17. Dezember 2002 In erstaunlich guter Verfassung präsentierte sich der deutsche Aktienmarkt am Montag. Mit dem Dax ging es gleich um über vier Prozent nach oben. Da die Wall Street auf dem Tageshoch aus dem Handel ging, sehen auch die Vorzeichen für den Dienstagshandel positiv aus. Als Bremse könnte sich für die exportorientierten Titel allerdings der feste Euro erweisen. Skeptiker verweisen im übrigen darauf, dass die Vortagesgewinne bei dünnen Umsätzen zustande gekommen seien und es sich nicht um mehr als um die übliche Kursspielereien zum Jahresultimo handele.
Anleihen leiden unter Aktienstärke
Das altbewährte Spiel hat sich auch am Montag fortgesetzt: Sobald sich die Aktienkurse deutlich erholen, kommt es bei den Anleihen zu Kursverlusten. Nachdem sich dieser Prozess auch in den USA abgespielt hat, stellen sich Händler auch am Dienstag auf eine Konsolidierung am hießigen Rentenmarkt für den Fall ein, dass die überraschende Stärke der Aktienmärkte vom Montag anhält. Der europäische Rentenmarkt werde aber durch die feste Verfassung des Euro gestützt.
Euro auf Höhenflug
Deutlich befestigt zeigt sich der Euro am Dienstagmorgen. Gegen 7.25 Uhr kostet ein Euro 1,0276 Dollar nach 1,0226 Dollar am Montagabend in New York. Zum Yen notiert die US-Währung mit 120,66 Yen nach 121,35 Yen. Die Aufschläge für den Euro führten Händler unter anderem auf die allgemein negative Stimmung gegenüber der US-Währung angesichts des drohenden Kriegs in Irak sowie der zunehmenden Spannungen der USA mit Nordkorea zurück. Vor dem Kauf größerer Positionen warteten die Anleger nach Einschätzung von Händlern aber jetzt erst einmal auf die am Nachmittag anstehende Bekanntgabe wichtiger US-Konjunkturdaten wie die Verbraucherpreise für November und die Industrieproduktion für November.
Börse Japan beendet Verlustserie
Nach neun Handelstagen mit Verlusten hat es am japanischen Aktienmarkt am Dienstag beflügelt von den guten Vorgaben von der Wall Street wieder einmal zu Kursgewinnen gereicht. Der Nikkei-225-Index gewann 0,7 Prozent auf 8.510,73 Punkte und der marktbreitere Topix-Index 0,5 Prozent auf 831,92 Zähler. Erholt zeigten sich auch die Bankaktien, die positiv auf Gerüchte reagierten, wonach jene Institute, die öffentliche Gelder beanspruchten, nicht automatisch eine Kapitalherabsetzung zu befürchten brauchten.
Aktien Hongkong am Mittag im Plus
Mit einer festeren Tendenz präsentieren sich die Aktienkurse an der Börse in Hongkong am Dienstagmittag (Ortszeit). Zum Ende der ersten Sitzungshälfte gewinnt der Hang-Seng-Index (HSI) 0,9 Prozent auf 9.746 Punkten. Ein Marktteilnehmer beschreibt den Handel bisher als relativ energielos, denn es fehlten die Impulse. Zu den größten Gewinnern bei den Blue-Chips zählen HSBC, Esprit und CNOOC. Nach Einschätzung eines Händlers bei Credit Lyonnais reflektieren die Gewinne eher die Volatilität dieser Aktien, und gingen nicht auf eine Veränderung der Fundamentaldaten zurück. Für eine optimistische Einstellung sei es angesichts der vorhandenen Unsicherheiten noch zu früh. Marktteilnehmer erwarten deshalb, dass sich der HSI zwischen 9.500 Punkten und 10.000 Punkten aus dem Jahr verabschieden wird.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach US-Börsenschluss
Etwas höher präsentierten sich die Aktienkurse am Montag im nachbörslichen Geschäft. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator verbesserte sich leicht um 0,12 Prozent auf 1.043,68 Punkte. Kmart-Aktien haben nachbörslich kräftige Verluste eingefahren. Das Unternehmen hatte mitgeteilt, seine Aktien zukünftig im Freihandel statt an der Nyse listen zu lassen. Die Titel baissierten daraufhin um 18,97 Prozent auf 0,47 Dollar. Zu den Gewinnern zählten dagegen Callaway Golf. Das Unternehmen hatte die Ergebnis- und Umsatzprognose 2002 angehoben. Für das Geschäftsjahr 2002 erwartet Callaway einen Gewinn je Aktie nach Sonderposten zwischen 0,96 und 1,00 Dollar. Die Konsensschätzung von Thomson First Call ging bisher von einem Gewinn je Aktie von 0,92 Dollar aus. Im Gefolge rückten um 4,7 Prozent auf 12,30 Dollar vor. Applied Microsystems hatte mitgeteilt, dass das Board of Directors den Aktionären die Liquidation der Gesellschaft empfohlen hat. Die Titel wurden nachbörslich nicht gehandelt. Der letzte Kurs betrug 0,21 Dollar.
