Entgegen den Anfang der Woche geäußerten Erwartungen sollte sich die negative Tendenz auf dem deutschen Aktienmarkt auch am Freitag fortsetzen. Die Vorgaben von den amerikanischen und asiatischen Börsen seien einfach zu schlecht, sagen Beobachter. Helfen könnte dem Markt ein Sinken des Ölpreises im Handel in Singapur und ein positiver Arbeitsmarktbericht aus den Vereinigten Staaten am Nachmittag. Nationale Impulse sind an diesem berichtsarmen Freitag kaum zu erwarten. Experten warnen auch vor vor allzu euphorischen Erwartungen an den Index der Produktion im Produzierenden Gewerbe wie etwa der Annahme, nun sei bereits ein nachhaltiger und spürbarer Aufschwung im Gange. Auch wenn die Daten zum Auftragseingang in der deutschen Industrie im Juni unerwartet gut waren und daher in der zweiten Jahreshälfte eine stärkere Wachstumsdynamik erwarten ließen als bisher angenommen. Zudem seien die Orders im Juni auch durch ungewöhnlich viele Großaufträge nach oben verzerrt.
Rentenmarkt knapp behauptet erwartet
Der Rentenmarkt wird am Freitag knapp behauptet erwartet. Schwächere Vorgaben von amerikanischen Anleihenmarkt sprächen für eine Fortsetzung der vorsichtigen Konsolidierung. Mittlerweile tendiere der Markt auch deutlich nach unten. Helfen könnte indes ein weiteres Ansteigen des Ölpreises und schwächer als erwartete Arbeitsmarktdaten aus den Vereinigten Staaten am Nachmittag, die Umschichtungen in Renten bewirken könnten.
Euro ohne große Veränderung erwartet
Ohne große Veränderungen wir der Euro am Freitag erwartet. Nachdem die Gemeinschaftswährung im amerikanischen Handel am Donnerstag die Marke von 1,24 Dollar zeitweise überschritten hatte, gab sie im frühen Handel in Asien wieder ab und tendiert seit etwa 5:30 Uhr praktisch unverändert. Aktuell notiert der Euro bei 1,2363 Dollar
Anzeichen für eine Erholung der Wirtschaft in der Eurozone stärkten die Währung, weil die Lücke zwischen den Vereinigten Staten und Europa verringert werde, so Junya Tanase, Währungsstratege bei JPMorgan Chase.
Tokios Börse sorgt sich um Japans Innenpolitik
Die Börse in Tokio hat am Freitagvormittag schwächer tendiert. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte notierte zur Handelsmitte ein Minus von 42,23 Punkten oder 0,35 Prozent beim Stand von 11 841,08 Zählern. Der breiter gefasste Topix fiel bis dahin um 6,01 Punkte oder 0,50 Prozent auf 1198,16 Punkte. Händler nannten als Gründe für die Abgaben die Vortagesverluste an der Wall Street sowie das innenpolitische Machtgerangel in Japan.
Am kommenden Montag wird die Abstimmung über ein heftig umstrittenes Gesetz zur Postprivatisierung im Oberhaus des Parlaments erwartet. Ministerpräsident Junichiro Koizumi hat den Gegnern einer Privatisierung im eigenen Lager mit Neuwahlen gedroht, sollten sie zusammen mit der Opposition gegen die Gesetzesvorlage stimmen.
Auslöser für die Verkäufe sei unter anderem der Wunsch, nach dem Erreichen der 12.000-Punkte-Marke Gewinne einzustreichen, sagte Charles Lambert von JP Morgan Securities Asia. „Den Leuten wird eingehämmert: 'Wenn du nicht bei 12.000 verkaufst, wirst du später Verluste machen'”, sagte er. Zu den Verlierern gehörte der Panasonic-Hersteller Matsushita, dessen Aktien im Verlauf um 0,65 Prozent auf 1828 Yen fielen.
Aktien in Hongkong mittags schwächer
Schwächer tendiert die Börse in Hongkong am Freitag zum Ende der ersten Handelshälfte. Der Hang-Seng-Index verliert 0,8 Prozent bzw. 123 Punkte auf 14.988, wobei sich die Verkäufe mit dem Unterschreiten der Unterstützung bei 15.000 Punkten Händlern zufolge verstärkt haben. Daß vornehmlich Gewinnmitnahmen hinter den Verlusten stünden, zeige beispielsweise das Minus von PetroChina von 1,5 Prozent auf sechs Hongkong-Dollar trotz eines steigenden Ölpreises. Zuvor hatte das Papier ein Vierjahreshoch erreicht. Schwache Einzelhandelsdaten einiger amerikanischer Unternehmen vom Vortag schürten zudem Ängste vor einem enttäuschenden Arbeitsmarktbericht am Nachmittag, heißt es weiter.
Gegen die Tendenz gewinnen Shenhua 2,3 Prozent auf 9,05 Hongkong-Dollar, getragen von der erwarteten Aufnahme in den MSCI China Index. HSBC geben nach der Ankündigung einer geplanten Übernahme von Metris im Volumen von 1,59 Milliarden Dollar um 0,3 Prozent auf 127,50 Hongkong-Dollar nach.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Nachbörslich tendierten amerikanische Aktien am Donnerstag unverändert. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator schloß 0,59 Punkte höher bei 1.609,33 Punkten.
Goodyear legten deutlich zu, nachdem das Unternehmen mit seinen Zweitquartalszahlen die Analystenerwartungen übertroffen hatte. Der Kurs stieg um 7,1 Prozent auf 18,70 Dollar. Microsoft legten leicht zu um 0,3 Prozent auf 27,41 Dollar zu, nachdem das Software-Unternehmen die Ernennung von Kevin Turner zum neuen Chief Operating Officer bekannt gegeben hatte.
