Nach einem Verhandlungsmarathon haben die Tarifparteien des öffentlichen Dienstes Freitagnacht einen Kompromiss gefunden und somit einen drohenden Streik abgewendet. Nach Meinung von Verdi-Chef Frank Bsirske kommt die Gewerkschaft an ihre ursprüngliche Forderung von mindestens drei Prozent heran.
Schily und Bsirske
Der Kompromiss nach fast 30-stündigen Verhandlungen sieht einen Anstieg von Löhnen und Gehältern der drei Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst in drei Stufen vor. Für die unteren und mittleren Einkommensgruppen sollen Löhne und Gehälter zum 1. Januar 2003 um 2,4 Prozent steigen. Für die oberen Tarifgruppen soll die Erhöhung zum 1. April folgen. Zum 1. Januar 2004 und zum 1. Mai 2004 sind weitere Erhöhungen um je ein Prozent vorgesehen. Für dieses Jahr wurde ferner eine Einmalzahlung von maximal 185 Euro vereinbart, für das folgende 50 Euro. Für die Angleichung der Osteinkommen an das Westniveau beschlossen die Tarifparteien zwei Fahrpläne. Die unteren Einkommen sollen im Osten bis 2007, die oberen Einkommen bis 2009 vollständig an die Einkommen des Westens angepasst werden.
Die Großen Tarifkommissionen der Gewerkschaften wollen noch am Freitag über die erzielte Einigung abstimmen. Eine Zustimmung und damit eine endgültige Beilegung des Tarifstreits gilt als sicher.
Lange Laufzeit, geringere Kosten
Zur Entlastung der öffentlichen Haushalte beschlossen die Tarifpartner umfangreiche Kompensationen. So wurde für die Tarifvereinbarung eine ungewöhnlich lange Laufzeit von 27 Monaten bis zum 31. Januar 2005 festgelegt. Außerdem sollen die Arbeitnehmer auf einen freien Tag verzichten. Zudem ist vorgesehen, die Auszahlung der Gehälter von der Monatsmitte auf das Monatsende zu verlegen. Die sonst alle zwei Jahre fällige automatische Erhöhung der Grundvergütung soll 2003/04 halbiert werden. Ferner müssen auch die ostdeutschen Arbeitnehmer künftig in die zusätzliche Altersversorgung einzahlen.Nach Angaben der Arbeitgeber bedeutet der gefundene Kompromiss für die öffentlichen Haushalte eine Belastung von 1,89 Mrd. Euro. Dies seien 400 Mio. Euro weniger als in der Empfehlung der Schlichter.
Entgegen erster optimistischer Einschätzungen kam der Durchbruch in den Gesprächen nach mehreren Anläufen und Beratungen vor allem im Lager der Kommunen erst kurz nach Mitternacht. Bundesinnenminister Otto Schily nannte die Vereinbarung einen vertretbaren Kompromiss, der für die öffentlichen Haushalte an die Grenzen der Finanzierbarkeit gehe. Es sei den Arbeitgebern wichtig gewesen, dass linearen Einkommenserhöhungen umfangreiche Gegenfinanzierungen gegenüberstehen.
An der Schwelle zum Streik
Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, sprach ebenso wie Schily von außerordentlich schwierigen Verhandlungen. Vor der entscheidenden Gesprächsrunde habe man an der Schwelle zu Streiks gestanden. Bsirske, der für die Gewerkschaft mit einer Forderung von mindestens drei Prozent mehr Einkommen in seine erste Tarifrunde als Verhandlungsführer gegangen war, verteidigte den Abschluss. "Wir kommen an die Drei heran", sagte der Verdi-Chef. Der Verhandlungsführer der Tarifunion des Beamtenbundes, Robert Dera, bezeichnete die Einigung als eine "Kompromiss-Drei".
Abschluss zu hoch
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, kritisierte den Abschluss als zu hoch. "Das bedeutet jetzt, dass letztlich Personalabbau auf der Tagesordnung steht", sagte er im ZDF-Morgenmagazin. Nicht unterschätzt werden dürfe auch die negative Signalwirkung auf die Tarifverhandlungen anderer Branchen.
Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, begrüßte den bevorstehenden Tarifabschluss dagegen. "Ich glaube, dass Verdi bewiesen hat, dass sie sehr, sehr verantwortungsbewusst handelt", sagte er im Deutschlandfunk. Die Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst würden "weiterhin nicht abgekoppelt werden von ihren Kollegen in der Privatwirtschaft".
Die Stadt Magdeburg kündigte als Folge des Tarifabschlusses die Streichung von bis zu 500 Arbeitsplätzen in den kommenden Jahren an. "Die Größenordnung in Magdeburg ist in etwa bis zum Jahr 2006 (...), dass wir 400 bis 500 Stellen streichen müssen", sagte Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) im ZDF. Die Notwendigkeit zu Einsparungen habe es auch vorher schon gegeben. "Aber umso mehr der Druck jetzt kommt über die Anpassung der Tarife, wird der zeitliche Druck größer und wir werden radikalere Maßnahmen ergreifen müssen."
(Quelle: ftd.de)
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Super: jetzt haben die Gewerkschaften einen "tollen" Abschluß zu verbuchen, aber dafür werden Leute entlassen. Mir scheint, wenn man Gewerkschaftsführer werden will, dann muß man jedes Fünkchen ökonomischen Verständnisses sofort aus seinem Kopf verbannen......
