebt das Unternehmen jeweils eine Umsatzverdopplung an.
Im Jahr 1999 erzielte das Unternehmen einen Gewinn von 2 Millionen Euro, nach einem Minus von 600.000 Euro im Jahr 1998. Im laufenden Geschäftsjahr 2000 soll ein Gewinn von 3,9 Millionen Euro die Bilanz schmücken. Für 2001 ist ein Plus von 5 Millionen Euro geplant.
Ausblick
Mit dem frischen Geld - 60 bis 70 Millionen Mark - will TV-Loonland vor allem zwei weitere Bibliotheken und neue Serien erwerben. So sind unter anderem eine Spielfilmversion und eine 26 Episoden umfassende Neuauflage des "Heidi"-Stoffes geplant, die gemeinsam mit Kirch realisiert werden soll. Daneben werden das Internet-Portal für Kinder sowie das Internet-TV und der Filmrechtestock mit dem frischem Kapital ausgebaut.
Das Wachstum soll auch durch die Internationalisierung des Vertriebes erfolgen. Durch die Übernahme eines britischen Filmvertriebes will das Unternehmen demnächst auch in London präsent sein.
Emissionsdaten
Die Aktien von TV-Loonland werden vom 15. bis zum 20. März in einer Preisspanne von 22 bis 25 Euro zur Zeichnung angeboten. Das entspräche auf Basis der prognostizierten Gewinne im Jahr 2001 einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 28 bis 32.
Die Offerte umfasst 1,4 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung sowie 127.000 Titel aus dem Besitz der Altaktionäre. Nach dem Börsengang wird der Streubesitz rund 24 Prozent betragen. Die Erstnotiz der Papiere mit der Kennummer 534 840 ist für den 22. März vorgesehen. Das Emissionskonsortium besteht aus der Baden-Württembergischen Bank (Führer), dem Bankhaus Sal.Oppenheim sowie net.IPO.
Bewertung
TV Loonland ist nach EM.TV und RTV die deutsche Nummer 3 unter den Anbietern von Kinderprogrammen. Der Markt mit der "kleinen" Zielgruppe wächst weiter rasant. Hier könnte sich der Börsenneuling zweifelsohne ein Stück vom Kuchen abschneiden: Immerhin verfügt TV-Loonland über einen ansehnlichen Filmstock, der durch Eigenproduktionen weiter aufgestockt werden soll.
Für Kursfantasie sorgt daneben die noch junge Internet-Strategie des Unternehmens. Zudem birgt der Ausbau des Merchandising-Geschäftes und der Einstieg in den Rechtehandel viel Potential, da das Unternehmnen in diesen Geschäftsfeldern erst begonnen hat, die Ertragschancen zu nutzen.
Fazit: Bei TV-Loonland handelt es sich um eine profitabel arbeitende Medienfirma mit einem 2001er KGV von 32. Angesichts dieser moderaten Bewertung bleibt viel Spielraum für Kurssteigerungen. Wir empfehlen die Zeichnung.