Das erste Quartal im Börsenjahr 2002 nähert sich seinem Ende. Zeit eine erste Bilanz zu ziehen. Obwohl die jüngst vorgelegten Ergebnisse der Unternehmen den Erwartungen weitgehend entsprochen haben, notieren die führenden US-Technologie-Indizes mit Ausnahme der Chipbranche seit Jahrsbeginn im Minus.
Der Nasdaq Composite Index, das Stimmungsbarometer für die mehr als 4.000 an der Wachstumsbörse gelisteten Hightech-Werte, verbucht per 19. März einen Verlust von 3,8 Prozent bei 1.877,06 Punkten.
Grund für die bislang schwache Performance ist das miserable Abschneiden der Aktien aus dem Internet: Der 50 Werte umfassende Amex Interactive Week Internet Index hat seit Jahresbeginn einen Verlust von 12 Prozent erlitten und notiert aktuell bei 128,38 Zählern. Setzt sich der Preisverfall in der Branche im restlichen Jahr mit dem gleichen Tempo fort, ist selbst der Negativrekord aus dem Jahr 2000 (-51,2 Prozent) in Gefahr.
Mit einem Rückgang um 7,1 Prozent auf 539,30 Punkte tendieren bislang die 16 im Amex Biotech Index zusammengefassten Unternehmen ebenfalls schwach. Der Biotechsektor hatte in 2001 "nur" 8,5 Prozent an Wert eingebüßt und damit zu den best performenden Branchen gehört.
Die führenden Indizes haben sich deutlich von ihren Tiefständen erholt
Der Hauptgrund, weshalb der Nasdaq Composite seine zwischenzeitlich erlittenen Verluste von mehr als 20 Prozent deutlich reduzieren konnte, ist der Chipsektor. Der mit 17 Branchenvertretern bestückte Philadelphia Semiconductor Index verbucht seit Jahresbeginn einen Anstieg von 14,9 Prozent. Alleine im März waren die Index-Werte zwischenzeitlich um 16 Prozent (auf 642 Punkte) gestiegen, bevor Gewinnmitnahmen sie die Marke von 600 Punkte drückten.
Trotz der bislang gebotenen Magerkost darf man nicht vergessen, dass sich sämtliche Indizes im Jahresverlauf deutlich von ihren Tiefständen erholt haben. So lag der Internet-Index noch Ende Februar mit satten 27 Prozent im Minus, beim Biotech-Index waren im gleichen Zeitraum Verluste von 21 Prozent aufgelaufen. Von dieser Warte aus betrachtet können sich die Investoren eigentlich nicht beschweren.
Die führenden Indizes im Vergleich
Index Kurs 19.3. Veränderung Veränderung
Die Top-Gewinner im Chipsektor
Der Erfolg der Halbleitersparte ist in erster Linie auf die starke Kursentwicklung bei den Ausrüsterfirmen zurückzuführen. Die Aktien von Novellus [Nasdaq: NVLS Kurs/Chart ], KLA Tencor [Nasdaq: KLAC Kurs/Chart ] und Applied Materials [Nasdaq: AMAT Kurs/Chart ] verteuerten sich seit dem 1.1. um 35,5 Prozent, 32,9 Prozent bzw. 29,2 Prozent.
Bei Novellus resultiert der Anstieg größtenteils aus den zuletzt drastisch angehobenen Gewinnprognosen für das Geschäftsjahr 2002 von plus 0,01 auf 0,10 Dollar pro Aktie. Für 2003 haben die Finanzprofis die Messlatte ebenfalls angehoben, aktuell kalkulieren sie mit einem Gewinn von 1,21 Dollar. Die Umsätze sollen in den Berichtsperioden 743 Millionen (02e) bzw. 1,2 Milliarden Dollar erreichen. Obwohl sich die Geschäfte bei Novellus zusehends besser entwickeln, sollten die Anleger nicht mehr auf den fahrenden Zug aufspringen. Mit einem KGV von 44 auf Basis der nächstjährigen Gewinne ist der Titel sehr hoch bewertet, das weitere Kurspotenzial begrenzt.
