Von Rüdiger Köhn, München
T-Online verhandelt derzeit mit mehr als zehn Unternehmen über eine Partnerschaft. Über Allianzen will die Tochter der Deutschen Telekom ihr Angebot an Inhalten deutlich ausweiten.
Dabei seien auch Beteiligungen nicht ausgeschlossen, sagte Detlev Buchal, Telekom-Vorstand und Interims-Vorstandschef bei der Online-Tochter, am Rande der Systems 2000 in München. "Bei den Verhandlungen dürfen wir nichts ausschließen und auch nicht zu engspurig verfahren", sagte Buchal. Gehe es um eine Partnerschaft mit besonderer Exklusivität, sei eine Beteiligung des Partners an T-Online möglich. Dies gilt auch umgekehrt mit einem Einstieg von T-Online bei einem Inhalte-Anbieter. Dabei könne es sich auch um ein symbolisches Engagement handeln. "Es muss nicht gleich eine Mehrheitsbeteiligung sein", gab der Vorstand zu verstehen. Damit könnte sich das Muster der Überkreuzbeteiligung wiederholen, die der Online-Anbieter mit der Commerzbank-Tochter Comdirect eingegangen ist. T-Online ist mit gut 21 Prozent an der Direktbank beteiligt. Commerzbank hält rund zwei Prozent an der Telekom-Gesellschaft. Zu Spekulationen über Gespräche mit dem Medienmagnaten Leo Kirch äußerte sich Buchal nicht direkt, dementierte sie allerdings auch nicht.
Internet-Zugänge werden Massenware
T-Online ist mit sieben Millionen Kunden nach eigenen Angaben der führende europäische Internet-Anbieter. Das Unternehmen ist aber gezwungen, über Allianzen den Inhalte-Auftritt zu verstärken. Internet-Zugänge werden künftig nur noch als Massenware gehandelt, bei der die Konkurrenz und der Preiskampf immer härter werden. Über ein wachsendes Inhalte-Angebot will sich T-Online den eigentlichen Zukunftsmarkt erschließen. Die geplanten Allianzen bilden für ihn die ideale Kombination: "Wir bieten die Reichweite, die Partner die Inhalte."
Die Kooperationen sind Bestandteil eines geplanten breitbandigen Internet-Auftritts. T-Online baut dazu ein eigenes Breitband-Portal auf. Partner sucht das Unternehmen in den Bereichen Nachrichten, Sport und Unterhaltung. Zwar wird in bestimmten Bereichen eine exklusive Zusammenarbeit angestrebt. Doch strebt T-Online auch ein umfassendes Angebot mit vielen Anbietern an. Damit will der Internet-Provider den Markt in der vollen Breite erschließen.
Bestandteil des Konzeptes ist auch das Angebot von Dienstleistungen gegen Bezahlung. Das Herunterladen von Software soll ebenso über T-Online möglich sein wie der Zugang zu Analysen oder Forschungsberichten. Die technischen Voraussetzungen sind geschaffen, dass auch kleinere Beträge abgebucht werden können. Offen ist aber, wie das "Micro Payment" von den Banken aufgenommen wird.
Noch vor dem Aufbau des Breitband-Portals bei T-Online hat die Telekom mit T-DSL einen Breitband-Anschluss für die schnelle Internet-Kommunikation geschaffen. Bis Ende Oktober hat Telekom mehr als 300.000 T-DSL-Anschlüsse vermarktet. Bis Jahresende sollen 60 Prozent, bis Ende 2001 90 Prozent der deutschen Haushalte mit dem Breitband erreichbar sein.
Laut Buchal hält die Deutsche Telekom an dem Börsengang der Mobilfunk-Tochter T-Mobile im kommenden Jahr fest. Er wird allerdings erst nach der Integration von Voicestream in den USA erfolgen. Der Kauf hatte zur Absage des Going Public in diesem Jahr geführt. Nun wird der Spätherbst 2001 ins Auge gefasst.