Hoffnung auf Jahresend-Rally treibt US-Börsen an
Die Hoffnung der Anleger auf eine Jahresend-Rally hat den US-Börsen am Montag deutliche Kursgewinne beschert. Die Investoren seien nach den Kursverlusten der vergangenen zwei Wochen auf dem niedrigeren Niveau wieder eingestiegen, sagten Händler. Den Markt gestützt habe auch die von der Investmentbank Lehman Brothers empfohlene höhere Gewichtung von US-Aktien in ihrem Musterportfolio.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 2,30 Prozent höher bei rund 8.628 Punkten, der Nasdaq-Composite kletterte um 2,78 Prozent auf rund 1.400 Zähler und der breiter gefasste S&P-500-Index um 2,35 Prozent auf rund 910 Punkte.
"Die Anleger denken sich offenbar, dass wir in den vergangenen zwei Wochen genug geschlagen wurden", sagte Henry Herrmann von Waddell & Reed. Der Markt gehe für gewöhnlich vor den Weihnachtsfeiertagen nach oben. Ermutigend sei außerdem, dass der Markt sich nach den Verlusten der Vorwochen gut gehalten habe, sagten Händler. Die Investoren hätten zudem Gelder aus US-Staatsanleihen in Aktien umgeschichtet. „Es gibt viele kurzfristig orientierte Fondsmanager, die vor dem Jahresende einige Positionen verschieben", sagte Brett Gallagher von Julius Baer in New York.
Im Mittelpunkt standen nach Händlerangaben Einzelhandels- und Ölwerte. Der weltgrößte Einzelhandelskonzern Wal-Mart-Stores teilte mit, der Umsatz in der vergangenen Woche habe am unteren Ende der Erwartungen gelegen. Nach wie vor sei für Dezember aber mit einem Umsatzplus von drei bis fünf Prozent zu rechnen. Die im Dow-Jones-Index enthaltenen Wal-Mart-Aktien zogen um rund 2,8 Prozent auf 51,94 Dollar an. J.C.Penney erwartet nach eigenen Angaben im Dezember einen Umsatz über der bisherigen Prognose. Die Aktien des Konzerns stiegen um rund 4,9 Prozent auf 24,75 Dollar.
Ölwerte legten im Zuge des deutlich höheren Rohölpreises ebenfalls kräftig zu. Die Titel des Ölkonzerns Exxon Mobil kletterten um rund 2,3 Prozent auf 35,86 Dollar. Der Generalstreik in Venezuela, aber auch die anhaltende Furcht vor einem Irak-Krieg hatten den Ölpreis nach Händlerangaben kräftig steigen lassen. Die Aktien des US-Mischkonzerns General Electric legten um rund 3,7 Prozent auf 26,43 Dollar zu und waren der umsatzstärkste Wert an der New York Stock Exchange. Das Unternehmen hatte am Freitag mitgeteilt, die Dividende solle zum 27. Mal in Folge angehoben werden.
Auch die von Lehman Brothers vorgeschlagene höhere Gewichtung von US-Aktien im Musterportfolio habe die Kurse gestützt, sagten Händler. Lehman-Stratege Ian Scott hatte empfohlen, den Anteil an US-Aktien auf 50 von bisher 39 Prozent zu erhöhen, die Gewichtung europäischer Werte mit Ausnahme britischer Aktien jedoch auf 24 von 35 Prozent zu senken.
US-Anleihen schließen schwächer - Fester Aktienmarkt drückt
Parallel zum festen Aktienmarkt haben sich die Notierungen der US-Anleihen am Montag bei ruhigem Handel schwächer gezeigt. Zehnjährige Titel mit einer Zinsausstattung von 4,0 Prozent verloren 17/32 auf 98-28/32 und rentierten mit 4,134 Prozent, nach 4,075 Prozent am Freitag. Der Longbond mit einem Kupon von 5,375 Prozent fiel um 1-2/32 auf 105-11/32. Die Rendite stieg von 4,959 Prozent auf 5,015 Prozent. Da es an anderen Impulsen gefehlt haben, hätten die Aktienbörsen die Richtung bestimmt, sagten Analysten.
Der Markt habe in Erwartung von Ereignissen verharrt, die in dieser Woche anstehen und Richtungsvorgaben liefern könnten. Dazu gehörten die Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise im November am Dienstag und die Ansprache von Notenbank-Präsident Alan Greenspan vor dem Economic Club of New York am Donnerstag. Ein kleiner negativer Impuls wurde vom einzigen Konjunkturdatum am Montag geliefert. Demzufolge hat die New York Federal Reserve Bank für den November für ihren Distrikt positive Konjunkturdaten mitgeteilt. Dies habe die Notierungen der Anleihen ebenfalls etwas belastet, hieß es am Markt.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
Den Frühaufsteher können Sie auch als kostenlosen Newsletter bestellen. Klicken Sie hierzu auf „Meine Daten“ in der Kopfzeile.