Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
zunächst möchte ich mich bei Ihnen für das zahlreiche Feedback bedanken! Ihr Feedback gibt uns immer wieder Anregungen zu neuen Gedankenswegen. Zurzeit taucht häufig die Frage auf, ob unsere beiden Depots auch im kommenden Jahr fortgeführt werden oder eine Neuauflegung geplant ist. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle kurz darauf verweisen, dass beide Depots, das konservative- sowie das Derivate-Depot, im Jahr 2006 fortgeführt werden. Wir werden die Depots nicht zurücksetzen, sondern unverändert unter realen Bedingungen managen.
Das Jahr neigt sich langsam dem Ende zu. Aus diesem Grund möchte ich bereits heute einen kurzen Blick auf das Jahr 2006 werfen. Es wird spannend! Das nächste Börsenjahr wird turbulent verlaufen und wieder einmal die meisten Anleger überraschen!
Nachdem wir bereits in 2004 sehr niedrige Volatilitäten an den Märkten gesehen haben, war die Schwankungsbreite auch in diesem Jahr sehr gering. Langsam macht sich unter den Anlegern wieder eine „Kaufen und liegen lassen“-Mentalität breit. Wird das Jahr 2006 diese Grundsätze komplett über den Haufen werfen?
Beginnen wir im Jahr 2004. Aktien waren im Allgemeinen sehr günstig bewertet. Nachdem die Rallye im Jahr 2003 vielfach als Bärenmarktrallye bezeichnet wurde, herrschte im vergangenen Jahr unverändert eine große Unsicherheit unter den Investoren. Die lange Seitwärtsphase im Jahr 2004 betrachtete die Mehrheit der Anleger kritisch. Zahlreiche Untergangspropheten erlebten weiterhin eine Hochkonjunktur.
Wir wiesen bereits damals auf die günstige Bewertung deutscher Unternehmen und die steigenden Gewinne hin. Im Jahr 2004 verschärfte sich die Situation zudem noch: Während die Aktien fast während des gesamten Jahres seitwärts liefen, stiegen die Gewinne der Aktiengesellschaften stetig an. Dies ließ die KGVs nochmals purzeln. Aktien wurden hierdurch nochmals günstiger.
Für unsere Prognose eines DAX-Standes über 5000 Punkte im Jahr 2005 wurden wir damals heftigst kritisiert und immer wieder auf die „Gefahren“ aufmerksam gemacht. Die Banken siedelten Ihre Prognosen bei 4600/4700 Punkten an. Wie sieht es heute aus? Der Aktienmarkt notiert stolze 25% höher als zu Jahresbeginn. Die 5000-Punkte Marke wurde wie von uns erwartet deutlich überschritten. Gegenüber der damaligen Situation haben sich Aktien mit dem dynamischen Anstieg bereits verteuert, haben aber immer noch eine historisch günstige Bewertung. Meine Frage an die damaligen Bären: Was hat sich gegenüber 2004 verändert, dass viele der damaligen Bären ins Bullenlager gewechselt haben? Die meisten Banken erkannten beispielsweise erst im Sommer die günstige Bewertung des Marktes, nachdem dieser wohlgemerkt bereits einen zweistelligen prozentualen Anstieg nachvollzogen hat.
Was ich hiermit deutlich machen möchte: Die fundamentale Situation hat sich gegenüber 2004 nicht grundlegend verändert. Der Unterschied ist vor allem im Denken der Anleger zu finden. Inzwischen hat sich der Anteil der Bullen gegenüber den Bären um fast 180 Grad gewandelt. Auf Bloomberg nennen einige Analysten sogar vermehrt Kursziele von 6000 Punkten. (Nebenbei: Fundamental ist dieses Niveau durchaus gerechtfertigt!)
Kann der Markt trotz des Optimismus weiter steigen? Ich beschrieb bereits in der vergangenen Woche, dass es einen Punkt gibt, an welchem der Markt in die letzte Phase einer laufenden Rallye übergeht – der Übertreibungsphase! Im Allgemeinen verläuft eine Rallye exponentiell. Anzeichen lassen sich derzeit sehr schön in Japan erkennen. Oder betrachten Sie einfach die Hausse der neunziger Jahre.
Diesmal wird es genauso sein. Das menschliche Handeln wechselt zwischen Angst und Gier. Bald wird wieder die Gier das Handeln der Anleger bestimmen.
Sie wissen, dass wir in der Regel antizyklisch handeln. Immer wenn das Sentiment zu bullish wurde, bauten wir unsere Investitionsquote deutlich ab. Es gibt jedoch eine Ausnahme von dieser Regel: In der Übertreibungsphase ist die Mehrzahl der Anleger bullish und der Markt schießt durch immer neue Käufer trotzdem nach oben.
Diesen Übergang könnten (!) wir derzeit erleben. Sie sehen beispielsweise an der aktuellen Konsolidierung, dass jegliche Rückgänge direkt wieder zum Aufbau neuer Positionen genutzt werden. Das heißt, dass der Markt zurzeit durch die vielen Bullen gestützt wird. Während der steilen Aufwärtsbewegung bot der Markt – wie vielfach von mir erläutert – den unterinvestierten Investoren keine günstige Kaufgelegenheit mehr.
Nun erwarten bereits einige Investoren im Jahr 2006 einen Anstieg bis 6000 Punkte, dennoch rechnet wohl kaum ein Investor damit, dass wir dieses Niveau bereits im Frühjahr ansteuern können. Dies wäre die erste Überraschung. Die zweite Überraschung folgt danach. Nach einem derart starken Anstieg wird das Sentiment kochen. Bei diesem Szenario werden wir im Jahr 2006 um eine große Korrektur oder sogar einen Crash nicht herumkommen. Seien Sie also achtsam!
Dieses Szenario wird insbesondere durch die US-Indices gestützt. Diese tendierten in diesem Jahr überwiegend seitwärts. Eine große Korrekturbewegung bereits zum aktuellen Zeitpunkt ist recht unwahrscheinlich.
Dies ist unser grober Fahrplan. Entscheidend werden jedoch nochmals die kommenden Wochen sein. Mit der Zeit werden wir diesen Fahrplan detaillieren und Anpassungen vornehmen.
Wie in den letzten Wochen beschrieben, sieht das Alternativszenario aufgrund des bullishen Sentiments eine größere Korrekturbewegung bereits zum aktuellen Zeitpunkt vor. Man sollte sich also nicht 100%ig auf das favorisierte Szenario stützen. Es ist sehr schwer den genauen Zeitpunkt des Übergangs in die Übertreibungsphase zu bestimmen – auch wenn es derzeit nicht zu übersehende Anzeichen dafür gibt. Wir bleiben aus diesem Grund investiert, haben aber bereits einige Gewinne gesichert. Im Derivate-Depot haben wir für mögliche Nachkäufe eine sehr hohe Cashquote, profitieren aufgrund des hohen Hebels aber dennoch von einem Hype. Sie umgehen somit dem Risiko von einer Korrektur bösartig überrascht zu werden. Dass diese Strategie funktioniert, sehen Sie an der Performance unserer Depots.
Auch wenn mittelfristig beide Szenarien zunächst deutlich auseinander gehen und wir unsere Depots für beide Szenarien ausrichten müssen, ist eines jedoch recht sicher: Auf Sicht von zwölf Monaten haben wir das Hoch noch nicht gesehen!
Ich wünsche Ihnen weiterhin erfolgreiche Geschäfte!
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Jansen
Chefredakteur, Stockstreet.de
Über ein Feedback würde ich mich sehr freuen: M.Jansen@stockstreet.de
Gruß, hardyman
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