Tria Software (WPK
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Als Tria im Mai des vergangenen Jahres an den Neuen Markt emittierte hielt sich das Interesse der Anleger sehr in Grenzen. Das IPO war zwar überzeichnet und ein kleiner Zeichnungsgewinn stand zu Buche, aber in der Folgezeit pendelte man bei stagnierenden Umsätzen monatelang um den Ausgabepreis herum. Gelegentlich wurde der Wert zwar als einer der günstigsten im NEMAX empfohlen, was aber bestenfalls zu kleinen Kurssprüngen führte, die zudem schnell wieder verebbten.
Im Dezember 1999 kam dann langsam Leben in die Tria Aktie. Die Übernahme eines renommierten IT-Trainingsanbieters wurde von der Börse goutiert, zudem wurde nun absehbar, dass Tria die beim IPO geplanten Geschäftszahlen sogar übertreffen werde.
Mit einer weiteren strategisch sehr wertvollen Kooperation mit Precise wenige Tage später konnte der Seitwärtstrend endgültig nach oben durchbrochen werden. Nach einem kleinen Rückschlag zu Beginn des neuen Jahres startete Tria dann eine Megahausse, die selbst für den Neuen Markt außergewöhnlich war.
Was war passiert?
Die Tria-Unternehmensgruppe beteiligte sich im Zuge einer Kapitalerhöhung vorbörslich an der Interway AG München in Höhe von 30%, was nun bereits die fünfte strategische Beteiligung in fünf Monaten bedeutete. Tria bietet mit der strategischen Beteiligung an Interway künftig den Blue-Chip-Kunden aus Banken, Versicherungen und Telekommunikation auch eine technologieführende E-Commerce-Plattform an. Interway plant ein Umsatzwachstum von ca. 5 Mio. DM im Jahr 2000 auf profitable ca. 200 Mio. DM im Jahr 2004.
Ziel von Interway ist es, binnen der nächsten drei Jahre über 100 digitale Branchen-Marktplätze (z. B. Software, Pharmazie, Internet-TV, Wein & Genussmittel oder Autozubehör) auf Basis der "Presentation Warehouse Technologie" aufzubauen.
200 Mio. Umsatz in 2004? Beteiligung am Technologieführer im Bereich digitaler Marktplätze, sogenannter "Branchen-Kaufhäuser im Internet". Ganz offensichtlich, hier hat sich die Tria 30 Prozent an einer Perle gesichert, die man durchaus mit der gerade akuten Bräuer/Openshop-Story vergleichen kann.
Zwei Wochen später am 4.Februar 2000 dasselbe Bild. Wiederum eine 30 Prozent-Beteiligung, diesmal die 6. in eben 6 Monaten. Objekt der Begierde war diesmal Intelligram, einem Vorreiter für "Mobiltelefon-basierten" E-Commerce (M-Commerce) via SMS (SMS-Nachrichten-Aufkommen: +300% von 1999 auf 2000) und zukünftig auch WAP. Erste Pilotprojekte wurden von Intelligram bei einem Anbieter von Flugreisen, einem Finanz- und einem Expo-2000-Dienstleister bereits gewonnen. Die Börsennotierung von Intelligram ist für das Jahr 2001 vorgesehen.
Neben diesen beiden spektakulären Beteiligungen konnte Tria auch noch erstklassige Unternehmenszahlen für 1999 im Kerngeschäft Consulting & Training ankündigen. Neben der regionalen Expansion im Consulting-Business legte Tria den Startschuß für die angestrebte Marktführerschaft im hochmargigen Trainings-Bereich. Seit dem IPO im Mai 1999 hat sich die Anzahl der Consultingstandorte um 50% auf nunmehr sechs Städte und zu dem existierenden Trainingszentrum in München kamen weitere drei neu hinzu. Das organisch geprägte Umsatzwachstum blieb somit weiterhin deutlich auf Expansion gerichtet, wenngleich sich durch ein eher verhaltenes SAP-Geschäft im zweiten Halbjahr (s.a. Neunmonatsbericht) aufgrund der Jahr-2000-Problematik die Umsätze im Planungskorridor, jedoch nicht über Plan bewegen werden. Nun, das verhaltene SAP-Geschäft, das bekanntlich so vielen SAP-Dienstleistern wie IXOS an der Börse fast das Genick gebrochen hätte, interessiert bei Tria niemanden. Aus der festen Größe im deutschen IT-Markt wird in nahester Zukunft ein ganz wichtiger Player im deutschen Internet und eCommerce-Sektor werden, mit besonderem Augenmerk auf den Business-to-Business Markt (Interway). Durch die Verbindung reinrassiger eCommerce-Firmen wie Intelligram oder Interway wie einem Consulting und IT-Trainingsspezialisten wie Tria ergeben sich unglaublich wertvolle Synergien, weit mehr als in Ansätzen ist hier bereits das Ziel einer allumfassenden "Alles aus einer Hand"-Struktur zu erkennen. Eine Strategie mit der auch andere Unternehmen wie beispielsweise Microsoft auch schon recht beachtliche Erfolge erzielen konnten.
Dazu Tria-Vorstand Bernhard Schmid. "Diese verstärkte Marktposition erweitert unser hochprofitables CrossSelling Potential als IT-One-stop-supplier." Aber auch einen zweiten Satz des Vorstandes sollte man besser nicht überlesen, wenn man über die weitere Entwicklung dieses Wertes nach dem explosionsartigem Anstieg auf fast 100 Euro nachdenkt: "Tria schließt nicht aus, daß ähnliche strategische Optionen in nächster Zeit wahrgenommen werden, wobei die notwendigen Finanzmittel nach wie vor bestehen."
Am vergangenen Mittwoch machte das Unternehmen dann Nägel mit Köpfen, was die strategische Neuausrichtung hin zu eCommerce betrifft. Ihm Rahmen einer Analystenkonferenz wurde die die Gründung der Tria i-products AG als dritte Business-Unit neben dem IT-Projektgeschäft und dem IT-Trainingsbereich bekanntgegeben. Ziel dieser Tochter ist es, die gesamte Wertschöpfungskette der Unternehmen via Web-Technologie zu optimieren. Dazu will Tria verstärkt strategische Kooperationen und vorbörsliche Beteiligungen eingehen und unter dem Tria Internet Partners (TIP) zu einer schlagkräftigen Einheit bündeln. Die Tria-Unternehmensgruppe (Tria Software AG hält 81% der Anteile an der Tria i-products AG) wird einerseits von den hohen Cross-Selling-Effekten zwischen E-Commerce-Produkt-Geschäft profitieren. Andererseits sind für 2001/2 aus heutiger Sicht bis zu 3 Börsengänge von TIP-Mitgliedern geplant. Neben den zu erwartenden positiven Effekten für das klassische Kerngeschäft wurde damit der Grundstein für eine hohe Wertsteigerung im Sinne großer stiller Reserven gelegt.
Fazit
Wir prognostizieren hier eine ähnliche Entwicklung wie sie bei der Neuausrichtung der 1&1-Holding beobachtet werden konnte. Bereits die ersten Beteiligungen lassen die Vision des Managements erkennen, hier einen ganz bedeutenden Internet B2B-Wert der Sonderklasse ins Leben zu rufen. Zudem dürfte das klassiche Beratungs- und Trainingsgeschäft, welches ja bereits jetzt brummt, durch die zu erwartenden Synergien ("alles aus einer Hand"), nochmals einen deutlichen Schub nach vorne erhalten.