Pixar gaben nach im Rahmen der zuvor gesenkten Prognosen ausgefallenen Zahlen für das zweite Quartal 0,4 Prozent auf 41,10 Dollar nach. Viacom zeigten sich mit einem Abschlag von 1,4 Pozent auf 33,60 Dollar, obwohl die Ergebnisse für das zweite Quartal über den Prognosen der Analysten lagen. Zudem bestätigte das Unternehmen den Ausblick für 2005.
Öl und Einzelhandelszahlen belasten Wall Street
Belastet von schwachen Daten der amerikanischen Einzelhändler und dem wieder gestiegenen Ölpreis haben die Kurse an Wall Street am Donnerstag mit einer leichteren Tendenz den Handel beendet. Die Anleger hätten allerdings auch positive Quartalszahlen einzelner Unternehmen honoriert.
Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sorgten für keinen Impuls am Markt. Zwar sind diese mit 312.000 etwas niedriger ausgefallen als von Volkswirten erwartet. Da aber die Differenz zum Konsens nur gering war und am Freitag der weitaus wichtigere Arbeitsmarktbericht für den Juli ansteht, reagierte der Markt kaum auf die Daten. Der Ölpreis schloss an der Nymex mit einem Aufschlag von 0,52 Dollar bei 61,38 Dollar. Im Verlauf war der führende September-Kontrakt bis auf 62,10 Dollar gestiegen und lag damit nur noch um 0,40 Dollar unter seinem Rekordhoch vom Mittwoch.
Der Dow-Jones verlor 0,8 Prozent bzw. 87 Punkte auf 10.610 und schloß damit nur knapp über seinem Tagestief von 10.607 Punkten. Der S&P-500 reduzierte sich um 0,7 Prozent bzw. neun Zähler auf 1.236. Der Nasdaq Composite ging mit einem Minus von 1,2 Prozent bzw. 25 Punkten bei 2.191 aus der Sitzung.
Die Einzelhandelsumsätze in den Vereinigten Staaten sind im Juli überwiegend schwach ausgefallen, sagte ein Analyst. ”Dies ist um so verwunderlicher da der Schulbeginn ansteht und dies immer ein Garant für steigende Umsätze ist”, fügte er hinzu. So verloren bei den Einzelhandelswerten Nordstrom 8,2 Prozent auf 33,45 Dollar, AnnTaylor Stores gaben um 3,6 Prozent auf 25,15 Dollar nach und Abercrombie & Fitch verzeichneten ein Minus von 6,7 Prozent auf 65,56 Dollar.
Dagegen verbesserten sich Electronic Data Systems um 8,6 Prozent auf 23,12 Dollar, nachdem die Zahlen für das zweite Quartal über den Erwartungen der Analysten ausgefallen sind. Zudem hat das Unternehmen den Ausblick für das Gesamtjahr 2005 angehoben und rechnet nun mit einem Gewinn je Aktie zwischen 0,50 und 0,60 Dollar. Die Prognose der Analysten lag bislang bei 0,43 Dollar.
Bei den Standardwerten verloren Gillette 1,4 Prozent auf 52,20 Dollar. Der Konzern gab letztmals als eigenständiges Unternehmen Ergebnisse bekannt. Es wurde im zweiten Quartal zwar ein Anstieg des Nettogewinns verzeichnet, doch die Anleger haben Sorgen in Bezug auf die Margen-Entwicklung. Procter & Gamble, die Gillette übernehmen werden, gaben um 1,5 Prozent auf 54,17 Dollar nach. Die Verliererliste im Dow Jones wurde von Home Depot angeführt, die um 2,3 Prozent auf 41, 28 Dollar fielen. Dagegen stemmten sich Microsoft gegen den negativen Trend und legten um weitere 0,3 Prozent auf 27,32 Dollar zu.
Amerikanische Anleihen vor Arbeitsmarktbericht schwächer
Mit einer knapp behaupteten Tendenz haben sich die amerikanischen Anleihen im späten Handel am Donnerstag gezeigt. Die Anleger hätten sich im Vorfeld der Veröfffentlichung der Arbeitsmarktdaten für Juli am Freitag zurückgehalten, so ein Teilnehmer. Die Agenda war am Berichtstag zudem relativ dünn und bot kaum Impulse für den Markt.
Zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,125 Prozent verloren 4/32 auf 98,15 und rentierten mit 4,314 Prozent. Der mit 5,375 Prozent verzinste Longbond mit einer Laufzeit von dreißig Jahren gab 0,075 Punkte auf 112,267 Punkte nach. Seine Rendite stieg auf 4,520 Prozent.
Die am Donnerstag veröffentlichte wöchentliche Zahl der Erstanträge auf Leistungen im Rahmen der Arbeitslosenversicherung ist saisonbereinigt um 1.000 auf 312.000 gefallen. Volkswirte hatten einen Anstieg um 10.000 erwartet. Für die Vorwoche wurden die Daten auf plus 8.000 auf 313.000 (vorläufig: plus 5.000 auf 310.000) revidiert. Den Wert für den gleitenden Vierwochendurchschnitt gab das Arbeitsministerium mit 316.750 (Vorwoche revidiert: 319.000; vorläufig: 318.250) an. Bei den Arbeitsmarktdaten für Juli wird mit einer Zunahme der Beschäftigten außerhalb des Agrarsektors um 180.000 gerechnet. Dies würde im Rahmen der in diesem Jahr vermeldeten Anstiege liegen und keine Abkehr von der Politik der moderaten Zinsanhebungen durch die Notenbank bedeuten, so ein Beobachter.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.