So long,
Calexa
www.investorweb.de
Schily und Bsirske
Der Kompromiss nach fast 30-stündigen Verhandlungen sieht einen Anstieg von Löhnen und Gehältern der drei Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst in drei Stufen vor. Für die unteren und mittleren Einkommensgruppen sollen Löhne und Gehälter zum 1. Januar 2003 um 2,4 Prozent steigen. Für die oberen Tarifgruppen soll die Erhöhung zum 1. April folgen. Zum 1. Januar 2004 und zum 1. Mai 2004 sind weitere Erhöhungen um je ein Prozent vorgesehen. Für dieses Jahr wurde ferner eine Einmalzahlung von maximal 185 Euro vereinbart, für das folgende 50 Euro. Für die Angleichung der Osteinkommen an das Westniveau beschlossen die Tarifparteien zwei Fahrpläne. Die unteren Einkommen sollen im Osten bis 2007, die oberen Einkommen bis 2009 vollständig an die Einkommen des Westens angepasst werden.
Die Großen Tarifkommissionen der Gewerkschaften wollen noch am Freitag über die erzielte Einigung abstimmen. Eine Zustimmung und damit eine endgültige Beilegung des Tarifstreits gilt als sicher.
Lange Laufzeit, geringere Kosten
Zur Entlastung der öffentlichen Haushalte beschlossen die Tarifpartner umfangreiche Kompensationen. So wurde für die Tarifvereinbarung eine ungewöhnlich lange Laufzeit von 27 Monaten bis zum 31. Januar 2005 festgelegt. Außerdem sollen die Arbeitnehmer auf einen freien Tag verzichten. Zudem ist vorgesehen, die Auszahlung der Gehälter von der Monatsmitte auf das Monatsende zu verlegen. Die sonst alle zwei Jahre fällige automatische Erhöhung der Grundvergütung soll 2003/04 halbiert werden. Ferner müssen auch die ostdeutschen Arbeitnehmer künftig in die zusätzliche Altersversorgung einzahlen.Nach Angaben der Arbeitgeber bedeutet der gefundene Kompromiss für die öffentlichen Haushalte eine Belastung von 1,89 Mrd. Euro. Dies seien 400 Mio. Euro weniger als in der Empfehlung der Schlichter.
Entgegen erster optimistischer Einschätzungen kam der Durchbruch in den Gesprächen nach mehreren Anläufen und Beratungen vor allem im Lager der Kommunen erst kurz nach Mitternacht. Bundesinnenminister Otto Schily nannte die Vereinbarung einen vertretbaren Kompromiss, der für die öffentlichen Haushalte an die Grenzen der Finanzierbarkeit gehe. Es sei den Arbeitgebern wichtig gewesen, dass linearen Einkommenserhöhungen umfangreiche Gegenfinanzierungen gegenüberstehen.
An der Schwelle zum Streik
Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, sprach ebenso wie Schily von außerordentlich schwierigen Verhandlungen. Vor der entscheidenden Gesprächsrunde habe man an der Schwelle zu Streiks gestanden. Bsirske, der für die Gewerkschaft mit einer Forderung von mindestens drei Prozent mehr Einkommen in seine erste Tarifrunde als Verhandlungsführer gegangen war, verteidigte den Abschluss. "Wir kommen an die Drei heran", sagte der Verdi-Chef. Der Verhandlungsführer der Tarifunion des Beamtenbundes, Robert Dera, bezeichnete die Einigung als eine "Kompromiss-Drei".
Abschluss zu hoch
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, kritisierte den Abschluss als zu hoch. "Das bedeutet jetzt, dass letztlich Personalabbau auf der Tagesordnung steht", sagte er im ZDF-Morgenmagazin. Nicht unterschätzt werden dürfe auch die negative Signalwirkung auf die Tarifverhandlungen anderer Branchen.
Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, begrüßte den bevorstehenden Tarifabschluss dagegen. "Ich glaube, dass Verdi bewiesen hat, dass sie sehr, sehr verantwortungsbewusst handelt", sagte er im Deutschlandfunk. Die Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst würden "weiterhin nicht abgekoppelt werden von ihren Kollegen in der Privatwirtschaft".
Die Stadt Magdeburg kündigte als Folge des Tarifabschlusses die Streichung von bis zu 500 Arbeitsplätzen in den kommenden Jahren an. "Die Größenordnung in Magdeburg ist in etwa bis zum Jahr 2006 (...), dass wir 400 bis 500 Stellen streichen müssen", sagte Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) im ZDF. Die Notwendigkeit zu Einsparungen habe es auch vorher schon gegeben. "Aber umso mehr der Druck jetzt kommt über die Anpassung der Tarife, wird der zeitliche Druck größer und wir werden radikalere Maßnahmen ergreifen müssen."
(Quelle: ftd.de)
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Super: jetzt haben die Gewerkschaften einen "tollen" Abschluß zu verbuchen, aber dafür werden Leute entlassen. Mir scheint, wenn man Gewerkschaftsführer werden will, dann muß man jedes Fünkchen ökonomischen Verständnisses sofort aus seinem Kopf verbannen......
So long,
Calexa
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