Gleiches gilt für KLA Tencor. Bei prognostizierten Gewinnen von 1,01 bzw. 1,31 Dollar für die Geschäftsjahre 2002/03 (Geschäftsjahresende: Juni) errechnen sich für den Titel heftige KGVs von 65 (02e) bzw. 50 (03e). Erschwerend kommt hinzu, dass die hohe Bewertung des Titels durch das lediglich 30prozentige Gewinnwachstum (02/03e) nicht gedeckt ist. Die Umsätze werden nach Einschätzung der Analysten sogar bei 1,6 Milliarden Dollar stagnieren. Alles in allem nicht der Stoff, aus dem zukünftige Kurshelden geboren werden.
Mit einem 03er- KGV von 39 in diesem Minivergleich günstig bewertet sind die Aktien von Applied Materials. Das bis Ende Oktober laufende Geschäftsjahr 2003 soll dem Konzern einen Gewinn von 1,32 Dollar pro Aktie einbringen, ein Plus gegenüber der aktuellen Periode von 488 Prozent. Auch bei den Umsatzerlösen wird Applied Materials nach Einschätzung der Analysten kräftig wachsen, von 4,7 auf 8,0 Milliarden Dollar (02/03e).
Fazit: Die Gemeinsamkeiten des Trios gehen über die Branchenzugehörigkeit weit hinaus. So befinden sich die Aktien aller drei Firmen in einem intakten Aufwärtstrend, der im Oktober 2001 seinen Ursprung hat und sich Anfang März deutlich beschleunigte. Selbst wenn die Kurse "nur" auf den längerfristigen Oktober-Trend zurückkehrten, bedeutete diese für die Investoren Verluste von 15 Prozent und mehr. Alle Aktien sind unter fundamentalen Gesichtspunkten viel zu teuer, die 03-er KGVs von 44, 50 und 39 weder durch die Geschäfts-, noch durch die Konjunkturerholung zu rechtfertigen.
Die Top-Gewinner im Biotechsektor
Dass sich die Verluste im Amex Biotech Index derzeit lediglich auf rund 7 Prozent summieren und nicht zweistellig sind, liegt an den Schwergewichten Gilead Sciences [Nasdaq: GILD Kurs/Chart ], Chiron [Nasdaq: CHIR Kurs/Chart ] und Amgen [Nasdaq: AMGN Kurs/Chart ]. Die drei Heavy-Weights haben in den letzten zehn Wochen 13,8 Prozent, bzw. 11 und 10,7 Prozent im Kurs zugelegt und damit zumindest teilweise die Reihe an Gewinnwarnungen und anderen negativen Nachrichten aus der Branche aufgefangen.
Gilead Sciences erforscht, entwickelt und vermarktet Medikamente zur Verbesserung der Heilbehandlung lebensgefährlich erkrankter Personen (u.a. Aids). Die Aktien haben zuletzt einen Push erhalten, nachdem der Konzern gemeldet hatte, dass sein Viread-Medikament in zwei Studien die Zahl der Hepatitis B-Viren in bereits mit HIV infizierten Patienten gesenkt hätte. Viread hat seine Zulassung als Aids-Medikament in den Vereinigten Staaten im letzten Oktober erhalten, in Europa erfolgte die Freigabe im Februar.
Aus fundamentaler Sicht erscheinen die Aktien üppig bewertet, für das Geschäftsjahr 2003 erwarten die Analysten einen Gewinn von lediglich 0,46 Dollar – dies entspricht bei einem aktuellen Kurs von 37,40 Dollar einem KGV von 81. Inwieweit die Finanzexperten die Auswirkungen von Viread auf Gilead bereits vorweggenommen haben, ist unklar, deshalb birgt das Papier selbst auf dem hohen Niveau noch Kursfantasie in sich. Charttechnisch stehen die Ampeln ebenfalls auf grün.
Amgen – Trend in Gefahr!
