Telefonzellen haben trotz Handys Zukunft

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Telefonzellen haben trotz Handys Zukunft

 
11.02.02 18:42
Mit Duftspray, moderner Technik und einem attraktiven Äußeren finden Telefonzellen trotz Handy-Booms nach wie vor ihre Kundschaft. Postgelb sind dabei kaum noch welche. In das dominierende Magenta der Telekom mischen sich seit der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes zunehmend andere Farbtupfer. Mit roten, blauen oder von Sonnenblumen verzierten Häuschen erobern private Betreiber zunehmend den Nischenmarkt der öffentlichen Telefonie. Doch keineswegs alle sind günstiger als der Ex-Monopolist. Für zusätzliche Attraktivität sorgen aber oft moderne Technik und kleine Besonderheiten.

"In unseren Telefonzellen wird über einen Ventilator Duftspray versprüht", sagt Katy Rothermel von GeKarTel. So müsse kein Kunde mehr die mit kaltem Rauch geschwängerte Luft des Vorgängers ertragen. Auch Biergestank und andere Gerüche würden neutralisiert. Doch Kunden sollen nicht nur mit Düften und Sitzgelegenheiten gelockt werden. "Wir haben den Anspruch, immer günstiger zu sein als die Telekom", beschreibt Rothermel die Philosophie des Dresdner Start-Up-Unternehmens. Genau wie ihre Mitstreiter war sie vor kurzem noch Studentin. GeKarTel entstand 1999 im Rahmen eines Existenzgründerwettbewerbs der Dresdner Hochschule für Technik und Wirtschaft.

"Die Margen sind relativ gering", nennt Rothermel eine Schwierigkeit des Geschäfts. Doch die privaten Anbieter haben einen Vorteil: Im Gegensatz zur Telekom müssen sie die Öffentlichkeit nicht flächendeckend mit Telefonen versorgen und dürfen sich auf umsatzträchtige Standorte konzentrieren. Telefone des englischen Unternehmens New World beispielsweise finden sich häufig in Bahnhöfen. "Wir statten mehr als 6000 Stationen der Deutschen Bahn aus", sagt Günther Rösler von der Öffentlichkeitsarbeit. Die Leitungen mietet das Unternehmen genau wie private Festnetzanbieter vorwiegend von der Telekom.

Theoretisch könnte jeder den Betrieb einer Telefonzelle beantragen. Doch pro Zelle müssten Kosten von 5000 bis 10.000 Euro erwirtschaftet werden. Reinigung und Reparaturen von Vandalismusschäden belasten die Kasse zusätzlich.

Um die laufenden Kosten zu senken, verzichten die Betreiber daher vielfach auf komplette Telefon-Häuschen. Stattdessen installieren sie einfache Rufsäulen, an denen Dach, Seitenwände und Telefonbuch fehlen. "Ich finde es unmöglich, dass es in Großstädten oft nur noch Säulen gibt, an denen man Wind und Wetter ungeschützt ausgesetzt ist", moniert eine Kundin. Von den etwa 110.000 öffentlichen Telefonen der Telekom besäßen rund 100000 nach wie vor vier Wände, hält ein Telekomsprecher dagegen. Dass sich in den Häuschen im Gegensatz zu früher kein Telefonbuch mehr befinde, liege am Vandalismus.

Der Bonner Konkurrent Tele-Ruf installiert selbst viele Säulen und gewinnt ihnen Positives ab -- zum Beispiel in sportlicher Hinsicht: "Wir sehen immer wieder, dass Fahrradfahrer die Telefone nutzen, ohne dabei absteigen zu müssen", sagt Stefan Martinstätter. Er glaubt an die Zukunft öffentlicher Telefonie-Einrichtungen: "Sie werden auch in fünfzehn Jahren eine absolute Daseinsberechtigung haben." (dpa)
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