03.05.20, 15:28 | Von Dow Jones News
Finanzieller Spielraum bei Thyssen "weitaus geringer als angenommen" - Zeitung
FRANKFURT (Dow Jones) - Mit dem Milliardenerlös aus dem Verkauf der Aufzugsparte wollte sich Thyssen-Krupp sanieren - doch die Coronakrise zwingt Vorstandschefin Martina Merz zu einer Neubewertung der Strategie. "Mittelfristig werden die Corona-bedingten Liquiditätsabflüsse aller Voraussicht nach dazu führen, dass der finanzielle Spielraum aus dem Verkauf des Aufzuggeschäfts weitaus geringer als ursprünglich angenommen sein wird", zitiert das Handelsblatt aus einem Brief des Vorstands an die Mitarbeiter vom vergangenen Donnerstag, der der Zeitung vorliegt. "Wir bereiten Lösungswege dafür vor."
Die Presseabteilung des Unternehmens war am Sonntag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Ursprünglich hatte Merz den Ruhrkonzern mit den erwarteten Einnahmen von 17,2 Milliarden Euro entschulden und restrukturieren wollen. Doch weil die Nachfrage in zahlreichen Geschäftsbereichen in den vergangenen Wochen rapide eingebrochen ist, rechnet Thyssen-Krupp in diesem Jahr mit deutlich höheren Kapitalabflüssen als zunächst veranschlagt. Die Prognose für das laufende Jahr, die einen negativen Cashflow vor Verkäufen und Übernahmen von deutlich über einer Milliarde Euro vorgesehen hatte, wurde wegen der Coronakrise schon im März kassiert. Um Liquiditätsengpässe bis zum Abschluss des Elevator-Deals zu überbrücken, hatte sich Thyssen-Krupp vor wenigen Tagen ein Darlehen über eine Milliarde Euro bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gesichert.
Noch in diesem Monat wolle Merz ihre Strategie nach dem abgeschlossenen Verkauf der Aufzugsparte konkretisieren, schreibt die Zeitung. Bislang sehe der Plan eine größere Eigenständigkeit für die verbleibenden Geschäfte sowie den Abbau von mindestens 6.000 Stellen vor. "Zur weiteren Ausgestaltung der Strategie und vor allem für die konkrete Umsetzung werden wir die Auswirkungen der Corona-Krise weiterhin kontinuierlich analysieren, bewerten und unsere Planungen entsprechend aktualisieren", zitiert das Handelsblatt weiter aus dem Mitarbeiterbrief.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com DJG/cln
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc. / Quelle: Guidants News news.guidants.com