Während viele Firmen heftige Umsatz- und Gewinnwarnungen für das laufende Geschäftsjahr veröffentlicht haben, wird Chiron seinen Überschuss in 2002 gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich um 22 Prozent auf 1,15 Dollar pro Aktie steigern. In 2002 soll der Überschuss auf 1,35 Dollar ansteigen. Die "relative" Kontinuität bei der Gewinnentwicklung – relativ deshalb, weil Chiron Ende Januar für das Gesamtjahr 2001 seine Prognosen leicht reduziert hat – und die gute Marktstellung bei der Entwicklung von Krebsmedikamenten, hat die Anleger zuletzt bei dem Titel zugreifen lassen. Allzu beherzt sollten Nachzügler aber nicht zu Werke gehen, denn billig sind die Titel mit einem 03er-KGV von 36 bei einem Gewinnwachstum 02/03 von 17 Prozent nicht.
Deutlich vorsichtiger als bei Chiron sollten die Investoren beim Biotech-Dampfer Amgen sein. Der 65-Milliarden-Dollar-Koloss hat in den letzten Wochen kräftig an Fahrt gewonnen, alleine seit Ende Februar rund 17 Prozent im Kurs zugelegt. Der Knackpunkt bei Amgen: Die Titel befinden sich seit 21 (!) Monaten im Abwärtstrend, der in den letzten zwölf Monaten dreimal getestet wurde – jedes Mal endete der Breakversuch mit einem Rückschlag.
Die Trendlinie verläuft derzeit bei rund 67 Dollar. Sollte der Sprung über diese wichtige Chartmarke erneut misslingen, könnten die Aktien kurzfristig unter Druck geraten. Fundamental erscheinen die Aktien mit KGVs von 44 (02e) und 35 (03e) zwar ausreichend bewertet, überteuert sind sie wegen der exzellenten Marktstellung des Biotech-Riesen aber nicht.
Die Top-Gewinner im Internet
Das Internet leidet im ersten Quartal vor allem unter der anhaltenden Kursschwäche des Medienkonzerns AOL Time Warner [NYSE: AOL Kurs/Chart ], aber auch der Telekomriese Qwest [NYSE: Q Kurs/Chart ] und das Glasfaserunternehmen CIENA [Nasdaq: CIEN Kurs/Chart ] halten den Index am Boden. Wegen der hohen Indexgewichtung der genannten Firmen können Kursgewinne bei anderen Index-Unternehmen den Schaden zwar begrenzen, mehr aber auch nicht.
Einer der Top-Shots im Amex Interactive Week Internet Index im ersten Quartal ist der Entwickler von Anti-Viren-Software Symantec [Nasdaq: SYMC Kurs/Chart ]. Die Schäden, die Viren in Firmennetzwerken anrichten können, stehen in keinem Verhältnis zu den Kosten für die Programme und so hat Symantec trotz der Wirtschaftsflaute satt verdient. Im dritten Quartal (bis Ende Dezember) erzielte die Firma einen Gewinn von 0,39 Dollar pro Aktie und übertraf die Prognosen damit um 0,04 Dollar. Im Geschäftsjahr 01/02 wird der Konzern voraussichtlich 1,24 Dollar Gewinn pro Aktie erlösen, im Jahr darauf sollen es 1,42 Dollar sein.
Mit Jahresumsätzen jenseits der Milliarden-Dollar-Grenze ist das Unternehmen der Marktführer bei Anti-Viren-Programmen. Das rechtfertigt auch die etwas üppige Bewertung der Titel, die für das laufende Geschäftsjahr ein KGV von 33 und für das darauffolgende eines von 30 aufweisen. Charttechnisch sind die Aktien ein echter Leckerbissen: So notiert Symantec bei 42 Dollar nur marginal unter dem Allzeithoch. Die Konsolidierung nach der letzten Kursrallye scheint beendet zu sein und eröffnet dem Titel weiteres Potenzial.
Keineswegs überraschend ist, dass auch der eTailer Amazon.com [Nasdaq: AMZN Kurs/Chart ] in die Kategorie der Gipfelstürmer fällt. Um rund 40 Prozent ist der Kurs seit Jahresbeginn gestiegen, vor der jüngsten Korrektur im Internet waren es sogar 70 Prozent. Wir hatten bereits mehrfach auf das Potenzial der Titel hingewiesen. Das Unternehmen hat alles richtig gemacht: Tolles Weihnachtsgeschäft, erster Gewinn in der Firmengeschichte – auch die sporadisch aufkommenden Pleitegerüchte sind vom Tisch.
