Trauerspiel an den Börsen

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Trauerspiel an den Börsen

 
27.09.02 11:04
ie weltweite Baisse an den Aktienmärkten dauert bereits gut 28 Monate, und viele Beobachter stellen sich die Frage: Wie tief können die Kurse noch fallen?
An das Jahr 2002, das lässt sich schon jetzt prognostizieren, werden sich die Börsianer mit Schaudern erinnern. Im Januar herrschte noch allgemeine Zuversicht, das Schlimmste sei vorüber, denn die Baisse dauerte immerhin bereits gut 20 Monate. Kaum jemand hätte damals vermutet, dass das eigentliche Desaster erst noch kommen sollte.

Besonders schlimm hat es deutsche Anleger getroffen: Zwar liegen die wichtigsten Aktienindizes dieser Welt allesamt kräftig im Minus, aber der Dax, der sich seit Jahresbeginn fast halbiert hat, schießt in puncto Kapitalvernichtung den Vogel ab.

Das hat damit zu tun, dass mit Finanztiteln und zyklischen, konjunkturabhängigen Unternehmen zwei Bereiche im Dax besonders stark vertreten sind, die weltweit die empfindlichsten Kursverluste erlitten haben. Das Ausmaß dieser Verluste ist erschreckend. Wer, geschockt durch das Desaster am Neuen Markt, in den vermeintlich sicheren Hafen der deutschen Standardaktien geflohen ist, musste erleben, dass man selbst mit vermeintlich stockkonservativen Titeln wie der Allianz-Aktie innerhalb von neun Monaten zwei Drittel seines Kapitals verlieren kann. Der europäischen Aktienelite erging es kaum besser als der deutschen: Auch im Blue-Chip-Index EuroStoxx 50 finden sich zahlreiche Titel, die seit Jahresbeginn mehr als 50 Prozent Kursverlust erlitten haben.

US-Standardaktien hielten sich zwar ein wenig besser als die europäischen, doch der reine Indexvergleich stellt die Situation positiver dar, als sie aus Sicht eines deutschen Anlegers ist: Die Abwertung des Dollars gegenüber dem Euro sorgte für einen kräftigen Währungsverlust. Noch am besten schnitten einige Emerging Markets, Rohstofftitel und der langjährige Rekordverlierer Japan ab.

Jetzt, da sich der Dax die 3000er-Marke zum ersten Mal seit fast sechs Jahren von unten besieht und der Dow Jones unter 8000 Punkte gefallen ist, stellt sich erst recht die Frage, die alle Marktbeobachter seit Monaten beschäftigt: Wie tief können die Kurse noch fallen, und was muss geschehen, um eine Trendwende einzuleiten?


Zieht man die klassischen, fundamentalen Aktienbewertungskriterien heran, wäre diese Stabilisierung längst fällig. Nur sehr erfahrene Börsianer können sich an Zeiten erinnern, als ein großer Teil der deutschen Standardaktien Kurs-Gewinn-Verhältnisse von weniger als 12 aufwies. Heute trifft dies auf elf der 30 Dax-Aktien zu, und einige Titel, zum Beispiel Commerzbank, HypoVereinsbank oder Bayer werden derzeit sogar zu Kursen gehandelt, die unter dem anteiligen Buchwert liegen.

Auf lange Sicht hat es sich immer bewährt, solche Panikphasen an der Börse zum Einstieg zu nutzen. Kurzfristig aber sind nicht Bilanzzahlen oder Gewinnprognosen für die Kursentwicklung entscheidend, sondern die Emotionen der Anleger. Auch im Juli und im August waren deutsche und europäische Standardtitel nach fundamentalen Bewertungskriterien bereits recht preiswert. Seither sind sie noch ein gutes Stück billiger geworden, und wer damals einstieg, verzeichnet jetzt herbe Verluste.

In von extremen Emotionen wie Gier oder Angst geprägten Börsenphasen versagt die fundamentale Aktienanalyse - zumindest auf kurze Sicht. Ebenso wie viele Titel Ende 1999 und Anfang 2000 in durch nichts gerechtfertigte Kurshöhen gestiegen sind, werden sie jetzt zu Ausverkaufskonditionen verschleudert. Daher kann der allgemeine Kursverfall durchaus noch eine Weile anhalten.

Die Börsengeschichte zeigt, dass nach einer Panikphase erst dann eine nachhaltige Stabilisierung einsetzt, wenn alle negativen Fakten und Zukunftsprognosen eingepreist sind. Das ist dann der Fall, wenn die Börse auf Hiobsbotschaften nicht mehr mit weiteren Verlusten reagiert und positive Nachrichten, seien sie auch noch so unbedeutend, mit Kursanstiegen honoriert. Dieses Stadium haben wir ganz offensichtlich noch nicht erreicht.

In den vergangenen Monaten sah es zwar schon einige Male so aus, als sei es endlich so weit, doch der nächste Rückschlag ließ nie lange auf sich warten. Manchmal bedarf es eines Anstoßes von außen, um an der Börse eine Trendwende einzuleiten. 1991 war es der Golfkrieg, der nach einer monatelangen Baisse infolge der irakischen Invasion in Kuwait das gewinnträchtigste Jahrzehnt der Börsengeschichte einleitete. Eine militärische Eskalation im Nahen Osten könnte diesmal allerdings den gegenteiligen Effekt haben.

In einem von politischer Unsicherheit, schwacher Konjunktur und düsteren Unternehmensnachrichten geprägten Umfeld macht zumindest eine Tatsache Hoffnung: Der September, historisch der schwächste Börsenmonat, geht zu Ende, und der mit Abstand gewinnträchtigste Dreimonatszeitraum (November bis Januar) ist nicht mehr fern. Nach den extremen Kursverlusten seit Jahresbeginn stehen die Chancen auf eine Gegenbewegung nicht schlecht, meinen zumindest die Charttechniker. Bis zum Jahresende sollten sich die Indizes spürbar erholen. Ob es sich dabei um ein Strohfeuer oder um eine Trendwende handelt, wird in erster Linie von der Konjunkturentwicklung abhängen. Erst wenn die Unternehmen wieder mit positiven Überraschungen aufwarten, wird das Trauerspiel vorbei sein. Erste Anzeichen für eine solche Wende könnte das vierte Quartal 2002 liefern.  
Pichel:

müssen deine Texte immer so lang sein? ;-)

 
27.09.02 11:08
estrich:

Zusammenfassung:

 
27.09.02 11:10
Put


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Pichel:

*lol*estrich

 
27.09.02 11:14
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