Enron-Chef Kenneth Lay tritt ab
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'Kenny Boy' (o.l.) und die Regierungsfreunde
Die größte Firmenpleite in der US-Geschichte kostet den Chef des bankrotten Energiekonzerns Enron den Job. Kenneth Lay gab am Mittwoch seinen Abgang von der Firmenspitze bekannt. "Dies war eine Entscheidung, die der Vorstand und ich in Übereinstimmung mit dem Gläubigerausschuss getroffen haben", hieß es in einer Erklärung. Die Ermittlungen der Behörden würden ihm zu wenig Zeit für die Umstrukturierung und Führung des Unternehmens lassen, teilte der 59-Jährige mit, der aber im Aufsichtsrat bleiben will. Er stand mit Ausnahme einer kurzen Frist im vergangenen Jahr seit Februar 1986 an der Spitze von Enron. Wer Lay als Vorstandsvorsitzender des einst siebtgrößten US-Unternehmens folgen soll, wurde zunächst nicht bekannt gegeben.
Schulden wurden nicht in Bilanz gezeigt
"Ich will Enron überleben sehen, und dafür brauchen wir jemanden an der Spitze, der sich 100-prozentig auf die Anstrengungen zur Umstrukturierung der Firma konzentrieren kann", hieß es in Lays Erklärung weiter. Nach gescheiterten Übernahmeverhandlungen mit Dynegy hatte Enron am 2. Dezember Konkurs angemeldet. Der Energiehandelskonzern ist in die bisher größte Firmenpleite der US-Geschichte verwickelt. Er steht im Verdacht, Aktionären und Angestellten die schwierige Lage verschwiegen zu haben. Unter Beschuss geriet auch die Wirtschaftsprüfungsfirma Arthur Andersen, weil sie nicht rechtzeitig Alarm geschlagen hat. Andersen-Angestellte sollen ebenfalls Akten vernichtet haben. Im November vergangenen Jahres räumte das texanische Unternehmen ein, dass der Gewinn in den vergangenen vier Jahren um rund 20 Prozent zu hoch angegeben worden war und ein Großteil der Schulden von 15 Milliarden Dollar (17,04 Milliarden Euro) nicht in den Bilanzen ausgewiesen wurde.
FBI hat Ermittlungen aufgenommen
Das Bundeskriminalamt FBI untersucht Beschuldigungen, dass noch bis Mitte Januar in der Buchhaltung des Unternehmens Dokumente vernichtet worden sind. Nach Presseberichten vom Mittwoch untersuchten sie Räume in der Enron-Zentrale in Houston und nahmen eine Mülltonne voller zerkleinerter Papiere mit. Nach Aussagen von drei früheren Beschäftigten sollen in der Enron-Buchhaltung Papiere über umstrittene Partnerschaften in den Schredder gewandert sein. Mit Hilfe dieser Firmen wurde den Beschuldigungen zufolge die wahre Lage des Konzerns verborgen. Die Aktenvernichtung hat angeblich vor Beginn einer Überprüfung begonnen und bis zu ihrem Ausscheiden Mitte Januar angedauert, sagte eine Mitarbeiterin. Ein Anwalt Enrons betonte, dass der Konzernseine Mitarbeiter im Oktober ausdrücklich aufgefordert hat, alle Dokumente aufzubewahren. Justiz- und Arbeitsministerium haben ebenfalls Untersuchungen eingeleitet.