Nicht blind zugreifen!
Trotzdem sollte man nicht blind zugreifen. Die Aktien befinden sich seit Oktober in einem steilen Aufwärtstrend und nähern sich der Marke von 18 Dollar, ein kräftiger Widerstand aus dem Vorjahr, der wohl nicht beim ersten Versuch geknackt wird. Investoren sollten einen möglichen Abpraller und die darauf folgende Korrektur abwarten und erst danach zugreifen. Fundamental ist Amazon.com nicht gerade günstig, die Firma wird mit dem 1,5fachen ihrer für das nächste Geschäftsjahr prognostizierten Umsätze von 3,6 Milliarden Dollar gehandelt. Allerdings rechtfertigt die monopolartige Stellung im Internet selbst ein Aufgeld in dieser Höhe.
Last but not least haben sich auch die Aktien des Gesundheitsportals WebMD [Nasdaq: HLTH Kurs/Chart ] verglichen mit der Benchmark exzellent entwickelt. Seit dem 1.1. haben die Titel um rund 18 Prozent auf 8,50 Dollar zugelegt. Durch eine Reihe von Zukäufen hat sich WebMD in den letzten 36 Monaten zum Marktführer bei den
Gesundheitsportalen emporgearbeitet. Die kostenfreien und kostenpflichtigen Produkte der Firma richten sich sowohl an Mediziner, als auch an Endkunden.
Während die Firma in 2001 noch einen Verlust von 0,24 Dollar/Aktie erwirtschaftete, soll im laufenden Geschäftsjahr (bis Dezember) ein Gewinn von 0,13 Dollar anfallen. Für 2003 prognostizieren die Analysten bereits einen Überschuss von 0,33 Dollar pro Anteilsschein. Die Verkaufserlöse sollen in dieser Periode von 769 auf 887 Millionen Dollar anziehen. Die Titel befinden sich aktuell in einem intakten Aufwärtstrend, der wegen der moderaten Bewertung der Titel – das 03er-KGV von 25 geht für ein Internetunternehmen durchaus in Ordnung – nicht in akute Gefahr geraten sollte.
19.03.2002 www.stock-world.de
Der Nasdaq Composite Index, das Stimmungsbarometer für die mehr als 4.000 an der Wachstumsbörse gelisteten Hightech-Werte, verbucht per 19. März einen Verlust von 3,8 Prozent bei 1.877,06 Punkten.
Grund für die bislang schwache Performance ist das miserable Abschneiden der Aktien aus dem Internet: Der 50 Werte umfassende Amex Interactive Week Internet Index hat seit Jahresbeginn einen Verlust von 12 Prozent erlitten und notiert aktuell bei 128,38 Zählern. Setzt sich der Preisverfall in der Branche im restlichen Jahr mit dem gleichen Tempo fort, ist selbst der Negativrekord aus dem Jahr 2000 (-51,2 Prozent) in Gefahr.
Mit einem Rückgang um 7,1 Prozent auf 539,30 Punkte tendieren bislang die 16 im Amex Biotech Index zusammengefassten Unternehmen ebenfalls schwach. Der Biotechsektor hatte in 2001 "nur" 8,5 Prozent an Wert eingebüßt und damit zu den best performenden Branchen gehört.
Die führenden Indizes haben sich deutlich von ihren Tiefständen erholt
Der Hauptgrund, weshalb der Nasdaq Composite seine zwischenzeitlich erlittenen Verluste von mehr als 20 Prozent deutlich reduzieren konnte, ist der Chipsektor. Der mit 17 Branchenvertretern bestückte Philadelphia Semiconductor Index verbucht seit Jahresbeginn einen Anstieg von 14,9 Prozent. Alleine im März waren die Index-Werte zwischenzeitlich um 16 Prozent (auf 642 Punkte) gestiegen, bevor Gewinnmitnahmen sie die Marke von 600 Punkte drückten.
Trotz der bislang gebotenen Magerkost darf man nicht vergessen, dass sich sämtliche Indizes im Jahresverlauf deutlich von ihren Tiefständen erholt haben. So lag der Internet-Index noch Ende Februar mit satten 27 Prozent im Minus, beim Biotech-Index waren im gleichen Zeitraum Verluste von 21 Prozent aufgelaufen. Von dieser Warte aus betrachtet können sich die Investoren eigentlich nicht beschweren.
Die führenden Indizes im Vergleich
Index Kurs 19.3. Veränderung Veränderung
seit 1.1. 2001
Nasdaq Composite 1.877,06 -3,8 % -21,1 %
Halbleiter 600,12 +14,9 % -9,4 %
Biotech (AMEX) 539,30 -7,1 % -8,5 %
Internet 128,38 -12,0 % -47,8 %
Die Top-Gewinner im Chipsektor
Der Erfolg der Halbleitersparte ist in erster Linie auf die starke Kursentwicklung bei den Ausrüsterfirmen zurückzuführen. Die Aktien von Novellus [Nasdaq: NVLS Kurs/Chart ], KLA Tencor [Nasdaq: KLAC Kurs/Chart ] und Applied Materials [Nasdaq: AMAT Kurs/Chart ] verteuerten sich seit dem 1.1. um 35,5 Prozent, 32,9 Prozent bzw. 29,2 Prozent.
Bei Novellus resultiert der Anstieg größtenteils aus den zuletzt drastisch angehobenen Gewinnprognosen für das Geschäftsjahr 2002 von plus 0,01 auf 0,10 Dollar pro Aktie. Für 2003 haben die Finanzprofis die Messlatte ebenfalls angehoben, aktuell kalkulieren sie mit einem Gewinn von 1,21 Dollar. Die Umsätze sollen in den Berichtsperioden 743 Millionen (02e) bzw. 1,2 Milliarden Dollar erreichen. Obwohl sich die Geschäfte bei Novellus zusehends besser entwickeln, sollten die Anleger nicht mehr auf den fahrenden Zug aufspringen. Mit einem KGV von 44 auf Basis der nächstjährigen Gewinne ist der Titel sehr hoch bewertet, das weitere Kurspotenzial begrenzt.
Gleiches gilt für KLA Tencor. Bei prognostizierten Gewinnen von 1,01 bzw. 1,31 Dollar für die Geschäftsjahre 2002/03 (Geschäftsjahresende: Juni) errechnen sich für den Titel heftige KGVs von 65 (02e) bzw. 50 (03e). Erschwerend kommt hinzu, dass die hohe Bewertung des Titels durch das lediglich 30prozentige Gewinnwachstum (02/03e) nicht gedeckt ist. Die Umsätze werden nach Einschätzung der Analysten sogar bei 1,6 Milliarden Dollar stagnieren. Alles in allem nicht der Stoff, aus dem zukünftige Kurshelden geboren werden.
Mit einem 03er- KGV von 39 in diesem Minivergleich günstig bewertet sind die Aktien von Applied Materials. Das bis Ende Oktober laufende Geschäftsjahr 2003 soll dem Konzern einen Gewinn von 1,32 Dollar pro Aktie einbringen, ein Plus gegenüber der aktuellen Periode von 488 Prozent. Auch bei den Umsatzerlösen wird Applied Materials nach Einschätzung der Analysten kräftig wachsen, von 4,7 auf 8,0 Milliarden Dollar (02/03e).
Fazit: Die Gemeinsamkeiten des Trios gehen über die Branchenzugehörigkeit weit hinaus. So befinden sich die Aktien aller drei Firmen in einem intakten Aufwärtstrend, der im Oktober 2001 seinen Ursprung hat und sich Anfang März deutlich beschleunigte. Selbst wenn die Kurse "nur" auf den längerfristigen Oktober-Trend zurückkehrten, bedeutete diese für die Investoren Verluste von 15 Prozent und mehr. Alle Aktien sind unter fundamentalen Gesichtspunkten viel zu teuer, die 03-er KGVs von 44, 50 und 39 weder durch die Geschäfts-, noch durch die Konjunkturerholung zu rechtfertigen.
Die Top-Gewinner im Biotechsektor
Dass sich die Verluste im Amex Biotech Index derzeit lediglich auf rund 7 Prozent summieren und nicht zweistellig sind, liegt an den Schwergewichten Gilead Sciences [Nasdaq: GILD Kurs/Chart ], Chiron [Nasdaq: CHIR Kurs/Chart ] und Amgen [Nasdaq: AMGN Kurs/Chart ]. Die drei Heavy-Weights haben in den letzten zehn Wochen 13,8 Prozent, bzw. 11 und 10,7 Prozent im Kurs zugelegt und damit zumindest teilweise die Reihe an Gewinnwarnungen und anderen negativen Nachrichten aus der Branche aufgefangen.
Gilead Sciences erforscht, entwickelt und vermarktet Medikamente zur Verbesserung der Heilbehandlung lebensgefährlich erkrankter Personen (u.a. Aids). Die Aktien haben zuletzt einen Push erhalten, nachdem der Konzern gemeldet hatte, dass sein Viread-Medikament in zwei Studien die Zahl der Hepatitis B-Viren in bereits mit HIV infizierten Patienten gesenkt hätte. Viread hat seine Zulassung als Aids-Medikament in den Vereinigten Staaten im letzten Oktober erhalten, in Europa erfolgte die Freigabe im Februar.
Aus fundamentaler Sicht erscheinen die Aktien üppig bewertet, für das Geschäftsjahr 2003 erwarten die Analysten einen Gewinn von lediglich 0,46 Dollar – dies entspricht bei einem aktuellen Kurs von 37,40 Dollar einem KGV von 81. Inwieweit die Finanzexperten die Auswirkungen von Viread auf Gilead bereits vorweggenommen haben, ist unklar, deshalb birgt das Papier selbst auf dem hohen Niveau noch Kursfantasie in sich. Charttechnisch stehen die Ampeln ebenfalls auf grün.
Amgen – Trend in Gefahr!
Während viele Firmen heftige Umsatz- und Gewinnwarnungen für das laufende Geschäftsjahr veröffentlicht haben, wird Chiron seinen Überschuss in 2002 gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich um 22 Prozent auf 1,15 Dollar pro Aktie steigern. In 2002 soll der Überschuss auf 1,35 Dollar ansteigen. Die "relative" Kontinuität bei der Gewinnentwicklung – relativ deshalb, weil Chiron Ende Januar für das Gesamtjahr 2001 seine Prognosen leicht reduziert hat – und die gute Marktstellung bei der Entwicklung von Krebsmedikamenten, hat die Anleger zuletzt bei dem Titel zugreifen lassen. Allzu beherzt sollten Nachzügler aber nicht zu Werke gehen, denn billig sind die Titel mit einem 03er-KGV von 36 bei einem Gewinnwachstum 02/03 von 17 Prozent nicht.
Deutlich vorsichtiger als bei Chiron sollten die Investoren beim Biotech-Dampfer Amgen sein. Der 65-Milliarden-Dollar-Koloss hat in den letzten Wochen kräftig an Fahrt gewonnen, alleine seit Ende Februar rund 17 Prozent im Kurs zugelegt. Der Knackpunkt bei Amgen: Die Titel befinden sich seit 21 (!) Monaten im Abwärtstrend, der in den letzten zwölf Monaten dreimal getestet wurde – jedes Mal endete der Breakversuch mit einem Rückschlag.
Die Trendlinie verläuft derzeit bei rund 67 Dollar. Sollte der Sprung über diese wichtige Chartmarke erneut misslingen, könnten die Aktien kurzfristig unter Druck geraten. Fundamental erscheinen die Aktien mit KGVs von 44 (02e) und 35 (03e) zwar ausreichend bewertet, überteuert sind sie wegen der exzellenten Marktstellung des Biotech-Riesen aber nicht.
Die Top-Gewinner im Internet
Das Internet leidet im ersten Quartal vor allem unter der anhaltenden Kursschwäche des Medienkonzerns AOL Time Warner [NYSE: AOL Kurs/Chart ], aber auch der Telekomriese Qwest [NYSE: Q Kurs/Chart ] und das Glasfaserunternehmen CIENA [Nasdaq: CIEN Kurs/Chart ] halten den Index am Boden. Wegen der hohen Indexgewichtung der genannten Firmen können Kursgewinne bei anderen Index-Unternehmen den Schaden zwar begrenzen, mehr aber auch nicht.
Einer der Top-Shots im Amex Interactive Week Internet Index im ersten Quartal ist der Entwickler von Anti-Viren-Software Symantec [Nasdaq: SYMC Kurs/Chart ]. Die Schäden, die Viren in Firmennetzwerken anrichten können, stehen in keinem Verhältnis zu den Kosten für die Programme und so hat Symantec trotz der Wirtschaftsflaute satt verdient. Im dritten Quartal (bis Ende Dezember) erzielte die Firma einen Gewinn von 0,39 Dollar pro Aktie und übertraf die Prognosen damit um 0,04 Dollar. Im Geschäftsjahr 01/02 wird der Konzern voraussichtlich 1,24 Dollar Gewinn pro Aktie erlösen, im Jahr darauf sollen es 1,42 Dollar sein.
Mit Jahresumsätzen jenseits der Milliarden-Dollar-Grenze ist das Unternehmen der Marktführer bei Anti-Viren-Programmen. Das rechtfertigt auch die etwas üppige Bewertung der Titel, die für das laufende Geschäftsjahr ein KGV von 33 und für das darauffolgende eines von 30 aufweisen. Charttechnisch sind die Aktien ein echter Leckerbissen: So notiert Symantec bei 42 Dollar nur marginal unter dem Allzeithoch. Die Konsolidierung nach der letzten Kursrallye scheint beendet zu sein und eröffnet dem Titel weiteres Potenzial.
Keineswegs überraschend ist, dass auch der eTailer Amazon.com [Nasdaq: AMZN Kurs/Chart ] in die Kategorie der Gipfelstürmer fällt. Um rund 40 Prozent ist der Kurs seit Jahresbeginn gestiegen, vor der jüngsten Korrektur im Internet waren es sogar 70 Prozent. Wir hatten bereits mehrfach auf das Potenzial der Titel hingewiesen. Das Unternehmen hat alles richtig gemacht: Tolles Weihnachtsgeschäft, erster Gewinn in der Firmengeschichte – auch die sporadisch aufkommenden Pleitegerüchte sind vom Tisch.
Nicht blind zugreifen!
Trotzdem sollte man nicht blind zugreifen. Die Aktien befinden sich seit Oktober in einem steilen Aufwärtstrend und nähern sich der Marke von 18 Dollar, ein kräftiger Widerstand aus dem Vorjahr, der wohl nicht beim ersten Versuch geknackt wird. Investoren sollten einen möglichen Abpraller und die darauf folgende Korrektur abwarten und erst danach zugreifen. Fundamental ist Amazon.com nicht gerade günstig, die Firma wird mit dem 1,5fachen ihrer für das nächste Geschäftsjahr prognostizierten Umsätze von 3,6 Milliarden Dollar gehandelt. Allerdings rechtfertigt die monopolartige Stellung im Internet selbst ein Aufgeld in dieser Höhe.
Last but not least haben sich auch die Aktien des Gesundheitsportals WebMD [Nasdaq: HLTH Kurs/Chart ] verglichen mit der Benchmark exzellent entwickelt. Seit dem 1.1. haben die Titel um rund 18 Prozent auf 8,50 Dollar zugelegt. Durch eine Reihe von Zukäufen hat sich WebMD in den letzten 36 Monaten zum Marktführer bei den
Gesundheitsportalen emporgearbeitet. Die kostenfreien und kostenpflichtigen Produkte der Firma richten sich sowohl an Mediziner, als auch an Endkunden.
Während die Firma in 2001 noch einen Verlust von 0,24 Dollar/Aktie erwirtschaftete, soll im laufenden Geschäftsjahr (bis Dezember) ein Gewinn von 0,13 Dollar anfallen. Für 2003 prognostizieren die Analysten bereits einen Überschuss von 0,33 Dollar pro Anteilsschein. Die Verkaufserlöse sollen in dieser Periode von 769 auf 887 Millionen Dollar anziehen. Die Titel befinden sich aktuell in einem intakten Aufwärtstrend, der wegen der moderaten Bewertung der Titel – das 03er-KGV von 25 geht für ein Internetunternehmen durchaus in Ordnung – nicht in akute Gefahr geraten sollte.
19.03.2002 www.stock-world.de